: Christen unter sich
■ Wenn der Erzbischof seinen Job aufnimmt, bleiben Moslems vor der Tür Von Sven Veit
So ganz allein wird er schon nicht sein, aber in Massen strömt die christliche Prominenz nun auch nicht gerade herbei. Wenn Ludwig Averkamp am kommenden Sonnabend im Marien-Dom in St. Georg offiziell in sein neues Amt als katholischer Erzbischof von Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg eingeführt wird, werden nur wenige der eingeladenen Würdenträger anwesend sein. Vertreter nicht-christlicher Religionen fehlen völlig.
Dafür werden sich etliche Polit-Promis in den heiligen Hallen tummeln, allen voran Hamburgs Bürgermeister Henning Voscherau sowie die RegierungschefInnen der ebenfalls bistummäßig neu-katholisierten beiden Bundesländer, Heide Simonis und Berndt Seite.
Für Volksfest-Charakter soll auf dem Kirchplatz vor dem Dom in der Danziger Straße ebenfalls gesorgt sein: Ein Sonderpostamt wird eingerichtet, auf dem ein Sonderstempel ebenso erhältlich ist wie eine in limitierter Auflage eigens hergestellte Telefonkarte für sechs Mark, von denen immerhin satte drei Mark auch vertelefoniert werden dürfen.
Von den rund 100 eingeladenen Bischöfen haben bislang lediglich etwa 30 zugesagt, darunter gerade mal drei aus dem Ausland: die skandinavischen Bischöfe von Kopenhagen, Oslo und Stockholm. Der deutsche Klerus wird vom Vorsitzenden der Bischofskonferenz, dem Mainzer Karl Lehmann, und dem Münchener Kardinal Friedrich Wetter angeführt. Weder der Papst höchstselbst noch seine rechte Hand, der deutsche Kardinal-Reaktionär Ratzinger, lassen sich hingegen in ihrem neuesten Erzbistum blicken. Sie geruhen, sich von ihrem Bonner Nuntius (Gesandten) Lajos Kada vertreten zu lassen, der dem neuen Oberhirten über 410.000 norddeutsche Katholiken die päpstlichen Ernennungsurkunden sowie die Bischofsinsignien überreichen wird.
Manfred Nielen, Sprecher der Katholischen Presse- und Informationsstelle in Hamburg, ist dennoch zufrieden: „Soviele katholische Bischöfe waren sicher noch nie in Hamburg. Wir fühlen uns sehr geehrt durch die Rückmeldungen, zumal das große Nordbistum mit seinen verhältnismäßig wenigen Katholiken ein wirkliches Diaspora-Bistum ist“.
Die Bischöfe der Nordelbischen evangelisch-lutherischen Kirche wollen „im Sinne der Partnerschaft der beiden großen Konfessionen“ ebenfalls mit von der Partie sein: Karl Ludwig Kohlwage (Lübeck), Hans-Christian Knuth (Schleswig) und die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen. Vertreter anderer Religionen fehlen hingegen: Der jüdische Landesrabbiner Dov-Levy Barsilay wurde zwar zur Feier des Tages gebeten, hat aber „leider“, so Manfred Nielen, abgesagt.
Moslemische Würdenträger beispielsweise wurden erst gar nicht eingeladen: „Zu denen haben wir nur lose Kontakte“, begründet Nielen die Nicht-Berücksichtigung. Der Anlaß wäre, so konzidiert er, vielleicht geeignet gewesen, das zu ändern. Aber man habe einfach nicht daran gedacht.
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