■ Couchpotato's Chips & Tips: Samstag / Sonntag
Mumie – Tal des Todes
Das kommt davon, wenn man als Heidenpriester gegen das Keuschheitsgelübde verstößt: Man muß 3.000 Jahre später den Wiedergänger markieren. Tony Curtis wandelt als Mumie auf den Spuren Boris Karloffs und Christopher Lees und hat fürwahr schon bessere Zeiten gesehen.(Pro 7, 12.55 Uhr)
Die Besucher
Auf dem Wege vom original Kultstar zum verläßlichen Einspielgaranten ist derzeit Jean Reno. Daheim in Frankreich steigerte er seinen Marktwert unter anderem mit dieser Zeitreisekomödie, die 1993 über vier Millionen Betrachter anlockte. Reno ist ein Rittersmann aus dem Jahre 1122, meuchelt als solcher rein aus Versehen seinen Schwiegervater in spe und möchte das Ungeschick durch einen kurzen Trip in die Vergangenheit beheben, landet aber infolge eines Versehens des zuständigen Druiden mitsamt dem Knappen in der Zukunft. Dort gilt es, Turniere mit ruchlosen Postautos auszufechten und die degenerierten Nachkommen auf Vordermann zu bringen.(Vox, 14 Uhr)
Küstenwache
Ob Feuer, Seenot oder Hera Lind – das ZDF läßt sich derzeit aber auch keine Katastrophe entgehen.(ZDF, 20.15 Uhr)
Streets
Nur 19 Tage Drehzeit und eine Handvoll Dollar standen der Regisseurin Katt Shea Ruben zur Verfügung, um das mit ihrem Mann Andy Ruben verfaßte Script umzusetzen. Eingekleidet in die handelsübliche Geschichte vom Serienkiller, der unter obdachlosen Straßenmädchen wildert – ein unumgänglicher Tribut an den Produzenten Roger Corman – , bringt der Film eine durchaus ernsthafte Bestandsaufnahme des Lebens in den häßlichen Winkeln L.A.s Christina Applegate, ansonsten als Tochter der dysfunktionalen Bundy-Sippe von vielen gern gesehen, gab als Hauptdarstellerin ihr Kinodebüt.(TM 3, 22.40 Uhr)
Daktari
Stiekum hat sich auch der Daktari wieder ins Programm gepirscht. Der Kontinent wird gedoubelt von „Africa, USA“, dem weitläufigen Freigehege des Tierfilmers Ivan Tors, der mit dieser Serie seinen Kinofilm „Clarence, der schielende Löwe“ fortführte. Ebenfalls zugegen ist des Daktaris blonde Tochter, ein asexuelles Wesen, dem durchaus eine unbefleckte Empfängnis zuzutrauen wäre – die in der letzten Staffel in Gestalt eines siebenjährigen Waisenkindes wahrhaftig eintrat. Eine mit Befleckung verbundene Empfängnis wäre auch mißlich, weil es in der Wildnis keine chemischen Reinigungen gibt.(Kabel 1, 14.30 Uhr)
Gangsterjagd in Brooklyn
Noch immer werden – namentlich von der Dreigroschen- und Gelegenheitskritik – gern Zeilen geschunden mit nichtsnutzigen Jammerreden von der akuten Einfallslosigkeit Hollywoods, die sich unter anderem in der Fortsetzung bewährter Kassenfüller äußere. Reprisen und Reihenfilme aber bildeten schon seit Stummfilmzeiten eine feste Größe in den Produktionsplänen der amerikanischen Studios: Joe Hembus nannte sie „Hollywoods Brot- und Butterfilme“ und, mit Hinblick auf das Vermögen ihrer Urheber, „die wahre Muskelkraft des amerikanischen Films“. So spielte Red Skelton den Radiodektektiv „The Fox“ in gleich drei Filmen, deren erster noch dazu ein Remake war. Stets widerfuhr dem Fuchs sehr Widriges, oftmals mit einer gewissen heiteren Note – er wurde entführt, bei der Eheschließung gestört oder, wie im vorliegenden Falle, unschuldig des Mordes verdächtigt.(Super RTL, 22.10 Uhr)
Zeugenaussage
Diverse Figuren der Zeitgeschichte hat er schon gegeben: Diesmal muß Ben Kingsley seinen Charakterkopf für Dmitrij Schostakowitsch herhalten und sich von Stalins Schergen molestieren lassen.(Nord 3, 23.45 Uhr)
Harald Keller
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