Kommentar Spielberg-Rückzug: Problematisches PR-Desaster

Wenn Steven Spielberg China kritisiert, müsste er auch die USA kritisieren, denn die haben ebenfalls eine lange Tradition Diktaturen zu unterstützen.

Steven Spielbergs Rückzug von seiner Beratertätigkeit für die Olympischen Spiele in Peking ist ein mutiger Schritt und für Chinas Regierung ein PR-Desaster. Ob das aber den Menschen in Darfur wirklich nachhaltig hilft, bleibt abzuwarten. Spielbergs Schritt dürfte vor allem der Debatte in den USA und hier vor allem der Kritik der Schauspielerin Mia Farrow geschuldet sein. Die hatte ihn mit der das Naziregime verherrlichenden Regisseurin Leni Riefenstahl verglichen. In China gibt es Kritik an dem Aufwand für die Spiele wie auch damit verbundenen Zwangsumsiedlungen. Dennoch dürfte Spielbergs Schritt dort kaum jemand verstehen. Vielmehr dürfte er das Misstrauen gegenüber einer als heuchlerisch empfundenen westlichen Politik nur steigern, zu einem Schulterschluss mit dem Regime führen und so letztlich dortigen Kritikern in den Rücken fallen.

In der Tat sind Lösungen für Konflikte in und um Staaten wie Nordkorea, Birma und Iran, Sudan, Kongo und selbst Haiti heute ohne China weder zu finden noch umzusetzen. Immerhin unterläuft Peking vielfach westliche Sanktionen und stärkt damit undemokratische Regime. Das ist zu verurteilen. Doch zum einen ist das leider typisch für das Verhalten einer aufstrebenden Weltmacht, und zum anderen lernt China noch dazu. Jedenfalls hat Peking von seinem strikten Postulat der Nichteinmischung gerade im Fall Darfur vorsichtig Abstand genommen und etwa einen Sonderbotschafter wie auch Friedenstruppen entsandt.

Die Kritik an Chinas Politik wäre zudem glaubwürdiger, wenn sie in ähnlichen Fällen auch gegenüber anderen Regierung formuliert worden wäre. Da sind vor allem die USA selbst zu nennen, die eine lange Tradition haben, Diktaturen zu stützen und diplomatisch zu schützen, wenn es eigenen Interessen dient. Eine Teilnahme an staatsnahen Events in den USA verbietet sich dann auch. Spielbergs Schritt ist als persönliche Entscheidung zu respektieren. Eine Antwort auf die Frage, ob eine Beteiligung an Events problematischer Mächte richtig ist, bietet sie nicht.

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Asienredakteur seit 1997, studierte Politologie in Berlin und Communication for Development in Malmö. Organisiert taz-Reisen in die Zivilgesellschaft, Workshops mit JournalistInnen aus Südostasien und Han Sens ASIENTALK. Herausgeber der Editionen Le Monde diplomatique zu Südostasien (2023), China (2018, 2007), Afghanistan (2015) und Indien (2010). Schreibt manchmal auch über Segeln. www.fb.com/HanSensAsientalk @SHansenBerlin

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