: Corporate Identity für alle!
■ An der Hochschule für Wirtschaft und Politik soll es ab heute ein Leitbild geben
Perspektiven, Prinzipien, Postulate müssen her, das ist allen HochschulreformerInnen klar. Die Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP), die auf dem Campus neben der großen Universität kaum auffällt, will nun Vorreiterin in der Selbsterneuerung werden.
„Eine Hochschule ohne corporate identity funktioniert nicht“, sagt HWP-Sprecherin Sigrun Nickel. Deshalb möchte sich die HWP, mit 2.500 Studierenden eine sehr kleine Hochschule, nun ein Profil geben, das sie „Leitbild und Entwicklungsstrategie“ nennt. Das Leitbild, eine werbende Selbstdarstellung, die im vergangenen Jahr von Lehrenden und Studierenden erarbeitet wurde, soll heute im höchsten Gremium der HWP, dem Hochschulsenat, verabschiedet werden. „Im Ausland gibt es so etwas schon lange“, so Nickel.
Das Leitbild nennt als HWP-Zielgruppe „Personen mit Berufserfahrung“, als Studienform die „Kommunikation zwischen Wissenschaft und Praxis“, sprich: beruflicher Orientierung, und als Ideale die Kombination von Flexibilität, Internationalität, Interdisziplinarität und Transparenz.
Wunderbar, möchte mensch meinen, aber eine Gruppe Studierender hat Einwände: Sie will heute ein ideologisch etwas zugespitzteres Gegenpapier zur Abstimmung stellen, das von einer studentischen Vollversammlung Ende Dezember verabschiedet wurde. Die Studierenden hätten nicht genug Zeit gehabt und seien nicht genügend beteiligt worden, so Heiko Hansen von der opponierenden Truppe.
„Mit dem offiziellen Leitbild sollen Widersprüche zugekleistert und eine Marktanpassung vorangetrieben werden“, kritisiert er. „Unser Leitbild betont die Tradition der HWP als arbeitnehmerorientierte Hochschule.“ HWP-Sprecherin Nickel: „Als diese Studierenden vor Weihnachten ihren Gegenentwurf vorlegten, statt Änderungsanträge zu stellen, waren einige Mitglieder des Hochschulsenats sauer.“
Unter Beschuß geraten ist die Projektgruppe, die am Profil der Arbeiter-Uni feilen soll, auch von Seiten der BetriebswirtschaftlerInnen. Dort hat sich eine Crew um Professor Dietrich Budäus formiert, die ein Konzept vorlegte, das die HWP zu einer reinen Wirtschaftshochschule machen will. Aber dafür gibt's noch nicht einmal unter BWLerInnen eine Mehrheit.
Ulrike Winkelmann
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