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Chance für den Globalen SüdenWie Trumps Zölle sich auf afrikanische Länder auswirken

Kommentar von Leila van Rinsum

Die Strafzölle der USA treffen die EU, China, Mexiko und Kanada. Die Staaten des Globalen Südens könnten von dem Handelsstreit profitieren.

Der Hafen von Kapstadt in Südafrika Foto: Joerg Boethling/imago

W ie angekündigt, wirft US-Präsident Donald Trump mit Zöllen um sich. Sein Prinzip: Schock, dann Deals. In seiner zweiten Woche im Amt verhängt er 10 bis 25 Prozent Abgaben auf Einfuhren aus Mexiko, China und Kanada, zuletzt trifft es Stahl- und Aluminiumimporte aus der EU. China und Kanada kontern mit Gegenzöllen, Mexiko bietet Grenzkontrollen. Die EU lässt sich noch Zeit mit der Antwort. Währenddessen hat Trump bereits Gegengegenzölle angekündigt.

Der Handelsstreit ist in vollem Gang. Doch der Angriff auf die liberale Weltordnung könnte für den Globalen Süden eine Chance sein. Während die Großmächte um Zölle feilschen, um ihre Industrien bangen und Unternehmen neue Märkte suchen, wäre der richtige Zeitpunkt für die wirtschaftlich marginalisierten Staaten, das Handelssystem umzukrempeln. Jetzt müssen regionale Verbünde gestärkt und allen voran die Afrikanische Freihandelszone vorangetrieben werden. Möglicherweise gibt es auch ein Fenster, die brach liegende Welthandelsorganisation (WTO) zu reformieren.

Die aktuellen Handelsregeln bedienen vor allem Interessen des Globalen Nordens, Afrika dient bislang im großen Stil als Rohstofflieferant. In der Theorie profitieren arme Länder von geringeren oder gar keinen Einfuhrzöllen der EU. Und die USA haben Vergünstigungen für afrikanische Länder über den African Growth and Opportunity Act, der fast allen Produkten des Globalen Südens zollfreien Zugang zum US-Markt bietet. In der Rea­li­tät aber schöpfen viele Länder die Potenziale nicht aus. Sie scheitern unter anderem an Hy­gie­nestandards und der Ursprungsregel, nach der alle Bestandteile eines Produkts aus Ländern kommen müssen, für die die Zollvergünstigungen ebenfalls gelten.

Zudem sind die Preise für Afrikas Haupterzeugnisse zu gering. Gleichzeitig können sie mit den stark subventionierten Argrarimporten des Globalen Nordens oft nicht mithalten. Ein Großteil der Auto- und Technologieindustrien im Norden hingegen basiert auf kritischen Rohstoffen aus Afrika und Südamerika. Der Zollstreit der Wirtschaftsmächte führt zu Umlenkungen der Warenströme.

Die regionale Kooperation stärken

In der Realität wird vor allem Brics+ gestärkt, der Zusammenschluss der stärksten Handelsmächte: Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika und seit vergangenem Jahr auch Iran, Ägypten, Äthio­pien sowie die Vereinigten Arabischen Emirate. Wichtiger als diese alten Handelswege wäre eine stärkere regionale Kooperation. Auch sollten sich die Binnenmärkte an den Bedürfnissen der Bevölkerung in den Ländern des Globalen Südens orientieren. Kurz: eine starke Afrikanische Freihandelszone, die die heimische Produktion stärkt.

Zudem müsste sie Abhängigkeiten von Lebensmittel-, Öl- und Gasimporten aus dem Norden reduzieren und dafür sorgen, dass beispielsweise Agrarerzeugnisse und kritische Mineralien teurer werden. Das würde nicht nur globale Ungleichheiten abbauen, sondern auch die Macht der oft monopolähnlichen Exportkonzerne. Letztlich wäre Fokus auf regionalem Handel auch besser fürs Klima.

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Wirtschaftsredakteurin
ist Redakteurin im Ressort Wirtschaft & Umwelt. Dort schreibt sie über Internationalen Handel und Entwicklungspolitik. Sie war zuvor freie Journalistin in Nairobi und Berlin und schrieb über Nord-Süd Beziehungen, Kapitalismus und Queeres.
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2 Kommentare

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  • Es wäre gerade auch den afrikanischen Staaten mehr als zu gönnen, wenn sie davon profitieren könnten. Schön auch, in der taz etwas Positives über die BRICS+ zu lesen - wobei viele andere Medien da in ihrer Berichterstattung oft noch ‚kritischer‘ sind, nein, eigentlich vor allem arrogant und hetzerisch. Aber nochmal: Dieser Artikel hat einen ganz anderen Sound. Glückwunsch!

  • Jaja... Was passieren wird ist ganz einfach, wenn Trumps Strategie aufgeht, dann werden zukünftig mehr US-Konzerne, anstatt wie bisher Konzerne aus anderen Weltteilen, die Rohstoffe kaufen.

    Wenn Trumps Strategie nicht aufgeht, dann richtet er einen großen Schaden an, es kommt zu globalen Produktionsausfällen und dann bricht die Nachfrage nach Rohstoffen einfach nur insgesamt ein.

    Den BRICS-Großmäulern geht es übrigens gerade wie den europäischen Großmäulern. So lange man sich sicher war, dass die Amis nicht so verrückt sind und den Welthandel ernsthaft gefährden, hat man sich eine große Klappe herausgenommen. Seit Trump den Eindruck macht er sei verrückt genug dazu, ist aber auch dort Ruhe im Karton.

    Die Autorin verwechselt hier (allmähliche) Transformation mit (schlagartiger) Disruption. Trump droht mit letzterem...

    Wie sich eine schockartige Disruption des globalen Wirtschaftssystems langfristig auswirken würde würde kann man nur schwer vorhersagen, sicher ist aber, kurzfristig wäre es verheerend, auch (gerade?) für den Süden.