Kommentar: Christen für den Frieden
■ Warum die CDU die Chance auf eine Erneuerung dem Machtkalkül geopfert hat
Friede, Freude – und den Regierungskuchen hätte sie gerne auch noch, die Hamburger CDU. Nach ihrem Sieg bei der Europawahl wähnt sich die oppositionsgewohnte Christenunion im Aufwind. Gut vierzig Prozent im Rücken, die nächste Wahl im Auge – wer wollte da noch streiten?
Mit ihrer Doppelspitze hat die CDU eine rein taktische Entscheidung gefällt. In einem halben Jahr will der Exil-Harburger Volker Rühe die Wahl in Schleswig-Holstein gewinnen. Schon jetzt wird dem früheren Verteidigungsminister vorgeworfen, er kehre nur aus Machthunger in die Landespolitik zurück – da macht Gezanke um die Spitzenstellung im Nachbarland einen schlechten Eindruck.
Um wahltaktischen Kalküls willen nimmt die Union zwei gegensätzliche Führungspersonen in Kauf. Auf der einen Seite Parteichef Dirk Fischer – den Prototyp des konservativen Politikers, von dem Lästermäuler vor der Bundestagswahl 1998 behaupteten, er betreibe noch Wahlkampf, indem er mit der Thermoskanne von Haus zu Haus ziehe. Auf der anderen Ole von Beust, ehemals Junger Wilder und einer von jenen CDUlern, die schwarz-grün so widerlich nicht finden.
Die Chance, ihre Machtstrukturen umzukrempeln und die alte Garde zugunsten der nächsten Generation abzusetzen, hat die Union damit verpaßt. Zwar werden in den nächsten Monaten nicht mehr Negativschlagzeilen über interne Querelen das Bild der Partei prägen. Bleiben aber wird eine friedliche Stille, die auch nicht gerade von agiler Oppositionsarbeit zeugt.
Judith Weber
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