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Chinesische Firmen im KongoKritik an Arbeitsbedingungen

Chinesische Unternehmen in Kongos Bergbauprovinz Katanga verletzen Sicherheitsstandards und Arbeitnehmerrechte, prangert eine lokale Menschenrechtsorganisation an.

Immerhin verstehen die Chinesen mehr vom Straßenbau. Bild: ap

BERLIN taz | Der massive Zustrom chinesischer Investitionen in die Demokratische Republik Kongo ist offenbar nicht einmal zum Vorteil jener Kongolesen, die dadurch einen Arbeitsplatz bekommen. Wie die in Kongos Südprovinz Katanga beheimatete kongolesische Menschenrechtsorganisation Asadho-Katanga (Afrikanischer Menschenrechtsverband) in einem neuen Bericht darlegt, verletzt die chinesische Großfirma Crec (China Railway Engineering Corporation), das größte im Kongo tätige chinesische Unternehmen, routinemäßig elementare Sicherheitsstandards und Arbeitnehmerrechte.

Zu den "inakzeptablen" Arbeitsbedingungen gehören "Fehlen von Arbeitsverträgen, Nichtrespektierung der gesetzlichen Arbeitszeiten, Lohnauszahlung zu einem minderwertigen Wechselkurs, willkürliche Entlassungen, fehlende Sicherheitsvorkehrungen und mangelhafte medizinische Versorgung".

Crec ist ein Beteiligter eines im Jahr 2008 vereinbarten Milliardendeals zwischen Kongo und China, wonach chinesische Firmen über 6.000 Kilometer Straßen und über 3.000 Kilometer Eisenbahnlinien sowie zahlreiche andere Infrastruktureinrichtungen im Kongo instandsetzen und dafür Rechte zum Abbau von Mineralien im vielfachen Wert der geleisteten Arbeit erhalten. Dieser Deal musste letztes Jahr auf Druck von Weltbank und IWF überarbeitet werden, damit sich Kongo nicht auch noch in Milliardenhöhe bei den Chinesen verschuldet. Aber dennoch haben einige der zugesagten Bauarbeiten bereits begonnen.

Wegen der politischen Brisanz des Geschäfts, so Asadho-Katanga, nähmen Kongos Behörden davon Abstand, die chinesischen Firmen zu kritisieren, wenn sie sich nicht an die Gesetze halten. Die Gesetzgebung des Kongo ist ohnehin nicht auf Chinesisch erhältlich, aber viele der im Kongo arbeitenden Chinesen sprechen keine andere Sprache. Eine Folge davon ist laut Asadho-Katanga, dass Crec kongolesische Arbeiter entlassen hat, weil sie auf Chinesisch erteilte Befehle nicht befolgten. Bereits im vergangenen Jahr hatte die britische Organisation Raid kritisiert, dass chinesische Bergbauunternehmen in Katanga ihre Belegschaften schlecht behandeln.

Immerhin bauen die Chinesen im Kongo bessere Straßen als Kongos Straßenbauamt selbst. Letzte Woche weihte Kongos Präsiodent Joseph Kabila in Katangas Provinzhauptstadt Lubumbashi persönlich einen neuen Straßenabschnitt im Stadtzentrum ein. Als das erste Auto drüberfuhr, löste sich der Straßenbelag wieder auf.

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2 Kommentare

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  • DS
    Das Selbst

    Wie kommt man auch auf die Idee das ein Unternehmen aus China in einem anderen Land bessere Zustände schafft wie dort wo es her kommt.

    Europäer siedeln ja auch um weils dort billiger ist, weniger Vorschriften gibt, also insgesamt die Belegschaft schlechter Behandelt werden darf.

  • HE
    Heinrich Etling

    Es ist absolut richtig und wichtig,diese Zustände im Kongo anzuprangern.

    Bitte dabei nicht vergessen,so etwas gibt es in unserer

    Bananenrepublik nicht nur als Einzelfall.

    Der TV Doku Film "Die Billigheimer" oder das "Lidl Schwarzbuch" von ver.di ,decken auf .

    Also,bei mir um die Ecke muss gekehrt werden und das zunehmend häufiger!