Chef der US-Notenbank Fed: America's Next Fed-Boss
Wen sucht sich US-Präsident Trump für den Chefposten der US-Notenbank Fed aus? Die Kandidatenkür organisiert er wie eine TV-Reality-Show.
Wer wird künftig die US-Notenbank Fed leiten? Seit Wochen macht US-Präsident Donald Trump daraus ein öffentliches Ratespiel. Klar ist nur: Der Vertrag der jetzigen Fed-Chefin Janet Yellen läuft im Februar aus, und Trump will voraussichtlich am Donnerstag bekannt geben, wer ihr Nachfolger wird.
Trump war einst TV-Juror in einer Reality-Show, und genauso inszeniert er auch die Fed-Personalie. Trump ließ eigens ein Video drehen, das er am Freitag als Tweet verschickte. Dort raunte er, dass er sich für eine Person entschieden habe, „die hoffentlich einen absolut fantastischen Job machen wird“. Aber den Namen nannte er nicht, sondern prophezeite nur: „Ich glaube, jeder wird sehr beeindruckt sein.“
Wer Fed-Chef wird, ist nicht nur für die USA interessant. Von den Zinsentscheidungen der US-Notenbank hängt die gesamte Weltwirtschaft ab. Während Trump sich in Andeutungen ergeht, meinen die US-Medien schon zu wissen, wer neuer Fed-Chef wird: Jerome H. Powell. Der 64-jährige Jurist sitzt bereits seit 2012 im Vorstand der Notenbank. Powell wurde von US-Präsident Obama berufen, obwohl er Republikaner ist, denn er gilt als Pragmatiker.
Diese Nüchternheit hat auch mit seinem Berufsweg zu tun: Powell hat vor allem an der Wall Street gearbeitet und als Investmentbanker ein Privatvermögen von etwa 55 Millionen Dollar angehäuft. An Ideologiedebatten hat Powell kein Interesse; er will, dass die Wirtschaft floriert. Daher hat er die Politik von Fed-Chefin Yellen stets mitgetragen, die die Leitzinsen sehr lange bei null belassen und dann langsam auf derzeit 1,0 bis 1,25 Prozent angehoben hat.
Paul Krugmann hat Zweifel
Diese Niedrigzinspolitik wird von vielen Republikanern abgelehnt. Sie hoffen, dass sich Trump für einen anderen Kandidaten entscheidet: John B. Taylor. Der 70-jährige Volkswirt unterrichtet in Stanford und ist mit seiner „Taylor-Regel“ berühmt geworden, die er 1993 erfunden hat. Diese Formel soll quasi automatisch berechnen, wie hoch der Leitzins sein muss.
US-Präsident Trump
Die Taylor-Regel ist jedoch umstritten und wird momentan von allen Notenbanken ignoriert, weil dann der Leitzins deutlich höher liegen müsste – was wahrscheinlich das Wachstum abwürgen würde.
Zudem hat sich Taylor durch seine Prognosen diskreditiert: Seit 2010 warnt er vor einer Inflation, die immer noch nicht eingetreten ist. Nobelpreisträger Paul Krugman twitterte: „Taylors Ernennung würde ein Signal senden: Befördert wird nur, wer ideologisch verlässlich ist, Urteilsvermögen ist unerheblich.“
Trump will eine Duftnote hinterlassen
Neben den beiden Herren gäbe es eine dritte Kandidatin: Yellen selbst. Sie ist erst vier Jahre im Amt, und bisher wurden die Verträge der Fed-Chefs mindestens einmal verlängert – selbst wenn sie nicht der Partei des Präsidenten angehörten.
Trump hat auch gar nichts gegen die 71-jährige Yellen, wie er kürzlich erklärte: „Ich denke, sie ist bombig, wir hatten ein tolles Gespräch, und wir passen offensichtlich sehr gut zusammen, wenn man sich die Märkte ansieht.“ Trump weiß also genau, dass Yellens Zinspolitik erfolgreich war. Doch dann kam die Einschränkung: „Man will gern seine eigene Duftnote hinterlassen.“
Trump ist Egomane und will seine Macht täglich spüren. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass Trump einen Fed-Chef beruft, mit dem bisher noch niemand rechnet.
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