Claudia Kohde-Kilsch und die Linkspartei: Die ausdauernde Spitzenkämpferin
Die frühere Tennisspielerin und langjährige Freundin Oskar Lafontaines muss Ausdauer beweisen. Fürs erste ist sie damit gescheitert, sicher in den Bundestag einzuziehen.
Claudia Kohde-Kilsch ist „schon sehr, sehr lange“ mit Oskar Lafontaine befreundet. Lange bevor sie zu einer der erfolgreichsten deutschen Tennisspielerinnen der Achtzigerjahre aufstieg. Und lange bevor er Ministerpräsident des Saarlandes wurde oder der SPD im Streit mit Gerhard Schröder zugunsten der Linken den Rücken kehrte.
Im Deutschlandradio erinnerte sich Lafontaine an die Begegnung mit der 12-jährigen Sportlerin: „Frau Kohde-Kilsch hatte als Jugendspielerin im Tennis einen Preis gewonnen und war im Rathaus eingeladen und hat von mir als Bürgermeister eine Urkunde entgegengenommen.“
1985 belegte Kohde-Kilsch Rang 4 in der Weltrangliste, in der Doppelweltrangliste mit Helena Suková und knapp hinter Martina Navrátilová und Pam Shriver sogar Platz 2. Ihre größten Siege errang sie an der Seite von Steffi Graf, in deren Schatten sie ansonsten stand – 1987 der erste deutsche Sieg im Fed Cup, 1988 eine Bronze-Medaille bei den Olympischen Spielen in Seoul.
Sie spielte nicht nur hervorragend, sondern auch sehr lange. Kaum hatte sie ihre Karriere in den Neunzigern beendet, musste sie feststellen, dass ihr Stiefvater und damaliger Manager, Jürgen Kilsch, ihr komplettes Vermögen durchgebracht hatte.
Per Fernstudium studierte sie Journalismus und arbeitete mal beim ZDF, mal als Kolumnistin für die Bild in Saarbrücken, danach kurzfristig als Maklerin. Zwar zeigte Kohde-Kilsch immer schon soziales Engagement, etwa als Botschafterin für Menschen mit Behinderung. Dass sie aber 2011 Privatinsolvenz anmelden musste, dürfte ihr Bewusstsein für soziale Gerechtigkeit weiter geschärft haben. Sie war ganz unten. Und dort wartete wieder Oskar Lafontaine auf sie. 2012 wurde sie auf seinen Vorschlag hin zur Sprecherin der Fraktion der Linkspartei im saarländischen Landtag ernannt.
Es sollte nur der Anfang ihrer politischen Karriere sein, der sich nicht weniger dramatisch anlässt als ein Tennismatch. Am vergangenen Sonntag wurde sie von ihrer Partei als Direktkandidatin für die Bundestagswahl aufgestellt. Und wieder reichte es nicht ganz: Kurz darauf scheiterte sie mit ihrer Bewerbung auf den einzigen aussichtsreichen Listenplatz.
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