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Corona-Finanzhilfen und KlimaschutzKeine Zuschüsse für Verschmutzer

Gastkommentar von Annemarie Botzki

Es darf keine bedingungslosen Finanzspritzen für Dreckschleudern geben. Nicht ohne 1,5-Grad-Standards.

Passagiere in Berlin-Tegel Foto: Christoph Soeder/dpa

V on der schwarzen Null hat sich die Bundesregierung bereits verabschiedet. Die wichtigste Null, die jetzt anvisiert werden muss: null Emissionen. Denn nur wenn wir null Emissionen erreichen, haben zukünftige Generationen eine Chance. Doch für einige scheint die Coronakrise gerade zur rechten Zeit zu kommen, um den Klimaschutz aufzuhalten. Liberale und die Wirtschaftslobby wittern die Chance, Umweltmaßnahmen, Arbeitsschutz und lästige CO2-Steuern abzuschaffen.

Die FDP hat vorgeschlagen, die Steuererhöhung für Flüge zu verschieben, CO2-Preise auf Sprit, Heizöl und Erdgas auszusetzen und Umweltauflagen für Bauern zu stoppen, um die Wirtschaft zu entlasten. Stattdessen soll der Freihandel angekurbelt werden. Mit dem kurzfristigen Fokus auf Börsenkurse und Quartalszahlen blendet die FDP aber das Wichtigste aus: Die Klimakatastrophe und der Zusammenbruch der Ökosysteme sind das größte Gesundheitsrisiko der Welt.

Ja, Corona zwingt die Wirtschaft in die Knie. Darunter sind genau die Verschmutzer, die das Klima anheizen, Arbeiterrechte mit Füßen treten und für die Umweltzerstörung Teil des Geschäftsmodells ist. Die Fluggesellschaften schreien bereits nach Hilfe, wollen aber staatliche Maßnahmen wie die Flugsteuer gleichzeitig einstampfen. Diese Industrien müssen in jedem Falle drastisch heruntergefahren werden, um überlebenswichtige Klimaziele zu erreichen. Das sollten die Rettungspakete, die jetzt geschnürt werden, beachten.

Es darf keine bedingungslosen Finanzspritzen für Verschmutzter geben, alle öffentlichen Gelder müssen an 1,5-Grad-kompatible Standards geknüpft werden. Denn oberstes Ziel muss es jetzt sein, Menschen zu retten und nicht Industrien, die keinen glaubwürdigen Plan zur Emissionsreduktion haben. Wir sollten angesichts der Krise darüber nachdenken, wie wir eine Wirtschaft schaffen, die planetare Grenzen und die menschlichen Grundbedürfnisses beachtet. Deshalb sollten wir jetzt den sofortigen Ausstieg aus fossilen Energien beginnen.

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6 Kommentare

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  • Absolut richtig - die Krise als Chance, nicht jeden Müll wieder mit wertvollem Geld der Bürger aufzubauen, die dann später wieder unter den Folgen leiden müssen um dann mit erneutem Geld Klimarettungmassnahmen zu finanzieren.

    Was an schmutziger Industrie weg ist soll weg bleiben und die Leute können sich gleich einen Job in einer sauberen Branche suchen.

  • 9G
    95309 (Profil gelöscht)

    Kann man schon dazu schreiben, daß Frau Botzki eine der deutschem Sprecherinnen von Extinction Rebellion ist.

    Aus einem Interview der NZZ mit Ihr zur Demokratie:

    "Ich empfehle hierzu ein Buch, das trotz dem Titel ein klares Plädoyer für die Demokratie ist: «Gegen Wahlen» von David Van Reybrouck. Da wird das Losverfahren als eigentliches Mittel der Demokratie erläutert, und das schon seit der Antike. Wahlen sind dem Wesen nach aristokratisch. Sie haben immer schon diejenigen begünstigt, die von vornherein wohlhabend und gebildet waren. Was aber nicht heisst, um das noch einmal ganz deutlich zu sagen, dass wir den Bundestag abschaffen wollen. Nein! Wir wollen ihn ergänzen. Wir wollen die deutsche Demokratie besser machen."

    So einfach geht das.

    • 9G
      92489 (Profil gelöscht)
      @95309 (Profil gelöscht):

      Die Entscheidungen auswürfeln finde ich eine gute Idee. Man könnte quasi das ziehen der Lottozahlen im Fernsehen mit Ansprachen der Regierung kombinieren, genial.



      Zu erklären, dass dann der Zufall regiert und nicht das Volk, hilft wahrscheinlich nichts.

      • @92489 (Profil gelöscht):

        Es geht bei Bürger*innenversammlungen nicht darum, Entscheidungen auszuwürfeln, sondern aus mit einer gelosten und maximal diversen Gruppe von Menschen gemeinsam Lösungswege zu diskutieren und zu erarbeiten.

        de.wikipedia.org/w..._Bürgerbeteiligung

  • FDP mal wieder zeigt sie ihr wahres steinzeitliches Gesicht

  • FDP? Braucht's die noch, oder kann die weg?

    Ansonsten -- einverstanden.