piwik no script img

Chaos am Brenner

■ Österreichisch-italienischer Transitstreit geht weiter/ Unterhändler in München chaotisieren Situation

Wien (ap/dpa) — Ein Ende des Transitstreites zwischen Österreich und Italien war auch gestern nicht in Sicht. Zwar öffneten sich die italienischen Schlagbäume zwischen 12 und 15 Uhr vorübergehend für den Schwerverkehr, die erhoffte Atempause blieb jedoch aus. Im Gegenteil: Die am Donnerstag abend von europäischen Spitzenbeamten am grünen Tisch in München verfügte „humanitäre Maßnahme“ trug noch zur Chaotisierung der Situation bei. Italienische Grenzbeamte an der wichtigsten Nord-Süd-Verkehrsverbindung, dem Brenner, hatten die Weisung aus München auf eigenwillige Weise interpretiert und ließen nur LKWs ihrer Landsleute passieren, woraufhin auf der österreichischen Seite sofort tumultartige Situationen entstanden und nicht-italienische Fernfahrer ihre Wagen quer über die Autobahn stellten.

Vertreter aus Bonn, Wien und Rom hatten bei ihren Verhandlungen am Donnerstag keinen Durchbruch erzielt. Allerdings drohte Bonn mit einer einstweiligen Verfügung beim Europäischen Gerichtshof gegen die italienische Blockade das schärfste Rechtsmittel innerhalb der EG an. Am 30. Oktober wollen die Verkehrsminister der drei Länder einen Ausweg suchen. Die italienische Lkw-Blockade beschleunigt offenbar auch die Brüsseler Arbeiten für ein bilaterales Transitabkommen zwischen Österreich und der EG.

Italien verlangt von Wien mehr Transitgenehmigungen. Als Druckmittel hatte es am Dienstag die Grenzen für den Schwerverkehr geschlossen. In Wien stößt eine Aufstockung der Kontingente auf Widerstand. Ab heute stehen theoretisch zwar wieder 18.500 Transitgenehmigungen bereit, weil ein neuer Vierwochen- Zeitraum beginnt, dennoch wird mit weiteren Grenzsperren in der nächsten Zeit gerechnet.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen