: Clinton vergißt Saddam nicht
■ US-Presse berichtet über Vorbereitungen zu Bombardierung des Irak: "Es gibt eine Runde Diplomatie, dann ein Ultimatum, und dann handeln wir." Nur Großbritannien hält zu den USA
Washington (rtr) – Der Countdown für Luftangriffe der USA und Großbritanniens auf Irak könnte nach Presseinformationen bereits am nächsten Freitag beginnen. Wie zuvor die Washington Post berichtete die New York Times am Sonntag, Präsident Bill Clinton und seine Berater seien inzwischen überzeugt, daß sich Irak nie an die Abrüstungsauflagen der UNO halten werde. Darum würden unter Umständen Bomben und Marschflugkörper gebraucht, um Irak die Fähigkeit zu nehmen, biologische und chemische Waffen zu bauen und zu lagern.
Die New York Times berichtete, ein Luftangriff sei zwar keine Angelegenheit von einigen Tagen, aber auch keine Sache von Monaten, sondern von Wochen. „Es wird eine letzte Runde Diplomatie geben, dann ein Ultimatum und dann handeln wir“, zitierte die Zeitung ein Mitglied des Nationalen Sicherheitsrates, mit dem Clinton am Samstag konferiert hatte. Clinton werde die nächste Woche damit verbringen, die zögernden Verbündeten aus der Zeit des Irak-Konfliktes 1990/91 und den Kongreß davon zu überzeugen, daß nur ein Angriff Irak am Besitz von Massenvernichtungswaffen hindern könne.
Die Regierung, so berichtete die New York Times weiter, sei sich schmerzlich bewußt, daß ein Angriff als Versuch gewertet werden könnte, von der neuen Sex-Affäre um Clinton abzulenken.
Die Beratungen Clintons befaßten sich mit dem Bericht des Abrüstungsbeauftragten der UNO für Irak, Richard Butler, an den UNO- Sicherheitsrat. Darin erklärte er am Freitag, Irak scheine keine weiteren Informationen über sein Rüstungsprogramm liefern und auch die Suche der UNO-Inspektoren weiter behindern zu wollen.
Die USA haben im Golf eine starke Flotte zusammengezogen, zu denen Flugzeugträger und Schiffe mit Marschflugkörpern gehören.
Am Sonntag stieß der britische Flugzeugträger „Invincible“ zu der Flotte. Großbritannien steht als einziger der früheren Golf-Alliierten rückhaltlos auf der Seite der USA, die ihre Führungsrolle in der Allianz behalten haben. Sie nehmen für sich in Anspruch, notfalls auch ohne Auftrag des UNO-Sicherheitsrates gegen Irak vorgehen zu können.
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