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Christopher Street Day: gestern & heute

Begonnen hat alles in New York:In den 1960er-Jahren führte die Polizei hier regelmäßig Razzien in Schwulenbars durch – die Anwesenheit in einer Bar mit homosexuellem Publikum genügte schon, um angeklagt oder öffentlich bloßgestellt zu werden. Bei einer Razzia im Stonewall Inn,eine Bar in der Christopher Street, Ecke 7th Avenue in Greenwich Village, kam es in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni 1969 schließlich zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Seitdem wird in New York jedes Jahr am letzten Samstag im Juli ein Straßenumzug in Gedenken an den Stonewall-Aufstand veranstaltet. Das Fest ist bis heute Vorbild für die anderen Christopher Street Days (CSDs) in aller Welt.

In Deutschlanddauerte es noch zehn weitere Jahre, bis die erste Parade zum CSD stattfand. Die wichtigste Forderung der aus der Studentenbewegung entstandenen Schwulenbewegung war hier in den 1960er-Jahrendie ersatzlose Streichung des Paragraphen 175.Dieser stellte sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe und galt bis 1969 sogar noch in der verschärften Fassung der Nazis. Schwule Demonstranten trauten sich seinerzeit teilweise nur vermummt auf die Straße. Das änderte sich erst in den 1970er- Jahren. Jetzt zeigten allmählich mehr ihr Schwulsein öffentlich – und zelebrierten es sogar.

So gab es im Jahr 1979 in Münster und Berlin erstmalig CSDs in Deutschland.Am Beispiel des Letzteren zeigt sich, welche Entwicklung die CSDs hierzulande genommen haben: Am letzten Samstag im Juni 1979 trafen sich 400 Lesben und Schwule am Charlottenburger Savignyplatz, um unter dem Motto „Gay Pride“,„Stolz aufs Schwulsein“, mit selbst gemalten Transparenten über den Kurfürstendamm zu spazieren. Im Laufe der Jahre wurde der Berliner CSD zu jener schillernden Parade, die sich längst nicht nur für die Rechte der Schwulen und Lesben, sondern auch für jene der Bisexuellen und Transgender-Personen stark macht.

In den 1990er-Jahren explodierten die Besucherzahlen des CSD. Nach dem Mauerfall kamen bereits 15.000 Menschen nach Berlin.Und inzwischen nehmen nicht nur in Berlin, sondern auch in Köln und Hamburg jedes Jahr mindestens mehrere hunderttausend an den LGBT-Paraden teil. Wenn man sich die Karte mit den diesjährigen CSDs anschaut, kann man den Aufschwung erahnen, den die Paraden genommen haben: Bundesweit gibt es Dutzende Veranstaltungen. Den Anfang machte die PaderPride in Paderborn am 20. Mai. Fast vier Monate später ist mit dem CSD Weimar am 16. September das Saisonende erreicht.

Die heiße Phase liegt aber traditionell im Juli, wo CSDs an den Wochenenden oft in mehreren Städten gleichzeitig stattfinden – heute etwa der CSD Kiel (8. 7.),während das dreitägige CSD-Straßenfest Cologne Pride (7.–9. 7.) bereits gestern losging. Ab kommenden Freitag wird dann mit der immerhin schon 25. Ausgabe in Frankfurt ein Jubiläums-CSD begangen (14.–16. 7.), am Sonnabend (15. 7.) folgen gleich mehrere CSDs – in München und Leipzig ebenso wie in Rostock, Cottbus, Konstanz und Trier.Höhepunkt dürfte die Woche darauf der CSD in Berlin (22. 7.) sein. Hier laufen bereits seit dem 2. Juli im gesamten Stadtgebiet die „Pride Weeks“ mit über 200 Veranstaltungen von verschiedenen Institutionen. Wie anderswo auch will der CSD in der Hauptstadt ein Zeichen gegen Rechts setzen – und das Motto der Parade lautet: „Mehr von uns – jede Stimme gegen Rechts!“ OS

Alle CSD-Termine unter: www.csd-termine.de/deutschland

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