China und Tibet - "kein Problem": Tibeter sprechen parteichinesisch
Eine offizielle Tibetologen-Delegation aus Peking erklärt die gegenwärtige Situation in Tibet für "gut und ruhig".
BERLIN taz "Zwischen Tibetern und Han-Chinesen gibt es keine Probleme", sagt Tanzen Lhundup. Der Tibeter ist Vizedirektor des Instituts für Soziologie und Wirtschaft des Chinesischen Zentrums für Tibetische Studien in Peking. Er ist gerade in Chinas Auftrag mit einer Delegation von "Partei-Tibetern" in Europa, um Pekings Tibetpolitik zu erklären.
Tanzen Lhundup, der sich eines Vortrags an der Harvard-Uni rühmt, begründet gute Verhältnis zwischen Tibetern und Han-Chinesen am Dienstag in Berlin mit der Zahl gestiegener Eheschließungen. "Von 1988 bis 2000 gab es in Tibets Hauptstadt Lhasa im Schnitt 10 Hochzeiten zwischen Tibetern und Han-Chinesen pro Jahr. Seit 2002 sind es dagegen durchschnittlich 40." Den Einwand, dass dies für eine 260.000-Einwohner-Stadt nicht viel sei, lässt er nicht gelten.
Die gegenwärtige Situation in Tibet bezeichnen er und Delegationsleiter Dramdul vom China-Forschungszentrum für Tibetologie in Peking als "gut und ruhig". Die Frage, wie denn dazu der Angriff von Tibetern auf eine Polizeiwache am Samstag in einer tibetischen Region in der Provinz Qinghai passe, wird mit Erstaunen beantwortet: Was für ein Angriff? Davon wüssten sie nichts, denn da seien sie schon unterwegs gewesen.
Am Samstag hatten nach Agenturberichten in Ragya rund 2.000 Tibeter demonstriert. Der Grund war die Festnahme eines Tibeters wegen "Separatismus". Er konnte fliehen, ertrank aber in einem Fluss. An dem Sturm auf die Wache beteiligten sich Dutzende Mönche, von denen nach offiziellen Angaben 89 festgenommen wurden.
Die Pekinger Tibetologen hatten eigentlich schon vor einem Jahr westliche Hauptstädte besuchen sollen. Doch dann gab es am 14. März die Unruhen in Tibet. Das wäre eigentlich eine gute Gelegenheit gewesen, Rede und Antwort zu stehen. Doch Peking sagte die Reise ab. Jetzt erklärte die Delegation die letztjährigen Unruhen, bei denen offiziell 20 Menschen starben, zu "Einzelfällen".
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