Condor-Übernahme: Mitarbeiter fürchten den Abstieg
Air-Berlin will den Ferienflieger Condor kaufen. Dessen Mitarbeiter erwarten Übles. "Wir haben viel zu verlieren", sagt eine Flugbegleiterin - etwa Gehalt oder auch den Job.
Appeasement, Beschwichtigung, heißt die Parole, wenn Air-Berlin-Chef Joachim Hunold am Mittwoch auf der Condor-Betriebsversammlung in Kelsterbach das Wort ergreift. Hunold will den traditionsreichen Charterflieger, einst 100-prozentige Lufthansa-Tochter, übernehmen - wenn das Kartellamt zustimmt. Die Belegschaft ist beunruhigt.
"Die betriebliche Alters- und Übergangsversorgung, das Gehaltsgefüge oder die vorbildlichen Ruhezeitenregelungen bei der Condor: Da will die Geschäftsleitung natürlich ran", sagt der Chef der Unabhängigen Flugbegleiter Organisation, Markus Beyer. "Bei Air Berlin gibt es für das Kabinenpersonal nur Saisonverträge. Wenn sie da krank, schwanger oder Gewerkschaftsmitglied werden, können sie eine Verlängerung vergessen."
Air Berlin kündigte den Condor-Kauf im September als "strategische Zukunftssicherung" an. "Herr Hunold wird den Condor-Mitarbeitern bei der Betriebsversammlung die Möglichkeiten einer künftigen Zusammenarbeit in einer größeren Airline-Gruppe erklären", sagte Air-Berlin-Sprecher Peter Hauptvogel der taz. Die Möglichkeiten beschreibt Hauptvogel so: "Naja, Wachstum."
"Wir haben viel zu verlieren", sagt eine Flugbegleiterin, die seit 17 Jahren bei Condor beschäftigt ist. Sie hat, wie viele ihrer Kollegen, noch eine Lufthansa-Mitarbeiter-ID. Die gesetzlichen Mindest-Ruhezeiten, wie Air Berlin sie gewähre, seien zu wenig, die höheren Condor-Standards für die Flugsicherheit wichtig. "Hier stoßen unterschiedliche Firmenkulturen aufeinander. Uns mit den viel schlechter bezahlten Air-Berlin-Kollegen fliegen zu lassen, würde Unruhe in die Kabine bringen." Sie glaubt, dass Air Berlin Condor eingehen lässt. "Condor zu erhalten macht für Air Berlin keinen Sinn." Branchenkenner teilen ihre Ansicht. Hauptvogel weist das zurück. "Condor wird als eigenständige Linie bestehen bleiben - ebenso wie die LTU und die dba." Dieser Sicht zu folgen erfordert Wohlwollen. Sechs Monate nach der Übernahme der dba, ehemals Deutsche British Airways, durch Air Berlin verschwand der Markenname der Linie. Ähnlich bei der LTU: Nach ihrer Übernahme blieb nur auf den sieben Langstreckenmaschinen das LTU-Logo erhalten. Auf Kurzstrecken findet sich das Label Air Berlin.
Solange die "Condor Flugdienst GmbH" nicht aufgelöst wird, haben aber noch ihre alten Tarife Bestand. Air Berlin könnte das teure Stammpersonal dennoch loswerden: Ein Grund für den Condor-Kauf waren die begehrten Landerechte am Flughafen Frankfurt. Bedient Condor, wie die LTU, künftig nur noch Langstrecken von dort, dürfte die Belegschaft an anderen Kurzstrecken-Standorten vor der Wahl stehen, entweder nach Frankfurt zu gehen - oder nach Hause.
Einfach zurück zur Lufthansa können die meisten nicht. Die Piloten können dank eines Konzerntarifvertrags dorthin, die Condor-Flugbegleiter müssen sich jedoch regulär bei der Lufthansa bewerben. Sie werden zwar bevorzugt eingestellt, müssen aber wieder bei der niedrigsten Gehaltsstufe anfangen.
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