■ Glosse: Currywurscht für SSS
Es ist bekannt, daß die Grünen zu moralischen Strafaktionen ein inniges Verhältnis besitzen. Wer sich daneben benimmt, wird abgemahnt. Bei soviel Glaube an die Political Correctness nimmt es nicht Wunder, daß jetzt ein „Dringlichkeitsantrag“ der Fraktion über die Abgeordnetenhausbühne ging, in dem Sitzungen schwänzende Senatsmitglieder (SSS) zur Anwesenheitspflicht auf den Regierungsbänken verdonnert werden. Wer fehlt, braucht künftig eine Entschuldigung vom Arzt oder von seiner Mutter.
Sitzungsmuffel kommen an den Pranger, es sei denn, der Fahrdienst oder ein alter Kumpel bezeugen „unabweisbare dienstliche und persönliche Angelegenheiten“. Daß die Strafaktion auch in die Hose gehen kann, daran haben die grünen Parlamentsordner nicht gedacht. Denn Repressionen beflügeln die Phantasie und das Widerstandspotential: Schulsenatorin Stahmer soll bereits wieder in der Nähe von Currywurschtbuden gesichtet worden sein. Rolf Lautenschläger
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