China bedauert Spielberg-Rückzug: "Absolut absurd"
Das offizielle Peking reagiert mit Bedauern auf den Rückzug von Steven Spielberg als Berater der Spiele.
BERLIN taz Mit Bedauern und über einen Tag Verspätung hat Chinas Regierung am Donnerstag offiziell auf den Rückzug des US-Starregisseurs Steven Spielberg von seiner Tätigkeit als künstlerischer Berater der Olympischen Spiele in Peking reagiert. Spielberg hatte dies damit begründet, dass Peking nicht genug unternehme, um seinen großen Einfluss im Sudan zur Beendigung von Mord und Vertreibung in Darfur zu nutzen.
"Wir haben zur Kenntnis genommen, dass es kürzlich viele Kontroversen und Handlungen im Hinblick auf China und Darfur gegeben hat", sagte Pekings Außenamtssprecher Liu Jianchao. "Es ist verständlich, wenn einige Menschen die Politik der chinesischen Regierung gegenüber Darfur nicht verstehen, aber ich fürchte, dass einige Leute andere Motive haben, und das können wir nicht akzeptieren."
Chinas kontrollierte Medien hatten am Mittwoch Spielbergs Schritt verschwiegen. Am Donnerstag verwahrte sich die Global Times, ein Ableger des Zentralorgans Renmin Ribao ("Volkszeitung") gegen westlichen Druck wegen Darfur. Boykotte wie Spielbergs "empörten" das chinesische Volk, so das Blatt. Der Westen instrumentalisiere die Olympischen Spiele. Es sei "absolut absurd", China die Schuld für die Lage in Darfur zuzuschieben.
Chinas Führung hat bisher versucht, die Spiele mit dem offiziellen Motto "Eine Welt, ein Traum" von politischen Fragen zu trennen. Die Regierung besteht nach außen strikt auf der Trennung von Sport und Politik. Zudem wehrt sie sich dagegen, mit der Krise in Darfur in Verbindung gebracht zu werden. In der westsudanesischen Region sind seit 2003 zwischen 200.000 und 400.000 Menschen getötet worden, 2,5 Millionen Menschen flohen. Aktivisten bezeichnen dagegen die Pekinger Spiele als "Völkermord-Olympiade", weil Peking zwei Drittel des sudanesischen Öls kauft, dem Regime in Karthum Waffen liefert und es vor Sanktionen durch den UN-Sicherheitsrat schützt.
Spielbergs Schritt verhalf einem offenen Brief von Nobelpreisträgern, Sportlern und Politikern an Chinas Präsident Hu Jintao zu großer Aufmerksamkeit. Der Brief wurde bereits am Dienstag veröffentlicht. Gestern druckte die britische Tageszeitung Independent den Brief dann auf der Titelseite. Darin wird anerkannt, dass China sich in der Darfur-Frage bereits bewegt habe. Dennoch solle Peking noch mehr Druck ausüben. Mit Konsequenzen wird in dem Brief nicht gedroht.
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