Coronakrise legt den Zirkus still: Löwenkot statt Artistenshow
Treten Sie ein! Erleben Sie einen Tanz auf dem dünnen Seil über dem Abgrund der Krise. Ohne Netz und Sicherheitsleine. Und ohne Publikum.
L öwenkot! Das ist überhaupt die Lösung. Martin Lacey jr. kann es allen Gartenbesitzern, die sich über ungebetenen Katzenbesuch ärgern, nur empfehlen: Einfach etwas Löwenkot verstreuen. Funktioniert garantiert, sagt er. Und wie es sich so trifft: Lacey hat jede Menge davon übrig. Schließlich gehören ihm 26 ausgewachsene Löwen.
Der Star unter den Raubtierlehrern steht an einem Imbisstisch auf dem Landsitz des Circus Krone im oberbayerischen Weßling und hält ein Gläschen mit dem Wundermittel in die Kameras. Dekoriert mit den höchsten Auszeichnungen der Zirkuswelt und verheiratet mit Jana Lacey-Krone, der Direktorin des Circus Krone, füllt er neuerdings die Hinterlassenschaften seiner Tiere in Marmeladengläser. Fünf Euro das Stück.
Natürlich ist es nur ein kleiner Gag, aber ein bezeichnender: Denn allzu viele Möglichkeiten, zu Geld zu kommen, bleiben Zirkusleuten in Tagen wie diesen tatsächlich nicht. Schließlich hat Corona, was – wie es der Zufall will – zu Deutsch ja nichts anderes als Krone heißt, die gesamte Branche lahmgelegt. Kein Publikum – kein Geld. So einfach ist die Rechnung.
Bescheidene Einnahmen in der existentiellen Krise
Zu kaufen gibt es Laceys speziellen Stoff auf dem Krone-Anwesen in Weßling, einer kleinen Gemeinde zwischen Ammer- und Starnberger See. Es ist das erste Mal, dass das Zwölf-Hektar-Gestüt, auf dem die älteren Krone-Tiere ihren Ruhestand verbringen, Besuchern offensteht. Je 30 Familien können sich nun an vier Terminen pro Wochenende über das Gelände führen lassen – inklusive einer kommentierten Raubtierprobe mit Martins Bruder Alexander Lacey, der hier gestrandet ist, nachdem sein eigenes Engagement beim Zirkus Charles Knie schon nach der Generalprobe im März ein jähes Ende fand.
Martin Lacey jr. selbst lädt derweil im Circus-Krone-Bau in München zu öffentlichen Raubtierproben. Für eine Spende von 30 bis 300 Euro können Krone-Fans für ein Jahr eine Tierpatenschaft übernehmen. Es sind bescheidene Einnahmequellen.
„Das Coronavirus droht den Zirkus, so wie wir ihn kennen, zu vernichten“, warnte schon im März die European Circus Association (ECA) in einem eindringlichen Appell an die Regierungen der EU-Staaten. Das war, fünf Tage nachdem der Circus Roncalli seine Premiere in Recklinghausen hatte absagen müssen und der actionreiche Zirkus Flic Flac in Karlsruhe die Zuschauer wieder heimschicken musste. Krone hatte da in Augsburg bereits die Tournee begonnen, während in München noch das dritte Winterprogramm lief. „Aber am 7. oder 8. März haben wir plötzlich gesehen: Der Vorverkauf bricht total ein. Irgendwas stimmt da nicht“, erzählt Martin Lacey jr. „Und dann ging es ganz, ganz schnell.“
Martin Lacey jr., Raubtierlehrer des Circus Krone
Ein paar Wochen später schlug die Circus Association noch einmal in einem Schreiben an die Bundesregierung Alarm: „Ohne staatliche Hilfe“, heißt es darin, „werden die Zirkusunternehmen nicht in der Lage sein, die jetzigen Verluste zu kompensieren und erneut auf Tournee zu gehen.“ Allein die 11 deutschen Mitgliedszirkusse verzeichneten täglich einen Einkommensverlust von 250.000 Euro, rechnete der Verband vor und forderte sofortige und nicht rückzahlbare staatliche Hilfen.
Die Branche, ohnehin seit Jahren in der Dauerkrise, wird von den Folgen der Pandemie getroffen wie kaum eine andere – allerdings unter dem Radar von Öffentlichkeit und Politik. Im Konjunkturpaket der Bundesregierung würden Zirkusse noch nicht einmal genannt, ärgert sich Helmut Grosscurth, der Präsident der Gesellschaft der Circusfreunde. „Die fallen durch alle Raster.“
München, Ecke Englschalkinger und Cosimastraße. In seinem ganzen Leben ist Anton Kaiser noch nie so lange an einem Ort geblieben. Vier Monate sind es jetzt, dass der 48-Jährige jeden Morgen durch das Fenster seines Wohnwagens immer dasselbe sieht: eine Wiese gleich neben einer Badeanstalt. Denn hier steckt er mit seinem Circus Baldoni fest.
Kaiser sitzt auf der Eckbank im Gemeinschaftswagen, dort wo sich sonst die Zirkusleute zu den Mahlzeiten treffen. Die Zirkusleute – das sind die insgesamt zehnköpfige Familie und ein angestellter Tierpfleger.
Vor der Tür kauen Ralph, Ahmed und Zeus auf Heubüscheln herum. Seit Monaten bekommen die drei Kamelhengste wie auch die rund 60 anderen Tiere nur noch gespendetes Futter zu fressen. Im hinteren Auslauf schreit einer der mazedonischen Zwergesel, ein paar Gänse antworten ihm.
Auch Familienzirkus Baldoni ist in Not
Der Circus Baldoni Kaiser ist einer jener kleinen Familienzirkusse, von denen es rund 250 in Deutschland geben soll. Genau weiß das niemand. Anton Kaiser, im Zirkus seiner Eltern in Nordrhein-Westfalen aufgewachsen, landete Anfang der Neunziger in Bayern, wo er seinen eigenen Zirkus gründete.
500 Menschen passen in das Zelt, das sie längst abgebaut haben, doch vor ausverkauften Rängen treten die Kaisers auch zu normalen Zeiten selten auf. Wenn er bei einem Gastspiel auf einen Schnitt von 80, 90 Besucher kommt, ist Kaiser schon zufrieden. Gespielt wird aber auch, wenn nur 20 Zuschauer kommen. Das ist für Kaiser Ehrensache. „Leute nach Hause schicken ist die schlechteste Reklame.“
Dem Direktor sind solche Grundsätze wichtig. Auch dass er niemandem auf der Tasche liegen will. Er will etwas leisten für sein Geld, sagt er. Doch wie, wenn man seinen Beruf nicht ausüben darf? Zum ersten Mal ist der Zirkus nun auf Unterstützung angewiesen. Die Corona-Soforthilfe hat Kaiser bekommen, die Familienmitglieder beziehen Hartz IV, die Stadt begnügt sich mit einer symbolischen Platzmiete von 120 Euro im Monat.
Vor allem aber sind es die Menschen und Firmen aus dem Viertel, die den Zirkus über Wasser halten. All die Leute, die ständig Tüten mit Salat oder Karotten an den Zaun hängen, der Reiterhof, der eine Ladung Heu bringt, oder die Hufschmiedin, die kostenlos ihre Dienste anbietet. Es waren die Passanten, die Anton Kaiser erst bedrängen mussten, doch bitte Schilder aufzustellen, um Spenden zu bitten. „Schreiben Sie, was Sie wollen“, sagt Anton Kaiser. „Aber bitte schreiben Sie, wie dankbar wir den Münchnern sind. Es ist Wahnsinn, wie die Leute uns geholfen haben.“
„Wir sind Überlebenskünstler“
Anders als Theater oder Museen zählt Zirkus in Deutschland nicht als Kultur, Subventionen und Fördertöpfe bleiben ihm verschlossen. Zirkus läuft hier als Gewerbe, die zuständige Berufsgenossenschaft: Nahrungsmittel und Gastgewerbe. Wohl nirgends in Europa hat der Zirkus einen so geringen Stellenwert wie in dem Land von Sarrasani, Krone, Roncalli, Busch, Althoff, Barum, Renz … Viele der großen Namen gehören denn auch längst einer glamouröseren Vergangenheit an.
Von Ursula von der Leyen bekam die Circus Association ein Schreiben, in dem der Zirkus als lebendiger Teil des europäischen Kulturerbes mit einer jahrhundertealten Geschichte bezeichnet und auf milliardenschwere EU-Hilfsfonds hingewiesen wird, aus denen auch diesen Unternehmen geholfen werden könne. Die deutsche EU-Kommissionspräsidentin fügte allerdings hinzu, für die Verteilung der Gelder seien die einzelnen Mitgliedstaaten zuständig.
Zirkusdirektor Kaiser macht sich denn auch Sorgen – am wenigsten allerdings um sich selbst. „Wir Kleinen, wir hauen uns irgendwie durch. Wir sind Überlebenskünstler. Aber der Krone kann das nicht.“ Wenn Kaiser von Krone spricht, schwingt eine gehörige Portion Ehrfurcht mit. Und natürlich weiß Kaiser: Krone hat als Flaggschiff eine große Bedeutung für die ganze Zirkuswelt. Krone hält den Zirkus in den Köpfen der Menschen wach, davon profitieren auch kleine Familienbetriebe wie Baldoni. „Es wäre traurig, wenn es Corona schaffen würde, eine so alte Zirkusinstitution zum Erliegen zu bringen.“
Derzeit liegen zwischen den beiden Zirkussen gerade einmal vier Kilometer Luftlinie. Der Circus-Krone-Bau an der Marsstraße, nicht weit vom Münchner Hauptbahnhof entfernt, ist längst ein Wahrzeichen der Stadt. Die Beatles hatten hier 1966 ihren legendären Auftritt, der berühmte Clown Charlie Rivel gab hier 1981 seine Abschiedsvorstellung. Jetzt steht er draußen vor der Tür – in Bronze. Jemand hat der Statue einen Mundschutz umgebunden.
Proben mit den Löwen – aber wann geht es wieder los?
Wenige Tage vor der Eröffnung in Weßling probt hier in einem Freigehege im Hinterhof der 27-jährige Thomas Lacey mit seinen Löwen. Die Schülerinnen heißen Angelina, Ilaria und Princess, sein Lehrer ist der 16 Jahre ältere Halbbruder, Martin Lacey jr. „Lass sie sich hinlegen, und geh weg“, sagt Martin. „Schau, ob sie liegen bleiben!“ Bleiben sie. „Brav“, ruft Thomas ihnen zu, das a schön langgezogen. Und: „Good girls!“
Oft sind es Kleinigkeiten, die eine Dressur ausmachen. Dazu gehört Abwechslung. „Man muss sie auch mal andersrum liegen oder woanders sitzen lassen“, erklärt Martin Lacey jr. Und erst wenn die Raubkatzen ihrem Lehrer vertrauen, kann man Tricks mit ihnen einstudieren, entsprechend ihren jeweiligen Talenten. „Unser Ziel als Tierlehrer ist es, aus jedem Tier das rauszukitzeln, was es am besten kann. Und das ohne Druck.“
Am 1. März war Thomas’ großer Tag. Jahrelang hatte er darauf hingearbeitet. Im März-Programm des Circus Krone durfte er die Raubtiernummer vorführen. Mit vier Löwinnen stand er in der Manege, zum ersten Mal vor so großem Publikum. Die Zuschauer waren begeistert. Und dann war nach ein paar Vorstellungen plötzlich alles wieder vorbei. Jetzt wird eben weiter geprobt – für irgendwann.
Es ist zehn Uhr morgens, ein heißer Sommertag. Die beiden Brüder üben schon seit drei Stunden – mit immer unterschiedlichen Tieren. „Wenn die Tiere das Interesse verlieren, muss man aufhören“, erklärt Martin Lacey jr., meistens so nach 15 bis 40 Minuten. Angelina und Ilaria haben genug für heute, dürfen in den Käfigwagen zurück. Princess, die weiße Löwin, will noch etwas kuscheln, sie läuft zu Thomas, der sich in der Mitte des Geheges auf den Boden gesetzt hat, und legt sich auf seine Beine. „Auch die Tiere vermissen das Publikum“, erzählt Martin. „Das sind Schauspieler.“
Normalerweise verschlingt das Unternehmen rund 30.000 Euro an Betriebskosten pro Tag, derzeit sind es noch knapp 10.000 Euro. Allein die Futterkosten machen täglich 3.000 Euro aus. Natürlich hat Krone einiges an Rücklagen, aber auch die schwinden. Dazu kommt, dass auch die Vermietung des Circus-Krone-Baus wegfällt. Das Gebäude ist eine der begehrtesten Konzerthallen Münchens, für den Zirkus ist er im Sommer vor allem ein wichtiges Standbein, über das rund 20 Prozent der Einnahmen hereinkommen.
Die Ungewissheit, das ist das, was in der Zirkuswelt alle am meisten zermürbt. Nicht zu wissen, wann es weitergeht. Nicht zu wissen, wie es weitergeht.
Bernhard Paul, Direktor des Circus Roncalli
Ein Anruf in Köln. Dort sitzt Bernhard Paul. „Es ist so ein Gefühl, wie in einem Bahnhof in einem Wartesaal zu sitzen, auf einen Zug zu warten, und die Anzeigetafel ist abmontiert“, beschreibt er die aktuelle Situation. „Man sitzt da und weiß nichts.“ Der Österreicher ist Direktor des in Köln ansässigen Circus Roncalli.
In der Zwischenzeit verkauft sein Zirkus nun das Programm von 2018/19 – als Videostream für 5,99 Euro. Und hin und wieder gibt es sogar eine Vorstellung: im Autokino. „Da kommt dann so eine verzweifelte Stimmung auf“, erzählt Paul. „Die Zuschauer hupen und schalten die Scheibenwischer ein, auf die sie Haushaltshandschuhe gesteckt haben, damit es so ausschaut, als ob die winken. Es ist ein Spaß, aber keine Lösung.“
Die Zahlen Schätzungsweise 300 bis 400 Zirkusse gibt es noch in Deutschland. Viele der namhaften Unternehmen wie Siemoneit-Barum oder Busch-Roland haben in den letzten Jahren schon den Betrieb eingestellt. Jetzt droht das Virus einige der übrigen dahinzuraffen.
Der Größte Circus Krone ist seit dem Ende des US-Zirkus Ringling Bros. and Barnum & Bailey der größte traditionelle Zirkus der Welt. 115 Jahre ist er alt, seit 101 Jahren ist er den Winter über in München sesshaft. Dort steht das letzte feste Zirkusgebäude Deutschlands. Derzeit hat Krone die meisten seiner 260 festangestellten Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt.
Die Hoffnung Die Unternehmen wünschen sich, mit entsprechenden Hygienekonzepten möglichst bald vor möglichst vielen Zuschauern wieder spielen zu dürfen. Am rentabelsten wäre es gerade für größere Unternehmen, wenn das Beispiel Nordrhein-Westfalen Schule machen würde. Dort kann der Mindestabstand seit 15. Juni bei Veranstaltungen mit festen Sitzplätzen aufgehoben werden, sofern Sitzpläne erstellt und die Kontaktdaten der Zuschauer erfasst werden.
Die Insolvenz Auch weltweit trifft die Krise Zirkusunternehmen. So hat der internationale Entertainment-Gigant Cirque du Soleil bereits Insolvenz angemeldet und 3.500 seiner 5.000 Mitarbeiter entlassen. (taz)
Bis zum Herbst wird der Circus Roncalli rund 400.000 Euro brauchen, nur um die laufenden Kosten zu bezahlen, rechnet Paul vor. Staatliche Hilfe allerdings hat er bis jetzt keine bekommen. „Die Lufthansa kriegt Milliarden, Mercedes kriegt Milliarden, sogar Adidas kriegt Milliarden. Und die Zirkusse? Nichts.“ Ob er sich von der Politik allein gelassen fühlt? „Was heißt allein gelassen?“, fragt Paul. „Verraten fühle ich mich. Wir sind Kulturbotschafter des Landes Nordrhein-Westfalen, wir waren für das Land in Moskau und bei der Weltausstellung in Sevilla. Und wir zahlen seit 42 Jahren jedes Jahr pünktlich unsere Steuern. Aber wenn wir jetzt mal Hilfe brauchen, fühlt sich keiner zuständig.“
Eine Baletttruppe hilft bei der Erdbeerernte
Die Leidtragenden der Krise sind natürlich nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Artisten, die meist als Freiberufler für eine oder mehrere Spielzeiten bei einem Zirkus arbeiten. Die meisten der internationalen Künstler sind noch im März nach Hause geflogen. Dort sitzen sie nun unter Decken, die ihnen auf den Kopf fallen, und brauchen ihr Erspartes auf – oder schlagen sich irgendwie durch: Eine spanische Roncalli-Akrobatin verkauft online Torten; in Chicago arbeitet ein Trapezkünstler als Schweißer; und Clown Chistirrin bietet in Mexiko über Zoom Kindergeburtstage an. Aber nicht alle haben es rechtzeitig heimgeschafft: Die südamerikanische Balletttruppe des Zirkus Charles Knie hilft in Niedersachsen bei der Spargel- und Erdbeerernte, und die mongolischen Kraftakrobaten des Circus Krone unterstützen Direktorin Jana Lacey-Krone bei den Pferdeproben.
Raoul Schoregge ist etwas auf Krawall gebürstet, das gibt er offen zu. „Noch nie ist mir so viel Inkompetenz und Gleichgültigkeit begegnet.“ Er überlege sich, ein Buch über seine Erfahrungen mit der deutschen Bürokratie in der Krise zu schreiben. Titel: „Corona Blues“. Der gelernte Clown, der seit 20 Jahren den einst von André Heller ins Leben gerufenen Chinesischen Nationalcircus führt, flüchtet sich in Sarkasmus: „Wenn man mit dem Rücken an der Wand steht, kann auch keiner von hinten kommen.“
Die meisten der größeren Zirkusse haben das Jahr 2020 abgeschrieben. Auch Zirkus Charles Knie, der eigentlich noch bis 1. November auf Tour gewesen wäre. Stattdessen hat Direktor Sascha Melnjak einen Plan hervorgeholt, der schon lange in der Schublade schlummerte: Bis Ende August wird das Winterquartier im niedersächsischen Einbeck zum Freizeitpark umfunktioniert – mit Showeinlagen, Tiernummern, einem Ausgrabungscamp. Das Ganze unter freiem Himmel und maximal coronakompatibel. Wie seine Kollegen hofft Melnjak aber vor allem auf das Jahresende. Schon länger boomen in Deutschland die Weihnachtszirkusse. Sollte das Virus heuer auch dieses Geschäft verhageln, könnte es für viele der Betriebe tatsächlich eng werden.
Aber: „Jammern hilft ja nichts“, sagt Flic-Flac-Geschäftsführer Uwe Struck. Obwohl er durchaus Grund dazu hätte: „2019 war das erfolgreichste Jahr des Unternehmens, und 2020 ging ebenso vielversprechend los.“ Und dann fiel der Vorhang. Überstürzen will man bei Flic Flac nichts. Selbst wenn die Lockerungen noch eine Schrumpf-Tournee in diesem Jahr zuließen, ist das Risiko groß: „Unsere größte Sorge“, sagt Struck, „ist, dass wir dann eine Stadt erwischen, wo es nach unserer Ankunft einen lokalen Lockdown gibt. Das wäre eine Katastrophe.“
Ähnlich geht es Frédéric Zipperlin, dem Direktor des kleinen Cirque Bouffon. „Sobald wir anfangen, wird es teuer.“ Dann muss Werbung geschaltet, müssen Plakate und Flyer gedruckt, Artisten eingeflogen werden. Drei Gastspiele hat Bouffon in diesen Monaten schon gecancelt, als nächstes stünde im September Saarbrücken an. Dieser Tage muss sich Zipperlin entscheiden, ob er das Risiko eingehen will.
Auch bei Krone plant man weiter – ohne so recht zu wissen, wofür. „Wir erarbeiten verschiedene Konzepte“, erzählt Martin Lacey jr. „Wir wollen ja vorbereitet sein, wenn wir wieder spielen dürfen.“ Aber wann das sein wird? „Ab September sind wir auf alles vorbereitet.“ Bis dahin wird er wohl noch etwas Löwenkot verkaufen. Soll übrigens auch gegen Marder helfen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Das Weihnachten danach
Die Wahrheit
Glückliches Jahr