Cher-Portrait: Ohne Furcht gealtert
Mit "Burlesque" ist Cher zurück in den Kinos. Kaum jemand schert sich so wenig ums eigene Alter wie die 64-Jährige. Darauf reduzieren sollte man sie nicht.
Greta Garbo verbarg sich vor der Welt, noch bevor sie 40 wurde, und Marlene Dietrich glaubte sich zu Tode fotografiert - das waren die exemplarischen Schicksale alternder "Sexgöttinnen", bevor Cher die gegenteilige Strategie zu ihrer Marke machte: Entblößung, was das Zeug hält! Das zeigt sie auch in dem Musikfilm "Burlesque", der ab heute in den Kinos läuft.
1975 hielt sie ihren nackten Bauchnabel in die laufenden Fernsehkameras, was in den USA ungeheures Aufsehen erregte. Wie man Schleier richtig einsetzt, führte sie 1988 mit 42 bei der Oscarverleihung vor, als sie ein Kleid trug, das zur Gänze aus durchsichtiger Gaze bestand und mit ein paar wenigen Paillettenreihen verziert war, die sich einzig auf Höhe von Brustwarzen und Schamhaar zur "Blickdichte" anhäuften.
Ihre Erscheinung machte mehr von sich reden als das, was sie damals erreichte: Nach Barbara Streisand die zweite Frau zu sein, die neben einem Nummer-1-Hit auch einen Oscar als beste Schauspielerin erhielt. Wie stolz Cher selbst auf ihre Entblößungsgeschichte ist, machte sie im vergangenen Herbst während der MTV-Awards deutlich. Die mittlerweile 64-Jährige trug einen ausgesprochen knappen Bodysuit und kommentierte: "Ich bin hier wohl bislang das älteste Huhn - mit dem kleinsten Kleid."
Doch man wird Cher keinesfalls gerecht, wenn man sie darauf reduziert. Mit einer fast 50-jährigen Karriere hat sie mehr Stehvermögen bewiesen, als man dem Duo Sonny & Cher in den 60ern je zugetraut hätte. Ihre Comebacks lassen sich kaum an einer Hand abzählen. Von der Sängerin und Hippie-Ikone gelang ihr in den 70ern der Sprung ins Fernsehen. In den 80ern hatte sie mit Filmen wie "Die Maske", "Silkwood" und dem oscarprämierten "Mondsüchtig" einen guten Lauf. Wer nun dachte, sie sei in allen Sparten der Popindustrie "durch", hatte sich getäuscht: 1998 landete sie mit "Believe" einen weltweiten Nummer-1-Hit - als bis dato älteste Frau.
Es heißt, hinter forcierter Jugendlichkeit verberge sich die Angst vorm Alter. Doch Cher überzeugt immer wieder vom Gegenteil: Was die Zurschaustellung des eigenen Körpers betrifft, ist sie eine Ikone der Furchtlosigkeit.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Berliner Sparliste
Erhöht doch die Einnahmen!
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid