Christliche Fundamentalisten verspottet: Apokalypse missachtet Prophezeiung
Der Weltuntergang lässt sich keinen Termin vorschreiben. Ein Radioprediger hatte die Apokalypse für Samstag vorausgesagt, seine Anhänger wurden enttäuscht - nicht zum ersten Mal.
WASHINGTON afp | In den USA haben hunderte christliche Fundamentalisten vergeblich auf das Ende der Welt gewartet. Laut einer Vorhersage des 89-jährigen Radiopredigers Harold Camping sollte die Apokalypse am Samstag weltweit mit schweren Erdbeben beginnen, während einige wenige Auserwählte in den Himmel auffahren sollten. Doch der große Knall blieb aus, Ungläubige reagierten mit bösem Spott.
Laut Campings Prophezeiung sollte die Erde am Samstag weltweit jeweils um 18 Uhr Ortszeit zu beben beginnen - es wurden jedoch aus keinem Erdteil besondere Vorkommnisse gemeldet. Alle Menschen, denen der unheilvollen Botschaft zufolge ein Platz im Himmel versagt geblieben wäre, hätten sogar noch fünf Monate weiter leiden müssen, bis die Welt am 21. Oktober endgültig untergegangen wäre.
In den USA hatten sich Anhänger des Predigers aus dem kalifornischen Oakland, der 1994 schon einmal das Ende der Welt vorhersagte, bereits seit Wochen für den Tag der "Entrückung" gewappnet. Gregory LeCorps kündigte laut der Zeitung "News of New York" sogar seinen Job, um mit seiner Frau und fünf kleinen Kindern andere vor der Apokalypse zu warnen.
Ungläubige machten sich dagegen einen Spaß aus der endzeitlichen Prophezeiung, indem sie Gläubigen Geld für ihr auf der Erde zurückgelassenes Hab und Gut anboten. Eine Gruppe von Atheisten ließ sich sogar dafür bezahlen, sich um die dann herrenlosen Haustiere zu kümmern.
Als die Apokalypse ausblieb, schlugen Witzbolde im Internet vor, sie zumindest nachzustellen, um die Gläubigen vor einer allzu großen Enttäuschung zu bewahren. Sie wollten bei angeblichen Himmelfahrten zurückgelassene Kleider und Schuhe auf Straßen und Wiesen auslegen oder aufblasbare Puppen in den Himmel steigen lassen.
Über ein Internetradio war die Botschaft des US-Predigers auch in anderen Ländern angekommen: In Vietnam versammelten sich tausende Angehörige der Volksgruppe der Hmong im Nordwesten des Landes, wo sie nach Berichten von Anwohnern in Verstecken im Wald auf den Weltuntergang warteten. Im mexikanischen Ciudad Juárez, sonst Schauplatz blutiger Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Drogenbanden, kündigten riesige Plakatwände das Jüngste Gericht an.
Leser*innenkommentare
Hasso
Gast
Es sind schon etliche Weltuntergänge prophezeit worden.
Einmal muss es ja hinhauen! Und dann heißt es:"seht er hat ja recht gehabt". Alles nur Palaver von Wichtigtuern oder Mystikern. Sollte die Welt untergehen, dann nur durch Zockerei der Banken oder durch Super-Gaus oder durch das Gleichzeitige Untergehen mehrerer Öltanks. Die Welt geht also nur unter durch kapitalistische Eskapaden.
Yadgar
Gast
Zu früh gefreut... wenn man schon rational-skeptisch an die Sache herangeht, dann ist Camping erst dann restlos widerlegt, wenn am Morgen des 22. Oktober 2011 die Sonne über der Erde aufgeht, wie sie es in den vergangenen 4,47 Milliarden Jahren täglich getan hat!
Generell ist das Problem mit religiösen Zukunftsvorhersagen aber, dass sie grundsätzlich auf eine nicht näher bestimmte Zukunft bezogen sind, also prinzipiell nicht widerlegt werden können - daher sollten Apokalypsefreaks, die unbedingt ein präzises Datum wollen, dies wenigstens so wählen, dass sie sich zu Lebzeiten nicht blamieren können...
vic
Gast
Mr. Camping sieht wirklich furchtbar enttäuscht aus, der Arme.
Also ich würde gerne mal sehen, wie sich`s ohne Auserwählte lebt. Ich drück schon mal die Daumen für den nächsten Termin.
Kruzifix
Gast
So etwas ähnliches glaubt mein Vater auch, nur in abgeschwächter nicht christlicher Form. Es ist manchmal kaum noch zu ertragen. Er gebärdet sich teilweise auch wie ein Prophet des gesellschaftlichen Untergangs und kenn kein anderes Thema mehr. Ich zieh aus.
Was haben die Politiker bloß aus unseren Bürgern und Demokratischen 1. Welt Staaten gemacht, dass es so etwas verbreitet geben muß.
Jochen
Gast
Liebe tatz Redakteure, ich finde es ja lobenswert, dass wenigstens ihr nicht auch noch mit Häme reagiert aber wie soll man denn sonst reagieren?
Ich meine solche Leute schüren große Ängste. Selbst gestandene Atheisten und Agnostiker wie ich lesen solche Ankündigungen in der Zeitung und bleiben erstmal mit einen unguten Gefühl zurück.
Wer mit der menschlichen Seele spielt bekommt zurück was er verdient. Spott ist noch das gnädigste.
Vielleicht hatte deren Gott ja auch nur keine Lust oder war irgendwie müde. Vielleicht hat im auch gefallen wie fürsorglich liebevoll das kleine Heidichen mit ihre Katz Mischka umgegangen ist.
Wird Zeit das solche unseligen Auswüchse in den Religionen zugunsten der Lebensrealität ein für allemal gestoppt werden und geht es billiger als mit Spott?
Martin
Gast
Die Sache ist für mich Sonnenklar: Gott hat die Anhänger von Harold Camping gesehen und sich gedacht: "Das ist gut! Wenn es Menschen gibt, die meine Macht so ernst nehmen, dann will ich der Menschheit noch mel eine Chance geben. Alle, die an die Apokalypse glaubten, sie werden als Wirrköpfe vor den anderen Menschen dastehen, aber ein ruhiges Gewissen haben. Außerdem werden sie nach der kommenden Entrückung (zweiter Freitag im Oktober) fürstlicn Belohnt. Jungfrauen, Autos, PayTv. Das ganze Programm!
Nike
Gast
Apokalypse heißt ja auch Offenbarung, Enthüllung (griech.) ... manchmal ist eine Enthüllung eine Ent-täuschung ... also eine Täuschung weniger !!!
Irgendwann wird sich schon herumsprchen, dass die Apokalypse kein Untergang ist ... aber möglicherweise von manchen/vielen als Sterben erlebt wird
Flomarkt
Gast
Bwahahaha, muss man da noch was sagen?
Wenn man überlegt, dass unser gegenwärtiger Bundespräsident auch bei den "Wahren Christen" im Vorstand sitzt, kann ich mit Deutschland nur noch zynisch brechen. Aber immerhin lachend.