piwik no script img

Charmeoffensive in LilleRundum versorgt

La Kolumnevon Johannes Kopp

Lille ist derzeit ein Paradies. Zumindest für all diejenigen, die von einer perfekt durchorganisierten Dienstleistungsgesellschaft träumen. Ein kurzer, leicht verzögerter Schritt im Metrobereich genügt, um die zahlreichen MitarbeiterInnen der städtischen Transportgesellschaft in Alarmbereitschaft zu versetzen. Sofort fühlt man sich umzingelt. „Brauchen Sie eine Information? Wohin wollen Sie? Möchten Sie zum Stadion?“

Ein Ticket am Automaten kann man gar nicht mehr selbst lösen. Das übernimmt einer dieser in Orange gekleideten Dienstleister. Die schmalen weißen Bahnen mit den mintgrünen Sitzschalen surren bienenfleißig durch die Stadt. Verpasst man eine, vergeht gefühlt kaum eine Minute bis zur nächsten.

In der ganzen Stadt wimmelt es von Helfern, die einem mit ausnehmender Freundlichkeit die Wünsche von den Lippen abzulesen versuchen. Bevor man überhaupt eine Frage formulieren kann, wird man bereits gefragt, ob man eine Frage hat.

In Paris dagegen ist diese EM nichts weiter als ein Gast unter vielen. Eine weitere Schmeißfliege an der Kuh, die jene Gleichmütige nicht wirklich zu jucken vermag. In Lille indes will man offenbar mit einer Charmeoffensive punkten.

In Frankreich ist die Gegend mit dem Vorurteil behaftet, die Leute dort seien verschlossen und rückständig. Die Filmkomödie „Willkommen bei den Sch’tis“, die sich dem Thema widmet, wurde in Frankreich zum bestbesuchten Film. Die derzeit überbordende Freundlichkeit in Lille wäre eigentlich auch ein guter Stoff für eine ganz andere Komödie.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen