Sabine am Orde über den Coup der AfD in Thüringen
: Der Sieger bleibt Höcke

Landtag auflösen? Neuwahlen? So oder so: Der Thüringer AfD ist ein Coup geglückt. Der Sieger vom Mittwoch heißt Björn Höcke. Aus gleich mehreren Gründen.

Erstens hatte – das ist offensichtlich – Thüringen nun einen Ministerpräsidenten von Gnaden der AfD – wenn auch nur für einen Tag. FDP und CDU haben dafür gemeinsame Sache mit der radikal rechten Partei gemacht.

Gemeinsame Sache ausgerechnet mit dem Landesverband, der innerhalb der rechten Partei ganz rechts außen steht. Höcke, ihren Chef, darf man mit richterlichem Segen einen Faschisten nennen; der Verfassungsschutz prüft derzeit eine Beobachtung.

Damit hat die Brandmauer, die FDP und insbesondere CDU ziehen wollten und die zum Schutz der Demokratie dringend nötig ist, tiefe Risse bekommen. Das sei ein erster Schritt gegen die Ausgrenzung der AfD, hatte denn auch Alexander Gauland frohlockt.

Höcke hat CDU und FDP in einen Raum gelockt und draußen an die Tür das Schild „bürgerliche Mitte“ genagelt. Das stimmt zwar ganz und gar nicht, wird der AfD aber in ihrer Selbstverharmlosungsstrategie, die so wichtig für das weitere Vordringen ins bürgerliche Lager ist, weiter nutzen.

Gauland dürfte sich aber auch aus einem weiteren Grund freuen. Seinem Ziel, die CDU – deren Mitglied er jahrzehntelang war – in die Spaltung und damit einen Teil weiter in Richtung AfD zu treiben, ist er mit Höckes Coup ein großes Stück näher gekommen.

Die CDU-Bundesspitze hat sich deutlich von ihrem Thüringer Landesverband distanziert und mit Konsequenzen gedroht; in Erfurt steht Fraktions- und Landeschef Mike Mohring intern auf der Abschussliste. Die, die Zusammenarbeit mit der AfD ohnehin nicht ausschließen wollen, lauern schon lange.

Höcke darf aber auch parteiintern einen Sieg verbuchen. So ein Coup ist in der Partei noch niemandem geglückt. Es hagelte Glückwünsche auch von denen, die Höcke eigentlich kritisch gegenüberstehen. Das stärkt ihn und seinen „Flügel“ weiter, Kritik wird noch weiter verstummen. Die AfD ist immer fester in Flügelhand.