Chef von Ryanair fühlt sich unterbezahlt: „Ich ackere 50-mal so viel“
Michael O’Leary ist ein armer Chef. Er kassiert 1,2 Millionen Euro im Jahr, doch gemessen an seinem Einsatz für Ryanair sei das zu wenig, meint er.

DUBLIN taz | Provokation ist sein Geschäft. Michael O’Leary, der Chef der irischen Billigfluggesellschaft Ryanair, hat sich beschwert, dass er der „unterbezahlteste und am wenigsten gewürdigte Fluglinienboss in Europa“ sei.
Er kassiert 1,2 Millionen Euro im Jahr. „Ich bekomme 20-mal so viel wie ein durchschnittlicher Angestellter, aber ich ackere 50-mal so viel“, sagte er in einem Interview mit der Zeitschrift Management Today.
O’Leary wurde 1961 im irischen Mullingar als Bauernsohn geboren. Bereits in seiner Kindheit hatte er sich mit Cathal und Declan Ryan angefreundet, den Söhnen von Tony Ryan. Der holte 1988 O’Leary an Bord, um seine drei Jahre zuvor gegründete defizitäre Fluglinie zu retten. O’Leary stellte die Flotte auf einen einzigen Flugzeugtypen um, schaffte die erste Klasse ab und beschränkte die Bodenzeiten auf 25 Minuten. Darüber hinaus flog Ryanair vorzugsweise abgelegene, kleine Flughäfen an und drückte mit Methoden, die an Erpressung grenzten, die Landegebühren und holte Subventionen heraus.
Als sich Tony Ryan 1993 zur Ruhe setzte, wurde O’Leary sein Nachfolger. Indem er die Flugpreise weiter senkte, sich aber jede über den Flug hinausgehende Leistung extra bezahlen ließ, machte er Ryanair zur größten Billigfluglinie Europas. 2001 ernannte ihn die US-Zeitschrift Fortune Magazine zum Geschäftsmann des Jahres.
O’Leary lässt keine Gelegenheit aus, seine Fluglinie ins Gespräch zu bringen. So ließ er die Flugzeuge mit Sprüchen über die Konkurrenz lackieren: „Auf Wiedersehen, Lufthansa“ stand da zum Beispiel. Vor vier Jahren kündigte er bei einer Pressekonferenz Ryanairs Einstieg in Langstreckenflüge an – mit Sonderservice wie „Blowjobs“ für Passagiere in der Businessklasse.
Nur wenn es um Zweifel an der Sicherheit seiner Flugzeuge geht, wird O’Leary böse. Als die spanische Luftsicherheitsbehörde vorigen Monat nach drei Notlandungen von Ryanair-Maschinen binnen vier Tagen erklärte, Ryanair würde die Sicherheitsstandards nicht immer erfüllen, fuhr Michael O’Leary schwere Geschütze auf. Er warf den Spaniern vor, Kontrolldaten gefälscht zu haben, um Ryanairs Ruf zu ruinieren.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Prozess gegen Maja T.
Ausgeliefert in Ungarn
Bundesregierung und Trump
Transatlantische Freundschaft ade
Bundestagswahl für Deutsche im Ausland
Die Wahl muss wohl nicht wiederholt werden
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße