: China mag nicht kommen
■ Wegen Auftritts von Dissidenten Absage für chinesische Kulturwochen
München (AFP) – Die Volksrepublik China hat ihre Beteiligung an geplanten chinesischen Kulturwochen in München wegen eines Streits um die Teilnahme von Dissidenten abgesagt. Nach Angaben des Münchner Kulturreferenten Siegfried Hummel teilte das Kultusministerium in Peking diese Absage gestern den Organisatoren der für Mitte Juni geplanten knapp dreiwöchigen Veranstaltung mit. Als Grund wird nach Hummels Angaben eine geplante Gesprächsreihe mit chinesischen Dissidenten genannt, die auf Druck Chinas bereits aus dem eigentlichen Programm genommen und als Parallelveranstaltung geplant worden war.
Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) sprach nach Hummels Worten vom Versuch einer chinesischen Zensur in Deutschland. Laut Hummel wird die Gesprächsreihe mit den Dissidenten auf jeden Fall stattfinden, wie auch die Kulturwochen, diese „jedoch nicht in der geplanten Form“.
Nach Hummels Angaben hatten Vertreter Chinas bis Ende April keine Einwände gegen das Programm geltend gemacht, das auch die Gespräche mit den Dissidenten einschloß. Erst vor wenigen Wochen wurde gegenüber dem ins chinesische Ministerium einbestellten Vertreter des Goethe-Instituts mit Konsequenzen gedroht, wenn die systemkritischen Programmteile nicht zurückgezogen würden. Das Goethe-Institut zog sich daraufhin nach Hummels Worten „nach einer Güterabwägung“, trotz heftiger öffentlicher Kritik, von der Organisation der Veranstaltung zurück.
Oberbürgermeister Ude übernahm die Schirmherrschaft für die Gesprächsreihe, die als Parallelveranstaltung zum eigentlichen Programm erklärt wurde, über das Ude gemeinsam mit dem bayerischen Kultusministerium ebenfalls die Schirmherrschaft hat. Nach Hummels Worten war diese doppelte Schirmherrschaft Udes der Hauptgrund für die chinesische Absage.
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