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Chemikalien als Ursache vermutetFrühreife Mädchen alarmieren Forscher

Forscher machen Umweltsubstanzen dafür verantwortlich, dass Mädchen immer früher geschlechtsreif werden: Die Pubertät setzt im Durchschnitt mit zehn Jahren ein.

"Genetik oder Evolution scheidet als Erklärung aus": Mächen an der Nordsee. Bild: dpa

STOCKHOLM taz | Die Pubertät setzt bei Mädchen immer früher ein. Nach einer neuen dänischen Studie im Durchschnitt jetzt sogar ein Jahr früher als noch vor 15 Jahren. Statt im Alter von 10,88 Jahren wie in den Jahren 1991 bis 1993 ergaben Untersuchungen im Zeitraum 2006 bis 2008 einen Durchschnittswert von 9,86 Jahren.

MedizinerInnen des Universitätsinstituts für Wachstum und Reproduktion am "Rigshospitalet" in Kopenhagen, die eine entsprechende Studie in der Fachzeitschrift Pediatrics veröffentlicht haben, zeigen sich deshalb besorgt. Diese Entwicklung könne nämlich das Resultat einer wachsenden Exponierung gegenüber Chemikalien sein, die den Hormonhaushalt beeinflussen: Schminke, Konservierungsstoffe, Weichmacher in Spielsachen oder Flammenschutzmittel in Elektrogeräten.

"Weil sich das in so kurzer Zeit geändert hat, scheidet die Genetik oder die Evolution als Erklärung aus", sagt Lise Aksglæde, Ärztin am Rigshospitalet, "wir gehen von äußeren Ursachen aus, beispielsweise endokrinen Disruptoren." Das sind Stoffe, die wie Hormone wirken und bei Aufnahme in den Körper das hormonelle Gleichgewicht stören können. Welcher Teil des theoretisch infrage kommenden Chemikaliencocktails genau hinter der auffälligen zeitlichen Verschiebung des Pubertätsbeginns stehen könnte, hat man laut Aksglæde noch nicht sicher herausgefunden: "Aber es gibt da eine lange Liste, wie man aus Tierversuchen weiß."

Historische Daten, nach denen sich seit Mitte des 18. Jahrhunderts der Beginn der Pubertät vom 17. auf das 13. Lebensjahr verschoben haben soll, wurden mit verbesserten Lebensverhältnissen, vor allem der Ernährung und der medizinischen Versorgung erklärt. Frühere Studien aus den USA, die ebenfalls eine auffallend schnelle Verschiebung in den letzten Jahrzehnten konstatiert hatten, machten dafür eine wachsende Tendenz zu Übergewicht verantwortlich.

Diese Variable versuchte man bei der dänischen Untersuchung zu berücksichtigen, indem man nur Mädchen mit vergleichbarem Body-Mass-Index in die Studie aufnahm. Aksglæde: "Die Ursache kann damit eigentlich nur außerhalb des Körpers der Mädchen liegen."

Verfrühte Pubertät kann nicht nur zu sozialen und psychischen Problemen führen. Als mögliche Folgen gelten ein vorzeitiger Abbruch des Wachstums und auch ein erhöhtes Brustkrebsrisiko.

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11 Kommentare

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  • W
    wespe

    @taz-Redaktion:

    Aufgrund des reißerischen Titels: "Frühreife Mädchen alarmieren Forscher" stellte ich mir die Situation vor.

    10-jährige Mädchen erschrecken sich über die Pubertät und denken, mit ihnen sei etwas nicht in Ordnung. Die Mädchen wenden sich hilfesuchend an Forscher und alarmieren sie.

    So 'wurden die Forscher alarmiert' und begannen zu forschen...; nachdem dir Mädchen vorher ihren Körper erforscht hatten. ;-)

    Da irrte ich!

  • M
    Milena

    Was ist eigentlich mit Bisphenol A in Babytrinkflachen?

    Gibt es da vielleicht einen Zusammenhanhg?

     

    www.br-online.de/bayern2/iq-wissenschaft-und-forschung/bisphenol-a-babyflasche-kunststoff-ID1221488550136.xml

     

    Gibt es ernst zu nehmende Studien über den Hormongehalt von Trinkwasser?

    Das was Wasser was wir trinken ist doch Grundwasser und es ist noch lange nicht in der Reserve so das in den Kreislauf zurück geführtes Wasser getrunken werden muss....oder?

  • R
    Rallinky

    Eine gewisse psychische Belastung dürfte noch hinzu kommen. Sind unsere Kinder doch heute schon im Kleinkindalter von Sex und nackter Haut umgeben, der Sexualkundeunterricht im Alter von 13 praktisch völlig überflüssig.

  • P
    Passant82

    @pille

    Der Inhalt ihres Kommentars könnte interessant sein, aber die Form disqualifiziert ihn.

    "ich glaub mehr mussi ch cniht mehr sagen -.-"

  • Y
    Yanneck

    Genau, die Pille ist Schuld, die wird nämlich schon mit 9 Jahren genommen, um einer Schwangerschaft vor der Pubertät vorzubeugen. Selbiges gilt für Männer, die natürlich auch nicht schwanger werden wollen.

    Es gibt keine einzige Studie, die genetische Veränderungen durch Einnahme der Pille zeigt, welche zu einem erhöhten Östrogengehalt bei Filialsgenerationen führt. Und auch die Möglichkeit, dass das Baby im Mutterleib zuviel Hormone eingetrichtert bekommt ist eher unwahrscheinlich, schließlich gaukelt die Pille ja eine Schwangerschaft vor und wird dementsprechend bei einer echten Schwangerschaft nicht mehr genommen.

    Dazu muss man wirklich nichts mehr sagen...

  • B
    bernd

    wenn ich, 1,96, baujahr 1960, beim einsteigen in die u-bahn mal wieder in der tür den scheitel nachgefräst kriege, dann ist heute, wie früher, zwergengekicher auf den billigen plätzen zu hören.

    und meine jeans (länge 38) kann ich mir ebenfalls weiterhin nur im versand besorgen, statt in einem x-beliebigen shop in der stadt, wo heute, wie vor 30 jahren grundsätzlich bei länge 36 schluss ist.

    kapitalismus bedient eben primär den mainstream.

  • P
    Pat

    Hmmn, sollte man sich wirklich wundern? Wer Augen im Kopf hat, kann diese Entwicklung seit längerem verfolgen. Wachstumshormone überall, im Trinkwasser,im Fleisch, im Mineralwasser, und in Plastikverpackungen. What goes around, comes around! Lolita 2.0

  • T
    Thorsten

    Ich schließe mich der Meinung von Pille an. Ich hatte vor kurzem erst einen Bericht gelesen, das in Flüssen, Seen und im Grundwasser immer mehr weibliche Geschlechtshormone zu finden wären. Dorhin kommen sie durch Abwässer. Wie muss man glaube ich nicht erklären.

  • P
    pille

    ist doch ganz klar warum die mädchen immer früher in die pubertät kommen....

    der Grund ist genau die selbe warum männer immer weiblicher werden und die spermienqualität sinkt...

    und zwar die unwelt wird mit der antbaby pille versäucht. das sind schlciht und ergreifend weibliche geschlechtshormone ich glaub mehr mussi ch cniht mehr sagen -.-

  • S
    Stimmt

    Vorzeitiger Abbruch des Wachstums... Was unsereins mindestens ebenso sehr interessieren würde: Woher kommt das deutlich überzogene Wachstum? Vor wenigen Jahrzehnten galt eine Körpergröße von zwei Metern als erstaunliche Ausnahme: "Sag mal, kommt der vom Mars?" Heute schaut keiner mehr hin, wenn einer - oder eine - mit zusätzlichen zwanzig Zentimetern in den Bus einsteigt. Da die Hosenlänge jeweils exakt zu stimmen pflegt, ist davon auszugehen, das gewisse Kleiderproduzenten sich bereits vorausschauend auf die Situation eingestellt haben - in China vermutlich.

  • G
    Gockeline

    Geschlechtsreif ja,psychische Reife nicht.

    Da sind sie weiter zurück als die Kinder früher.

    Also ist es nur eine Verlagerung von Intressen weil die Sexualität zu früh geweckt wurde.

    Die zu hohe Hormongaben die wir überall einnehmen

    durch das Trinkwasser,Fleisch,Gemüse,Plasikausgasungen u.s.w. sind die eindeutigen Geschlechter heute verwischt worden.heute kann niemand mehr eindeutig sagen ,das ist ein Mann oder das ist eine Frau.