piwik no script img

Chef der Demokratischen Linken in AthenPolitisches Chamäleon

Leise und beharrlich ist Fotis Kouvelis. Als einer der wenigen Linken mit Regierungserfahrung geht er jetzt in die griechische Koalitionsregierung.

Eher ein Mann der leisen Töne: Fotis Kouvelis von der Demokratischen Linken. Bild: dpa

ATHEN taz | Als „wankelmütig“ ist er oft bezeichnet worden. Fotis Kouvelis ist nun mal ein Mann des Sowohl-als-auch-Urteils, Polarisierung ist ihm fremd. Der Chef der Demokratischen Linken (Dimar) verkörpert für viele schlicht die Stimme der Vernunft. Doch längst nicht alle wollen auf diese Stimme hören.

Dass er beim griechischen Wahlmarathon den Gegenentwurf zu dem charismatischen und dynamischen Alexis Tsipras abgab, dürfte für den 64-jährigen Juristen ein Kompliment gewesen sein. Die beiden sind sich nicht grün und standen in der linken Gruppierung Synaspismos, einer Vorgängerpartei der zuletzt erfolgreichen linkradikalen Syriza, auf Kriegsfuß miteinander.

Als 2008 der damalige Vorsitzende des Synaspismos krankheitsbedingt zurücktreten musste, unterlag der angesehene Anwalt Kouvelis in einer Kampfabstimmung über den Vorsitz dem Heißsporn Tsipras. Kouvelis gründete daraufhin prompt seine eigene Linkspartei.

Kouvelis ist leise im Ton, aber beharrlich in der Sache. Respekt will er sich mit Führung durch persönliches Beispiel verschaffen. Er war Gründungsmitglied der eurokommunistischen Partei Griechenlands und machte sich einen Namen als Menschenrechtsaktivist und Ehrenvorsitzender einer Antirassismusorganisation.

Nicht von ungefähr brachte er es im März 2012 in Umfragen zum beliebtesten Politiker des Landes, was sich jedoch bei den Wahlen nie bestätigte: Die Demokratische Linke ist im griechischen Parlament nur die sechstgrößte Partei, noch hinter der rechtsradikalen „Goldenen Morgendämmerung“.

Nun will Kouvelis mit einem gewagten politischen Spagat Sympathien gewinnen: Einerseits macht er bei einer Mehrparteienregierung mit, andererseits sieht er es als seine vordringliche Aufgabe an, diese Regierung ständig an die Pflicht zur Neuverhandlung der Sparauflagen zu erinnern, wie es dem Wählerauftrag entspricht.

Immerhin gehört Kouvelis zu den wenigen Linkspolitikern im Land, die selbst Erfahrung als Minister mitbringen: In den späten 90er Jahren, als Griechenland von Korruptionsskandalen erschüttert wurde und der damalige Premier und Sozialistenchef Andreas Papandreou vor einem Sondergericht erscheinen musste, diente Kouvelis – trotz einiger Unkenrufe aus dem linken Spektrum – als Justizminister in einer Koalition unter dem konservativen Regierungschef Konstantin Mitsotakis.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • W
    Weinberg

    Kaum zu glauben - die "linke" graue Maus Kouvelis zusammen mit den (korrupten) Wölfen der rechtsradikalen ND und PASOK in einer Regierung!

     

    Diese "gesunde Mischung" wird kurz über lang (spätestens nach den Wahlen zum Europäischen Pseudo-Parlament 2014) auseinanderfliegen - und was wird dann aus Griechenland?