Castor-Ticker vom 25.11.2011: Wasserwerfer und Schotterer
Während der Castorzug langsam durch Deutschland rollt, liefern sich Atomgegner und Polizei im Wendland weiter teils harte Auseinandersetzungen. Besonders trifft es das Camp Metzingen.
23.44 Uhr: Camper fürchten Stürmung
Metzingen. Ein Wasserwerfer ist einige Meter auf das Camp gefahren. Jeder Flaschenwurf wird unmittelbar mit Wassereinsatz beantwortet. Aktivisten befürchten Stürmung des Camps, der Zugang wird zur Zeit noch von einem Traktoranhänger und Autonomen mit Plastikplanen blockiert. Die Polizei scheint Deeskalation nicht im Repertoire zu haben.
23.39 Uhr : Metzingen ist eingekesselt
Metzingen. Die Polizei schießt mit Wasserwerfern ins Camp. Die AktivistInnen fliehen teilweise panikartig in die geschützten Bereiche. Die Stimmung ist extrem aggressiv. Metzingen ist eingekesselt, meldet X-tausend - und auch Schlagstockeinsätze.
23.35 Uhr: Wasserwerfer im Einsatz
Metzingen. Die Polizei setzt direkt vor dem Camp Wasserwerfer ein, die Gegenseite wirft mit Feuerwerkskörpern.
23.30 Uhr: Polizeipressestelle ohne Informationen
Lüneburg/Metzingen. Während die Polizei in Metzingen Wasserwerfer und Schlagstöcke einsetzt, gibt sich die Polizeipressestelle in Lüneburg ahnungslos: "Wir haben keine Infos aus der Leitstelle vor Ort", sagt ein Sprecher: "Alles was wir wissen, wissen wir über die Presse."
23.25 Uhr: Polizei geht auf Camper los
Metzingen. Vor dem Camp Metzingen ist ein Wasserwerfer aufgefahren. Die Straße vor dem Camp soll offenbar geräumt werden. Es gebe keine weitere Warnung sagt, die Polizei. Ein Anrufer berichtet Radio Freies Wendland, es würden Pfefferspray und Knüppel eingesetzt.
23.20 Uhr: Däne berichtet von Polizei-Tritten
Metzingen. Eine Gruppe Dänen ist festgesetzt. Einer denkt, er sei festgenommen. Die Polizei dementiert dies, es würden lediglich die Personalien der Gruppe aufgenommen. Der Däne behauptet, er habe auf einen Bus in ein anderers Camp gewartet. Andere hätten die Polizei blockiert, er sei von Polizisten grundlos getreten worden. Überprüfen lässt sich seine Geschichte nicht.
23.10 Uhr: Eichhörnchen hängt über den Schienen
Marbach. Das Eichhörnchen hat zugeschlagen: Cecile Lecomte hängt zusammen mit drei anderen Kletter-AktivistInnen in den Bäumen über und neben der Bahnstrecke in Marbach bei Fulda. "Wir sind zu früh entdeckt worden", sagte Lecomte gegenüber der taz: "Die Polizei hat uns bei einer Streife gefunden. Aber Präsenz zeigen ist auch schonmal wichtig." Eine Sprecherin der Bundespolizei wollte die Aktion nicht bestätigen, verwies aber darauf, dass der Zug noch weit vor Fulda ist. "Vielleicht bleiben die da noch ein bisschen hängen", sagte sie zur taz.
23.05 Uhr: Aktivist auf Castor-Zug gesprungen
Ein Atomkraft-Gegner hat offenbar am Freitagabend trotz des massiven Polizeiaufgebots den Castor-Transport erklommen. Der Aktivist kletterte bei Haßloch in der Pfalz auf den Zug, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur dapd berichtete. Auf dem Sonderzug hielt der Umweltschützer eine Fahne mit dem Logo der Anti-Atomkraft-Bewegung in den Händen. Beim Anrücken der Polizei flüchtete er über ein Feld. Die zentrale Pressestelle der Polizei zum Castor-Transport in Lüneburg machte zu dem Vorfall auf Anfrage zunächst keine Angaben. (dapd)
22.55 Uhr: Polizisten setzen Demonstranten fest
Metzingen. Die Polizei greift scheinbar grundlos mehrere anreisende Atomkraft-Gegner an und setzt sie fest. Neun Aktivisten müssen von Polizei umringt auf der Straße sitzen. Ein Polizist begründet gegenüber der taz, Einsatzfahrzeuge seien mit Steinen beworfen worden.
22.35 Uhr: Anti-Atom-Initiativen zufrieden mit "Südblockade"
Die Südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen freuen sich in einer Pressemitteilungen über die gelungene "Südblockade" in Rheinland-Pfalz. Mehreren hundert Menschen hätten am Freitag zwischen Neustadt, Hassloch und Böhl-Iggelheim in der Pfalz erfolgreich die Weiterfahrt des Castortransportes um zweieinhalb Stunden verzögert.
"Es ist uns gelungen, auch dieses Jahr die Grenzen des Wendlandes in die Pfalz zu verlegen", sagt "Südblockade"-Sprecher Andreas Raschke. Obwohl die Polizei mit vielen Kräften an den Ort der Blockaden kam, konnten die Gleise erst Stunden später freigeräumt werden. Sie ging teilweise sehr ruppig vor und setzte stellenweise Schlagstöcke und sogar Pfefferspray ein. "Unser Konzept 'Hase und Igel – Egal wo er lang fährt, wir sind schon da!' ist aufgegangen", so Raschke.
22.30 Uhr: Polizei sieht keine Störungen in Rheinland-Pfalz
Ludwigshafen-Koblenz. Das Polizeipräsidium Rheinpfalz und die Bundespolizeidirektion Koblenz teilen in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit, dass es bei Demonstrationen gegen den Atomtransport zu keinen Störungen gekommen sei. Die Behörden sprechen von "zeitweise bis zu 150 Personen", die sich am Donnerstag und Freitag in Berg und Speyer an Protesten beteiligt hätten. In Rheinland-Pfalz sollen zum Schutz der Castor-Strecke mehr als 1000 Beamtinnen und Beamte der Bundes- und der Landespolizei im Einsatz gewesen sein.
22.25 Uhr: Castor-Transport erreicht Hessen
Bürstadt. Gegen 22.00 Uhr hat der Castorzug mit den elf Atommüll-Behältern bei Bürstadt die Landesgrenze, wie die Bundespolizei der Nachrichtenagentur dapd bestätigte. Gegner der Atomkraft hatten im Vorfeld an mehreren Orten in Hessen protestiert: In Kassel demonstrierten am Freitag Dutzende Menschen friedlich am Bahnhof Wilhelmshöhe gegen den Zug mit hoch radioaktivem Material, in Fulda formten Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace mit Kerzen vor dem Bahnhof das Zeichen für Radioaktivität. Am Donnerstag hatten überdies Unbekannte bei Kassel einen Anschlag auf einen Kabelschacht verübt. (dapd)
22.20 Uhr: "Die weiß-blauen Freunde beschäftigen"
Obernjesa. Durch den Landkreis Göttingen irrt scheinbar ziellos ein Korso aus 15 Treckern umher. Mehrfach kreuzen die Traktoren die Bahngleise, über die später womöglich der Castor fährt, bleiben aber nicht stehen. "Unser Vorbild ist die Landmaschinenschau im Wendland", sagt einer der Fahrer. "Wir wollen unsere blau-weißen Freunde ein bisschen beschäftigen." Die nehmen die Herausforderung an und verfolgen den Korso mit mehreren Fahrzeugen. Die Mahnwache am Göttinger Bahnhof ist mittlerweile kaum noch besucht, auch Polizeikräfte sieht man nur wenige. Bei einigen kommen Zweifel auf, ob der Castor in diesem Jahr überhaupt durch Göttingen fährt.
22.14 Uhr: Ärzte gegen Castoren
Gusborn. Die Musik wird besser: "Die Ärzte" schreien nach Liebe.
22.00 Uhr: Stürme bedrohen Castor-Verladung
Dannenberg/Berlin. Stürmisches Wetter bedroht das Verladen der Castor-Behälter in Dannenberg. Der Deutsche Wetterdienst sowie das Institut für Wetter- und Klimakommunikation bestätigten am Freitag der Nachrichtenagentur dapd, dass für Samstag und Sonntag im Wendland Winde der Stärken acht und neun zu erwarten sind.
Damit wäre es nach Angaben des Betreibers vom Atommüll-Zwischenlager in Gorleben unmöglich, die elf Behälter auf Tieflader umzuheben. Ein Sprecher der Betreibergesellschaft GNS sagte: "Ab Stärke sieben ist das Umladen der Behälter einzustellen." Es gebe an der Umladestation extra Windmesser: "Wenn es zu stürmisch ist, dann ist das Rezept klar: Wir können nur warten, bis sich der Wind legt." (dapd)
21:53 Uhr: Dafür wurde der Protest nicht gegründet
Gusborn. Im und vor dem Veranstaltungsraum des Dorfes feiern noch 250 Castor-GegnerInnen zu "Rock gegen Castor". Es gibt ein paar Ghettotonnen zum aufwärmen. Polizisten beobachten das Treiben desinteressiert von der anderen Straßenseite aus. Dafür wurde der Protest nicht gegründet: Es laufen Schnulzenlieder von Pur ("Hör gut zu, Du bist mein Glück"). Graswurzel TV führt Interviews mit zwei Einheimischen, einer aus Kleingusborn, einer aus Großgusborn. Die Fete soll noch einige Stunden weitergehen, bis zwei oder drei Uhr. "Soll sich ja niemand betrinken, wir müssen morgen fit sein", sagt der Kleingusborner. Wann die Aktionen genau beginnen sollen, weiß niemand so richtig. Wohl kaum vor dem Morgengrauen.
21.45 Uhr: Castor erreicht Mannheim
Berlin. Das Infoportal castorticker.de meldet, dass der Castor-Transport gegen 21.30 Uhr die Rheinbrücke von Ludwigshafen nach Mannheim überquert hat.
21.35 Uhr: Wie haltet Ihr's mit dem Klopapier?
Camp Hitzacker. Nächste Lektion beim Blockadetraining: Polizeiketten durchbrechen. Zuvor hatte der SprecherInnenrat getagt. Alle Fragen wurden von den OrganisatorInnen geduldig beantwortet - auch die nach der Toiletten- und Klopapierversorgung bei Blockaden. Gut 700 Leute nehmen laut Veranstaltern am Training teil. Im Zeltdorf haben sich zudem zahlreiche Grüppchen um Lagerfeuer verteilt, eine Trommelgruppe spielt. Auch erste Gitarren sind ausgepackt. Während der Castor wieder rollt, ist in Hitzacker von Aufbruchstimmung noch nicht viel zu spüren.
21.25 Uhr: Lüneburg erwartet Castor
Berlin/Hitzacker. In Lüneburg protestieren Demonstranten gegen die Durchfahrt des Castor-Zugs. Den Veranstaltern zufolge beteiligen sich rund 1200 Atomkraftgegner. Die Polizei sprach gegenüber der taz von etwa 1000 Teilnehmern.
21.15 Uhr: Tanzender Protest
Harlingen. Die Aktion "Atomkraft wegbassen" gibt auf einem Acker bei Harlingen ordentlich Bass. 100 bis 200 Menschen tanzen dort in etwa 200 Meter Entfernung zu den Bahngleisen. Immer wieder versuchen kleinere Gruppen tanzend zu den Gleisen vorzudringen. Aber die Polizei steht dort in einer langen Kette und signalisiert mit ihren Taschenlampen Präsenz. Die Stimmung ist entspannt bis fröhlich.
21.00 Uhr: Mindestens drei Ingewahrsamnahmen in Gorleben
Wendland. Mindestens drei Ingewahrsamnahmen hat es laut Ermittlungsausschuss Gorleben (EA) am Freitag gegeben. Alle seien zwischenzeitlich wieder frei. Gründe für die Ingewahrsamnahme sind dem EA nicht bekannt. Übliche Polizeipraxis sei, auf das Demonstrationsverbot vorzugreifen, so lange es noch nicht in Kraft getreten ist. Möglicherweise seien die Leute schlicht den Gleisen zu nahe gekommen sind, vermutet der EA. Bei der Polizeipresseatelle sind keine Ingewahrsamnahmen bekannt. Ein Sprecher "will aber nicht ausschließen, dass es welche gegeben hat".
20.50 Uhr: BI kritisiert Antwort zu Behelfsbrücken
In einer Pressemitteilung zweifelt die Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg weiterhin daran, dass drei Behelfsbrücken im Raum Hitzacker tragfähig für den tonnenschweren Castor-Transport sind. Eisenbahn-Mitarbeiter hatten der BI hinter vorgehaltener Hand mitgeteilt, dass es drei unzureichende Behelfsbrücken im Raum Hitzacker gibt: bei Pommoissel/Tangsehl, Hitzacker/Eichengrund und Kähmen, außerdem gäbe es auf sieben Kilometern Länge uralte Schienen aus dem Jahr 1928.
In einer Antwort des Eisenbahnbundesamts (EBA) auf eine Anfrage der BI heißt es, man bitte um Verständnis, "dass das EBA zu Transportrouten aus Sicherheitsgründen keine Auskünfte erteilen kann". Bei der Entscheidung über die jeweilige Route für die Beförderung von Kernbrennstoffen würden aber selbstverständlich alle sicherheitsrelevanten Aspekte berücksichtigt.
Dazu sagt BI-Sprecher Wolfgang Ehmke: "Manch eine Antwort ist keine Antwort: Das Eisenbahn-Bundesamt hat der BI zwar jetzt geantwortet, aber in dem ganzen Text kein Wort zu den Brücken verloren."
20.35 Uhr: Eskalation professionell verhindert
Gorleben, Zwischenlager. Feist blockiert ein ganzer Wald das Zwischenlager. Absperrgitter verhindern eine Eskalation der Situation. Die Beamten bleiben ruhig und stehen professionell an Einsatzwagen rum. Einige essen.
20.20 Uhr: Mahnwache in der Rosdorfer Feldmark
Rosdorf. Die Trecker der Anti-Atom-Bauern aus dem Landkreis Göttingen fahren gefährlich nah an der möglichen Castor-Transportstrecke in der Rosdorfer Feldmark, lassen sich aber nicht zu einer Blockade hinreißen. Die Bundespolizei wirkt erst leicht nervös, dann aber freundlich und gelassen. Rund 30 Aktivisten sind mit beleuchteten Pferden und Hunden, Laternen und Fackeln in die Feldmark gezogen und halten hier eine Mahnwache ab. "Wir wollen den Zug hier nicht aufhalten, wir wollen die Menschen auf die Problematik aufmerksam machen", sagt eine Aktivistin Mitte 50. Die Göttinger Polizei geht indes davon aus, dass es trotz Aufrufen zu Widerstand gegen die Castor-Durchfahrt "eine ruhige Nacht wird", sagte eine Sprecherin. Bislang habe es keine Zwischenfälle gegeben.
20.00 Uhr: McAllister appelliert an Polizei und Demonstranten
Hannover. Kurz vor der geplanten Ankunft des Castor-Transports in Niedersachsen hat Ministerpräsident David McAllister (CDU) an Polizei und Demonstranten appelliert, friedlich miteinander umzugehen. "Ich bitte alle, sich an dem Castor friedlich zu beteiligen", sagte McAllister im NDR-Fernsehmagazin "Hallo Niedersachsen". McAllister wird voraussichtlich nicht ins Wendland reisen: "Am Wochenende werde ich viele Termine wahrzunehmen haben." Zuvor hatte der Fraktionsvorsitzende der Landtagsgrünen, Stefan Wenzel, McAllister aufgefordert, sich persönlich ein Bild von der Situation zu machen. (dpa)
19.50 Uhr: Blockadetrainer brauchen Megaphon
Camp Hitzacker. Das Blockadetraining in einem Kirmeszelt ist bestens besucht - das Zelt platzt aus allen Nähten: Jugendliche, RentnerInnen, ganze Familien. Die OrganisatorInnen haben mittlerweile ein größeres Megaphon eingesetzt, um bis in die hinterste Ecke durchzudringen. Drei Stunden soll das Training dauern, alle Aktionen sollen "ordentlich vorbereitet sein", heißt es aus dem Megaphon. Ein Raunen geht durchs Zelt.
19:35 Uhr: Lange Nacht im Baumhaus?
Langendorf. Zwei Robin-Wood-Aktivisten bereiten sich auf eine Nacht im Baumhaus auf einer alten Eiche vor. Sie steht direkt an der so genannten Nordroute, einer der beiden möglichen Strecken, auf denen die Castoren per Lkw die letzten Kilometer nach Gorleben transportiert werden. Vorerst werde das Baumhaus toleriert, sagt eine Polizistin, die vor der gut beleuchteten Eiche einen behördlichen Scheinwerfer bewacht.
"Nett, dass die unsere Transparente so gut ausleuchten", sagt ein Aktivist der Bodencrew. Heizung haben sie oben keine. "Bringt ja nichts, ist kein Niedrigenergie-Baumhaus", erklärt er über den klogroßen Holzkasten im Baum. Am Mittag gab es Kletterkurse für die Langendorfer.
19:30 Uhr: Keine Chance am Kreisel
Staßenkreisel bei Streetz. Der Streetzer Kreisel nahe dem Verladeort Dannenberg ist berüchtigt: In den vergangenen Jahren hatten die Bauern aus dem Wendland diesen wichtigen Knotenpunkt immer wieder blockiert. Diesmal hat die Polizei vorgesorgt und belagert den Kreisel mit mehreren Fahrzeugen. Nähert sich ein Traktor, gehen die Taschenlampen an.
19.25 Uhr: Polizei behindert Reporter
Berlin. Reporter sind bei ihrer Berichterstattung über den Castor-Transport nach Angaben des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) behindert worden. Polizisten im Wendland hätten weder den offiziellen Presseausweis, noch die Akkreditierung akzeptiert, die von der in Lüneburg angesiedelten zentralen Castor-Pressestelle der Polizei ausgegeben werden. Journalisten hätten einen Informationsauftrag, "der insbesondere bei einem so wichtigen Ereignis nicht von der Polizei eingeschränkt werden darf", mahnte DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken. Er forderte die Sicherheitskräfte auf, Reportern eine freie Berichterstattung zu ermöglichen. (dapd)
19.15 Uhr: taz-Ticker im Radio
Berlin. Das Radio Freies Wendland zitiert Informationen der taz-Korrespondenten. Der taz-Ticker freut sich. ;-)
19.05 Uhr: Gleise in Haßloch freigeräumt
Stolz vermeldet die Bundespolizeidirektion die vollständige Räumung der Gleise. Auf drei Kilometern Streckenlänge seien ganze Protestgruppen von bis zu 100 Personen von den Schienen entfernt, also einzeln weggetragen, worden. Es sei dabei nicht zu Ausschreitungen gekommen. Auf der Strecke zwischen Neustadt an der Weinstrasse und Haßloch habe es weitere Gleisbesetzungen gegeben, räumte die Polizei ein. Auf Blockiererseite will man allerdings jetzt noch nicht aufgeben. Es werde weiter versucht, die Schienen zu besetzten, hieß es bei den Südblockieren. Am mit den bisherigen Aktionen der Zug aufgehalten wurde, ist noch unklar. Fahrplanmäßig sollte er eigentlich aktuell in Mannheim einlaufen.
19.00 Uhr: Sieben beschädigte Polizei-Fahrzeuge
Lüneburg. Die Polizei zählt neu: Bei den heutigen Protestaktionen in der Göhrde haben seien insgesamt sieben ihrer Fahrzeuge beschädigt worden, so ein Sprecher. Am Bahnübergang Grünhagen sei ein VW-Bus der Bundespolizei mit Molotow-Cocktails beworfen und stark beschädigt worden. Fünf weitere in der Nähe abgestellte Kleinbusse seien mit Steinen beworfen und dadurch ebenfalls beschädigt worden. Bei Leitstade habe es ein Sonderfahrzeug der Bundespolizei getroffen – es sei mit insgesamt 15 Molotow-Cocktails angegriffen worden, von denen sich sieben entzündet hätten. Bei dem Fahrzeug seien die Frontscheibe und ein Reifen beschädigt worden.
18.54 Uhr: "Von der Asse lernen"
Hitzacker. Gerade ist eine Kundgebung mit mehreren hundert Menschen zu Ende gegangen. Redner Udo Dettmann von Asse-II-Koordinationskreis forderte, "erst aus den Fehler der Asse zu lernen, bevor man sich auf die Suche nach einem neuen Endlager begibt". Jetzt spielt eine Blaskapelle Polka, rund hundert Menschen tanzen auf der Straße.
18.50 Uhr: Treckerkorso in Göttingen
Göttingen. Knapp 200 Menschen ziehen durch die Innenstadt hinter einem langen Treckerkorso. Es sind etwa doppelt so viele wie am Donnerstag, jedoch weniger als von den Veranstaltern erwartet. "Ich bin froh, dass überhaupt so viele Leute bereit sind, gegen Atomkraft auf die Straße zu gehen", sagt Tobias Darge, Sprecher der Antiatom-Initiative Göttingen. Für den Abend sind weitere Aktionen geplant: "Wir haben ja nicht unsere gesamte Energie in diese Demo gesteckt". Es sei zu kreativen Aktionen aufgerufen worden, so Darge. Der Castorzug wird nicht vor Mitternacht in Göttingen erwartet.
18.43 Uhr: Betten für Gewaltlose
Hitzacker. Knapp 500 Meter entfernt vom Camp hat Pastor Jens Rohlfink seine Kirche geöffnet, "für Leute, die übernachten oder zur Ruhe kommen wollen - innerlich und äußerlich", wie er sagt. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag haben etwa 30 Leute im Gemeindehaus geschlafen. Werden es mehr, kann auch in der Kirche selbst übernachtet werden. Die Heizung hat Pastor Rohlfink dort am frühen Donnerstagabend schon angestellt. Einzige Bedingung für die Castor-GegnerInnen: Das Prinzip der Gewaltlosigkeit. "Einen Gesinnungs-TÜV haben wir aber nicht an der Tür stehen", sagt Rohlfink.
18.29 Uhr: Polizei platziert Räumpanzer
Kreuzung B248/B216 zwischen Dannenberg und Hitzacker. Die Polizei hat einen Räumpanzer an dem strategisch wichtigen Punkt platziert, wahrscheinlich, um gegebenenfalls eine Blockade von Nachschubwegen sofort auflösen zu können.
18.28 Uhr: Polizei richtet Kontrollpunkte ein
Langendorf/Quickborn. Die Polizei hat die Ortseinfahrten mit Kontrollpunkten und Scheinwerfern versehen und überprüft Fahrzeuge. Beide Orte liegen an einer möglichen Strecke für den Lkw-Transport des Castors.
18.15 Uhr: Mahnwache in Mannheim
Wird der Castorzug in Haßloch nicht doch noch aufgehalten, dürfte er gegen 19 Uhr Mannheim passieren. Greenpeace hat zur Mahnwache dort aufgerufen. Noch allerdings ist unklar, ob der Zug die westliche oder die östliche Route durch die Neckarstadt nimmt. Danach geht es dann nach Hessen; möglicherweise zuerst nach Darmstadt oder vielleicht auch nach Gross-Gerau.
18.00 Uhr: Rangeleien mit der Bundespolizei
Haßloch. Immer wieder versuchen Atomkraftgegner im Rahmen der Südblockade noch vor dem Eintreffen des Castorzuges die Gleise zu besetzen. Es kommt zu teilweise heftigen Rangeleien mit der Bundespolizei, die den "Bahnkörper" (Polizei) mit einer Beamtenkette zu sichern versucht. 15 AtomkraftgegnerInnen werden in Gewahrsam genommen. Überall an der Strecke dort versuchen es Aktivisten der Südblockierer dennoch weiter, die Bahngleise zu besetzen. Der Castorzug müsste bald da sein. Die Parole: "Besetzen! Jetzt!"
17.50 Uhr: Ermittlungsverfahren gegen GNS
Gorleben. Gegen den Betreiber des Gorlebener Zwischenlagers läuft jetzt ein formelles Ermittlungsverfahren wegen unerlaubter Freisetzung ionisierender Strahlen. Die Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) gilt in diesem Verfahren jetzt offiziell als Beschuldigter, bestätigte Rechtsanwalt Martin Lemke der taz. Lemke ist Anwalt der (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, die GNS nach Ungereimtheiten über die Strahlenbelastung am Zwischenlager Gorleben bei der Staatsanwaltschaft Lüneburg angezeigt hat.
17.41 Uhr: Kritik an Berichterstattung
Hitzacker. Eine für die Polizei schwierige Lage habe heute in der Göhrde geherrscht, sagt Sprecher Stefan Kühmstoltz. Darum habe es keine Verhaftungen oder Ingewahrsamnahmen gegeben, obwohl Steine und Böller auf Polizisten geworfen wurden, 400 DemonstrantInnen erhielten bei Govelin Platzverweise, ein VW-Transporter wurde beschädigt.
Jochen Stay von der Initiative ausgestrahlt ärgert sich darüber, dass dem beschädigten Auto so viel Raum in der Berichterstattung eingeräumt wird. "Das ist nicht repräsentativ", sagt er, "und es bildet auch nicht ab, was hier los ist"! Ansonsten, sagt er, seien die Camps voll und auch die Tatsache, dass man durch die Verzögerung des Castors Zeit gewonnen habe, sei ein Vorteil: "Wir sind dadurch noch besser vorbereitet".
17.40 Uhr: Polizei räumt Gleise
In Haßloch räumen die Polizisten die Menschen von den Gleisen. Die Situation sei jedoch so unübersichtlich, dass es immer wieder Demonstranten auf die Schienen schafften, wie castorticker.de schreibt.
17.10 Uhr: Volxküche in Dumstorf
Dumstorf. Auf einem Privatgrundstück an den Gleisen in Dumstorf bietet eine Volxküche Verpflegung an, meldet castorticker.de.
16.58 Uhr: Bauer rettet taz-Team
Govelin. Zwischen dem Camp Metzingen und der Bahnschiene sind überall auf den Wegen Barrikaden aufgebaut, zum Teil mit schweren Steinen. Auch das taz-Team hatte Probleme mit dem Auto wieder zurück zu kommen. Die lokale Bevölkerung zeigt sich jedoch sehr hilfsbereit. Das taz-Team bedankt sich bei Bauer Harry Bergmann für den Schleichweg übers Feld und für den Traktoreinsatz, mit dem er das festgesetzte Auto wieder aus dem Acker gezogen hat.
16.53 Uhr: Noch mehr Polizei
Dannenberg. Die Polizeipräsenz in Dannenberg wurde an den möglichen Castor-Transport-Routen verstärkt. Die Einsatzkräfte sind an Zufahrtswegen postiert, wie das ZDF via Twitter mitteilte.
16.50 Uhr: Linke Hessen unterstützt Protest
Wenige Stunden vor der angekündigten Fahrt des Castorzuges durch Hessen hat die hessische Linke angekündigt, die Proteste der Anti-AKW-Bewegung gegen den Castor-Transport und gegen die verantwortungslose Energiepolitik, die die Bundesregierung als Erfüllungsgehilfin der Energiekonzerne betreibe, unterstützen zu wollen.
Nach wie vor nämlich sei die Frage der Lagerung des Atommülls völlig ungeklärt. Anstatt bis 2022 weiter Atommüll zu produzieren, müssten alle Atomkraftwerke sofort abgeschaltet werden: "Wer bei diesen Fragen einen Konsens mit den Energiekonzernen sucht, gibt die Gesundheit der Menschen dem Profit-Streben dieser Konzerne preis."
16.37 Uhr: Probleme bei Akkreditierung
Lüneburg. Die Polizei bittet bei Problemen mit der Presseakkreditierung um Nachsicht. In Dumstorf hatten Journalisten erste Probleme: Dort hatten Einsatzkräfte die Presseakkreditierung der Polizeidirektion Lüneburg nicht erkannt. Sich zusätzlich zum regulären Presseausweis für den Castor unter Angabe persönlicher Daten bei der Polizei zu registrieren, dazu waren Journalisten im Vorfeld aufgerufen worden - um die Abläufe zu vereinfachen.
Das Akkreditierungsverfahren sei den Einsatzkräften zwar bekannt gegeben worden, sagt eine Polizeisprecherin, dass alle das "Castor 2011"-Presseschild am blauen "Polizei Niedersachsen"-Bändel auch kennen, sei "bei so vielen Eingesetzten" allerdings nicht zu gewährleisten.
16.15 Uhr: Zwischenbilanz der Polizei
Leitstade/Grünhagen. Die Lage am Gleisabschnitt 191 hat sich laut Polizei beruhigt, seit sich die Protestler in den Wald zurückgezogen haben. Der Einsatz samt Wasserwerfer sei nötig gewesen, da "Kräfte mit Steinen beworfen wurden", heißt es von der Pressestelle in Lüneburg. Angaben zu Verletzten hat man dort nicht. Die Bilanz der Polizei lautet Freitag Spätnachmittag trotz diverser Zusammenstöße mit Protestierenden und zwei abgebrannter Polizeiwagen "alles im üblichen Rahmen, so weit man das beim Castor sagen kann".
16:14: 150 Leute auf den Gleisen
Bei Haßloch haben etwa 150 Menschen die Gleise der Transportstrecke betreten. Die Polizei hat die Zufahrtswege gesperrt, die Fußwege sind frei, meldet castorticker.de.
16.11 Uhr: Castor fährt wieder
Neunkirchen. Nach einem etwa fünfstündigen Stopp in Neunkirchen hat der Castor-Transport seinen Weg kurz nach 16 Uhr ins niedersächsische Gorleben fortgesetzt. (dapd)
16.10 Uhr: S-W Initiative mobilisiert
Das Hase- und Igel-Versteckspiel hat ein Ende, die Castor-Stoppaktion beginnt, heißt es in einer Erklärung der südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen. DemonstrantInnen machten sich zur Zeit auf den Weg nach Haßloch und dort in die Moltkestraße 53 (Aldiparkplatz). Von da aus soll dann versucht werden, auf die Gleise zu kommen.
Etwa 200 Menschen hatten zuvor in Speyer auf dem Domplatz an einer Kundgebung
gegen den Atomülltransport nach Gorleben teilgenommen. Wie Andreas Raschke vom Presseteam der Südblockade sagte, würden die AtomkraftgegnerInnen der Südblockade nun versuchen, den Castortransport aufzuhalten. Der Weiterbau des Endlagers in Gorleben und der Weiterbetrieb von neun Atomkraftwerken liefern genügend Gründe, jegliche Atommülltransporte zu stoppen und einen echten Atomausstieg herbeizuführen."
16.05 Uhr: McAllister soll ins Wendland kommen
Hannover. Der niedersächsische Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel hat den Ministerpräsidenten des Landes, David McAllister, aufgefordert ins Wendland kommen. Der CDU-Politiker solle sich persönlich ein Bild von der Situation und von den Einschränkungen machen, denen Anwohner wegen des laufenden Castor-Transports ausgesetzt seien, schreibt Wenzel in einem Offenen Brief.
McAllister solle die Bürger nicht allein lassen und dürfe sich "jetzt nicht hinter Terminen und Verpflichtungen" verstecken.
16.01 Uhr: Strahlenschutzamts-Leiter kritisiert Weitererkundung in Gorleben
Berlin. Der Leiter des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), Wolfram König, hält es für problematisch, dass die Erkundungsarbeiten im Salzstock Gorleben fortgesetzt werden, obwohl sich Bund und Länder kürzlich gemeinsam für einen Neubeginn bei der Suche nach einem Standort für ein Atommüll-Endlager ausgesprochen haben.
"Ich glaube, dass eine Weitererkundung von Gorleben die Glaubwürdigkeit einer ergebnisoffenen Standortsuche belastet, weil der Eindruck entstehen kann, dass es eine Vorfestlegung auf Gorleben gibt", sagte König im Interview mit taz.de. Gorleben ganz von der Liste der möglichen Standorte zu streichen, halte er zwar nicht für sinnvoll, so König, aber die Politik müsse jetzt einen Prozess organisieren, bei dem deutlich sei, "dass es wirklich um eine offene und transparente Suche geht, so wie von Bundesumweltminister Norbert Röttgen zugesagt – und dass es nicht darum geht, Akzeptanz für Gorleben zu schaffen." Das komplette Interview steht hier.
15.50 Uhr: Noch mehr Barrikaden
Tollendorf. Der Waldweg von der X-Hütte bis nach Tollendorf ist mit unzähligen Barrikaden versperrt. Teilweise sind sie über einen Meter hoch. An den Gleisen stehen vereinzelte Polizisten. Die Reiterstaffel langweilt sich: "Fotografier mich mal", sagt ein Reiter zu seiner Kollegin, "ich sitze grad so gut".
15.45 Uhr: Castor könnte 16 Uhr wieder rollen
Neunkirchen. Der Castor könnte früher weiter fahren, als bislang bekannt. Womöglich könnte die Abfahrt schon um 16 Uhr sein, wie das ZDF twitterte.
15.24 Uhr: Kundgebung in Speyer aufgelöst
Speyer. Die Kundgebung in Speyer ist beendet. Einige der Teilnehmer machen sich nun auf den Weg nach Haßloch, wie castorticker.de mitteilte.
15.10 Uhr: Protestler ziehen sich in den Wald zurück
Gleisabschnitt 191. Die Polizei hat mittlerweile die erste Barrikade durchdrungen, die die Demonstranten auf dem Waldweg, der von der Lichtung wegführt, errichtet haben. Überall sind laute Knalle zu hören. Die Protestler haben sich in den Wald zurückgezogen.
15.03 Uhr: Molotowcocktail gegen Polizeiauto
Bahnübergang Grünhagen. Während der Proteste wurde ein Polizeiwagen mit einem Molotowcocktail beschädigt. Nun ist es ruhig, aus einem Auto dröhnt "Rhythm is a Dancer" von Snap. Ein Polizeisachverständiger scheucht die Presse von dem beschädigten Auto weg.
14.50 Uhr: Straßenbarrikaden mit Baumstämmen
Gleisabschnitt 191. Auf der Lichtung stehen nur noch wenige DemonstrantInnen und Einsatzkräfte. Die Lage hat sich beruhigt. Die DemonstrantInnen haben auf dem Rückweg zum Camp erneut Straßenbarrikaden mit Baumstämmen errichtet.
14.40 Uhr: Junge JournalistInnen berichten live
Breese i.d. Marsch. Der Redaktionsraum befindet sich in einer engen Dachkammer über der Scheune und ist nur über eine brüchige Stiege zu erreichen. Ein kleiner Schuppen im Nachbargebäude beherbergt die Druckerei. Vier Thermodrucker summen, in dem Raum ist es unerträglich heiß. Zwei Jugendliche tackern die von den Maschinen ausgespuckten Blätter zu achtseitigen Zeitungen zusammen.
Auf dem kleinen Hof im Wendland-Dörfchen Breese in der Marsch organisieren die Deutsche Journalisten-Union (dju) - eine Fachgruppe in der Gewerkschaft ver.di - und der Verein Junge Presse Niedersachsen ein Mediencamp für angehende Journalisten. Die insgesamt rund 50 Teilnehmer berichten mit einer täglich erscheinenden Zeitung und im Internet über die Fahrt des Atommüllzuges und den Widerstand dagegen. "The Gorleben Project" heißt die Initiative.
In der heute erschienenen zweiten Ausgabe berichtet "G" über die Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten am Vorabend in Metzingen, über einen Laternenumzug in Hitzacker und eine weitere Kundgebung gegen den Castortransport in Suderburg. Sechs EinwohnerInnen aus dem Landkreis Lüchow-Danneberg kommen mit kurzen 0-Tönen zu Wort. Auf der letzten Seite wird Camp-Koch Matthias Pirnow portraitiert, der die jungen JournalistInnen rund um die Uhr mit Essen und Getränken versorgt. Ein Rezept für seine Kürbis-Suppe steht mit im Blatt.
Die Zeitung erscheint auch als elektronische Ausgabe im Internet. Besonders stolz sind die jungen JournalistInnen auf die Live-Seite im Internet. Rund um die Uhr würden von den Reportern Texte und Bilder geliefert und von den Redakteuren eingestellt.
14.35 Uhr: Brandanschlag auf Kabelschacht
Kassel. Auf der Bahnstrecke zwischen Kassel und Korbach hat es gestern Nachmittag einen Brandanschlag auf einen Kabelschacht gegeben. Wie ein Sprecher der Bundespolizei soeben der taz bestätigte, sei dabei vorsätzlich ein Glasfaserkabel in Brand gesteckt worden.
"Aufgrund der Tatbegehungsweise und entsprechender Ankündigungen im Vorfeld gehen wir von einem Zusammenhang mit dem Castor-Transport aus", sagte Bundespolizeisprecher Reza Ahmari. Konkretere Verdachtsmomente gibt es allerdings noch nicht.
Die Strecke war eine halbe Stunde für den Zugverkehr gesperrt, ist seitdem aber wieder befahrbar. Auswirkungen auf die Route des Castor-Zuges wird es daher nicht geben. Der Sachschaden beläuft sich nach den Polizeiangaben auf 20.000 Euro.
14.25 Uhr: Polizei erkennt Presseakkreditierung nicht
Dumstorf. Einige Beamte erkennen nicht die Presseakkreditierung der Polizeidirektion Lüneburg. Kommentar: "Noch nie gesehen." Zunächst verweigert die Polizei einigen Pressevertretern den Zugang zum Einsatzort, an dem mehrere DemonstrantInnen festgehalten werden.
14.24 Uhr: Böller gegen Wasserwerfer
X-Hütte, Metzingen. Die Polizei setzt einen Wasserwerfer ein, die Demonstranten Antworten mit Böllern. Hubschrauber kreisen.
14.15 Uhr: Verwirrung im Camp
Hitzacker. Immer wieder trudeln AktivistInnen von der Esso-Wiese ein, die zum Blockadetraining wollen. Das findet aber nicht wie zum Teil angekündigt um 14, sondern erst um 19 Uhr statt. Hier ist die Stimmung noch entspannt - von Hitzacker aus betrachtet ist der Castor noch weit weg.
14.05 Uhr: Brennendes Polizeiauto in Göhrde
Leitstade. Nach Angaben der Polizei brennen im Waldgebiet Göhrde Polizeifahrzeuge. In Leitstade und Tollendorf sei je ein Streifenwagen angezündet worden, sagte ein Polizeisprecher in Lüneburg. Zu Verletzten sei es nach bisherigen Erkenntnissen nicht gekommen.
14.03 Uhr: Camp in Hitzacker so gut wie voll
Hitzacker. Während die letzten im Camp noch frühstücken, wird im VoKü-Zelt schon für das Mittagessen geschnippelt - vornehmlich von den Frauen. Hier wird es langsam eng, das Camp ist so gut wie voll. "Aber zur Not rücken wir ja immer noch ein bisschen zusammen", sagt eine Frau.
13.59 Uhr: Mit Räumpanzern und Wasserwerfern
Nähe Gleisabschnitt 191. Auf einer Lichtung in unmittelbarer Nähe der Schienen stehen sich Castorgegner und Polizei gegenüber. Diese kam mit Räumpanzern, mehreren Wasserwerfern und dutzenden Mannschaftsbussen. Immer noch rücken Kräfte nach. Das Handynetz ist zusammengebrochen. Um die Suppenausgabe auf der Lichtung gab es erste Rangeleien. Von der Lichtung dringt Geschrei und lautes Knallen.
13.57 Uhr: Castor wohl umgekoppelt
Neunkirchen. Der Castorzug ist an die neue Lok angekoppelt. Derzeit werden am Zug noch Strahlenmessungen durchgeführt, castorticker.de
13.49 Uhr: Polizei kontrolliert Aktivisten
Dumstorf. Die Polizei sperrt mit einem Dutzend Fahrzeuge von zwei Seiten einen Straßenabschnitt in Dumstorf ab, in dem sich die Fahrzeuge der Schotterer befinden. Die Beamten nehmen Personalien auf, Ausweispapier werden eingezogen. Einige Aktivisten sitzen noch fest. Teilweise haben Beamte die Akkreditierung der Polizeidirektion Lüneburg nicht anerkannt, so dass einige Pressevertreter nicht zum Ort des Geschehens konnten. Erst nach Rücksprache einiger Journalisten mit der zentralen Pressestelle, werden die Beamte vor Ort darüber informiert, die Akkreditierung anzuerkennen.
13.35 Uhr: Polizei patroulliert an den Schienen
Nähe des Gleisabschnitts 191. Zahlreiche Sicherheitskräfte sind gerade durch den Wald zur Schiene gespurtet. An den Schienen patroulliert die Polizei mit Pferden. Aus dem Wald war ein lauter Knall zu hören.
13.33 Uhr: Deutsche befürworten Proteste
Die Mehrheit der Deutschen befürwortet die Proteste gegen den Castor-Transport, wie das heute veröffentlichte ZDF-"Politbarometer" zeigt. 60 Prozent der Bürger halten die Proteste für richtig. 37 Prozent sprechen sich gegen die Demonstrationen aus. Dass bei den Protesten auch Straßen und Gleise blockiert werden, lehnen jedoch 69 Prozent ab. Für die Umfrage interviewte die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen telefonisch 1.276 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte. (dapd)
13.28 Uhr: Polizei filmt und kontrolliert Schotterer
Dumstdorf. Die Polizei versperrt am Ortseingang mit einem Dutzend Fahrzeugen die Abfahrt der Schotterer, die mit dem Auto an die Gleisen gekommen sind und stellt vereinzelt Personalien fest. Die Polizei filmt und zieht von einigen Aktivisten den Personalausweis ein. Die bleiben gelassen und rauchen erstmal eine.
13.22 Uhr: Platzverweise für Demonstranten
An den Gleisen, 500 Meter südöstlich von Leitstade. Ein Böller kracht, Polizisten positionieren sich eng auf den Gleisen. Oben am Weg werden Platzverweise ausgesprochen.
13.10 Uhr: Schottern in Dumstorf
Dumstorf. In Dumstorf nahe Dahlenburg haben fast 100 Leute eine Schotteraktion gestartet; mit Händen und Füßen schottert die Demonstranten. Vier bis fünf Polizisten beobachten die Szene, greifen jedoch noch nicht ein. Bislang versuchen sie per Aufforderung die Schotterer abzuhalten. Es sieht danach aus, als würden sie Verstärkung anfordern.
13 Uhr: Polizei: "Business as usual"
Hitzacker. Hubschrauber kreisen über das Wendland. Wasserstandsmeldung der Polizei: "Business as usual" heißt es vom Sprecher. Die Helikopter machen Transportflüge oder fliegen die Bahnstrecke zur Beobachtung ab. Ansonsten, sagt der Sprecher, sei es aus Polizeisicht im Wendland "so wie immer, relativ ruhig".
12.50 Uhr: Katz- und Mausspiel zwischen Polizei und DemonstrantInnen
Metzingen, Rallye-Weg. Etliche Absperrungen säumen den Weg an den Gleisen. Die Motivation der DemonstrantInnen ist groß, manche Äste aber zu schwer. Auf den Gleisen liefern sich Polizei und DemonstrantInnen ein Katz- und Maus-Spiel: rennen die Polizisten in die eine, rennen die DemonstrantInnen in die andere Richtung.
12.48 Uhr: Castor wartet auf seine Austauschlok
Neunkirchen. Der Castor steht nach wie vor in Neunkirchen, bewacht von der Polizei. Noch ist die Austauschlok nicht eingetroffen. Vor Ort sind ebenfalls etwa 150 AKW-Gegner, darunter auch Grüne, Linke und Leute von Greenpeace. Vor kurzem gab es hier Auseinandersetzungen mit der Polizei, doch es blieb alles im Rahmen. ZDF-Reporter twittern, dass der Zug gegen 17 Uhr weiterfahren könnte, eine offizielle Bestätigung gibt es dafür jedoch noch nicht.
12.33 Uhr: Leute aus ganz Deutschland im Wendland
Dannenberg. Nach Dannenberg und Umgebung reisen nach und nach mehr Menschen an, die sich an den Wochenendprotesten beteiligen wollen. Die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg schätzt, dass inzwischen rund 3.000 Menschen ins Wendland gereist sind. Für die morgige Großdemonstration um 12.30 Uhr sind bislang Busse aus 152 Orten in Deutschland angemeldet.
12.09 Uhr: Musik als Ausdruck des Protests
Hitzacker. Restrisiko Gymnasium: Eine Jugendmusikschule probt in mehreren Kleingruppen subversiv popmusikalisches Liedgut mit Streichbesetzung, das sich aus mehreren Räumen schallend zu einem atonalen Klangteppich apokalyptischen Ausmaßes verdichtet. Der Protest hat damit offenbar eine neue Aktionsform entwickelt. Eine Art akustischer Angriff auf Polizeikräfte, die allerdings nur im vergangenen Jahr hier residierten. In diesem Jahr: das taz Tickerteam.
12.05 Uhr: Gorleben nicht sicher vor Terroranschlag
Dannenberg. Das niedersächsische Umweltministerium hat Greenpeace eine zuvor erteilte Teilgenehmigung zur Einsicht in Akten zu Strahlenmessungen am Zwischenlager Gorleben wieder entzogen. In einem Brief des Ministeriums an die Umweltorganisation heißt es, im Zuge "neuerer Erkenntnisse über Tatmittel und Täterverhalten" seien Castorbehälter im Zwischenlager umgestellt worden. Der betreffende Schriftverkehr könne nicht offen gelegt werden. Die Kenntnis über die Systematik der Umlagerung würde "einem oder mehreren potentiellen Täter(n) Hinweise für die Zielerreichung (Freisetzen großer Mengen von radioaktiven Stoffen) geben".
Ein Greenpeace-Sprecher wertete das Ministeriumsschreiben als "Beleg, dass das Zwischenlager in Gorleben einem Terrorangriff nicht standhalten würde." Mathias Edler, Atomexperte von Greenpeace, sagte dazu: "Wir fordern den Minister (Norbert Röttgen) auf, diesen Transport sofort zu stoppen."
11.50 Uhr: "Ein wenig die Bullen ärgern"
Metzingen, Rallye im Wald. Es geht ins Gestrüpp. Karten werden gezückt und verglichen. Eine Teilnehmerin freut sich darauf, "ein wenig die Bullen zu ärgern, aber nicht zu doll", denn es sind zwei 14-jährige Mädchen dabei. Hubschrauber kreisen über dem Wald.
11.46 Uhr: Angeblich über 2.000 Demonstranten im Wendland
Dannenberg. Laut der Pressekonferenz in Dannenberg sind bereits mehr als 2.000 Atomkraft-Gegner zu den Protesten ins Wendland gekommen, meldet castorticker.de
11.22 Uhr: Kritik an hartem Vorgehen der Polizei
Esso-Wiese Dannenberg. Das Pressezelt ist pickepackevoll. Dutzende Medienvertreter und Sprecher von Bürgerinitiativen drängen sich in dem gut beheizten Zelt auf der kalten Esso-Wiese. Die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg kritisiert erneut den harten gestrigen Polizeieinsatz in Metzingen. Dort war die Polizei bereits kurz nach Beginn einer Versammlung mit Wasserwerfern, Schlagstöcken und Pfefferspray gegen Demonstrierende vorgegangen.
Carsten Niemann von der Bäuerlichen Notgemeinschaft sitzt auch vor der versammelten Presse. Er sagt: "Wir sind stinksauer. Der gestrige Polizeieinsatz war eine pure Machtdemonstration der Polizei, die völlig unangemessen ist. Wir haben uns die letzten Jahre stets bemüht, den Protest mit deeskalativen Maßnahmen friedlich zu gestalten. Die Polizei muss sich darüber im klaren sein, dass solche Machtdemonstrationen eine eskalierende Wirkung entfalten können."
11.20 Uhr. Zwischenfall in Neunkirchen
Neunkirchen. Bei dem Zwischenfall vor Neunkirchen wurden zwei Aktivisten der südwestdeutschen Anti-Atominitiativen von der Bundespolizei von den Gleisen gezogen. Bei dem Zwischenstopp in Neunkirchen wird jetzt auf die Ankunft der vier Lokomotiven und acht Waggons (für Sicherheitskräfte) für die Weiterfahrt durch Deutschland gewartet. Die Kundgebung der Südblockade findet seit 9 Uhr am Domplatz in Speyer in Rheinland-Pfalz statt. Bis 11 Uhr hatten sich etwa 120 TeilnehmerInnen dort eingefunden, weitere DemonstrantInnen haben sich angesagt.
10.59 Uhr: Bürgerrechtler verurteilen Pfefferspray-Einsatz
Göttingen. BürgerInnen beobachten Polizei und Justiz haben den angekündigten massiven Pfefferspray-Einsatz gegen Castor-GegnerInnen scharf verurteilt. Die Bürgerrechtsorganisation aus Göttingen verweist auf mögliche gesundheitliche Nebenwirkungen des Reizgases, "weitere Todesfälle durch Pfefferspray" würden im Wendland "bewusst in Kauf genommen", sagte ihr Sprecher Roland Laich.
"Es ist nicht Aufgabe der Polizei, undemokratische Fehlentwicklungen von historischem Ausmaß mit quasi-militärischen Mitteln gegen eine große Mehrheit der Bevölkerung durchzusetzen", so Laich weiter. "Tut sie es dennoch, so stellt sie sich außerhalb ihrer demokratischen Legitimation - ein Szenario, das alle alarmieren muss."
10.52 Uhr: Kurze Verzögerung durch Demonstranten
Neunkirchen. Kurz vor dem Zwischenstopp musste der Castor-Zug halten, da Menschen auf den Gleisen waren, meldet castorticker.de
10.50 Uhr: Rallye zur Erkundung des Geländes
Metzingen. Die Rallye Monte Göhrde beginnt. Das heißt, die Widerständler ziehen in Gruppen durch den Wald und sollen verschiedene Aufgaben erledigen, zum Beispiel bestimmte Orientierungspunkte finden. So sollen auch Neulinge mit dem Gelände vertraut werden.
10.46 Uhr: Castor in Neunkirchen
Neunkirchen. Der Castor scheint mittlerweile das saarländische Neunkirchen erreicht zu haben, wie das ZDF twitterte.
10.33 Uhr: Sitzblockaden-Training im Camp
Gedelitz. Die Initiative X-tausendmal quer bereitet sich mit praktischen Übungen auf eine Sitzblockade auf der Castor-Transport-Strecke vor. Das in Gedelitz stationierte Camp der Aktivisten wächst derweil an.
10.30 Uhr: Proteste begleiten Castorzug durch Saarbrücken
Saarbrücken. Gerade ist der Castorzug durch Saarbrücken gefahren. Rund 30 AtomkraftgegnerInnen protestierten auf einer Brücke dagegen. Alles verlief friedlich, wie Thorsten Comtesse von der Grünen Jugend Saar gegenüber der taz sagte. "Alles ist blitzschnell gegangen!" Die Mahnwache im Hauptbahnhof gegen den Atommülltransport findet jetzt dennoch statt. Der Zug fährt unterdessen weiter nach Neunkirchen. Dort soll ein Zwischenstopp eingelegt werden.
10.07 Uhr: Radarfallen auf der B 191
taz warnt: Auf der B 191 zwischen Neustadt-Glewe und Ludwigslust sowie auf zahlreichen anderen Zufahrtsstraßen der Region schlägt der staatliche Repressionsapparat mit Radarfallen in unerbittlicher Härte zu. Mehrfach betroffene Journalisten fordern: Stoppt den Blitzkrieg!
10.01 Uhr: Castor in Deutschland
Saarbrücken. Der auf das Saarland zurollende Castorzug wird in Neunkirchen einen Zwischenstopp einlegen. In Saarbrücken - der ersten Stadt nach der Grenzpassage - formiert sich im Moment die Mahnwache der Grünen am Hauptbahnhof. Die Polizei ist präsent. Die Südblockade mobilisiert derweil zu einer Mahnwache in Speyer; Berg in der Südpfalz ist wohl keine Option mehr für den Castorzug.
10.00 Uhr: Pressekonferenz in Dannenberg
Dannenberg, Esso-Wiese. Um 11 Uhr soll hier eine Pressekonferenz der Widerstandsgruppen zum Start des Castors nach Deutschland stattfinden.
9.40 Uhr: Zug in Forbach erwartet
Rémilly. Nach der Abfahrt aus Rémilly hat der Zug Faulquemont um 9.37 Uhr passiert und wird gegen 10.15 Uhr in Forbach erwartet.
9.35 Uhr: Schotterer besprechen Taktik
Metzingen. Das Schlangestehen hat sich von den Dixiklos zur VoKü verschoben. Seit 9 Uhr treffen sich laut Infotafel die Schotterer und besprechen ihre Taktik. Um 10 Uhr trifft sich das Camp zum großen Plenum.
9.34 Uhr: Vorbereitung auf Proteste
Hitzacker. "Fukushima ist everywhere. We block the nuclear madness." - Das ist die Aufschrift des Orteingangsschildes im Widerstandscamp Hitzacker. Hier sitzen die Aktivisten in gelassener Morgenstimmung in der strahlenden Sonne. Am Infopunkt erkundigen sich eine Handvoll nach den neuesten Informationen. Es gibt Tee und Frühstück, hier und da tropft Zahnpasta aus den Mündern der sich pflegenden Atomkraftgegner.
9.25 Uhr: Aktivisten im Wendland erwachen
Wendland. Hunderte Menschen, die im Novemberkalten Wendland in Scheunen und Zelten geschlafen haben, bereiten sich so langsam auf den Tag vor. Die Nacht war kalt, doch hätte kälter sein können. Nun scheint die Sonne in der Region. Es sieht nach einem schönen Tag aus.
09.25 Uhr: BI Lüchow-Dannenberg zweifelt Stabilität von Eisenbahnbrücken an
Hitzacker. Die Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg bezweifelt die Tragfähigkeit von drei Eisenbahnbrücken auf der Castor-Strecke zwischen Lüneburg und Dannenberg. Sie beruft sich auf Hinweise "aus Eisenbahnerkreisen". Betroffen sind demnach drei "unzureichende Behelfsbrücken" im Raum Hitzacker.
Sie hätten nur provisorische Widerlager und seien höchstens für den Verkehr mit leichten, kurzen Personenzügen ausreichend. Außerdem gebe es auf sieben Kilometern Länge uralte Schienen aus dem Jahr 1928. Die BI hat sich bereits an das Eisenbahnbundesamt gewandt. Die Behörde habe "um Geduld" gebeten und zunächst keine Antwort geben können.
9.19 Uhr: Castor rollt wieder
Rémilly. Laut Greenpeace rollt der Castor wieder und verlässt den Bahnhof Richtung Forbach.
9.11 Uhr: Polizeihubschrauber über Metzingen
Metzingen. Wer noch nicht wach war im Widerstandsnest, ist wahrscheinlich gerade durch den Polizeihubschrauber geweckt worden, der eine lange Bahn über den Ort zog. Die Morgensonne scheint und hat bereits die bitterste Kälte der Nacht vertrieben.
9.10 Uhr: Polizei sichert Saarbrücker Bahnhof ab
Saarbrücken. Die Hinweise verdichten sich, dass der Castorzug wohl gegen Mittag in Saarbrücken die Grenze zu Deutschland überquert. Die Polizei sichert derzeit jedenfalls den Hauptbahnhof in der saarländischen Landeshauptstadt ab.
Für 10 Uhr ruft die Grüne Jugend Saar dort zu einer Mahnwache auf. Am Vortag hatten Atomkraftgegner dazu aufgerufen, zu den Saarterrassen zu kommen (Stadtverbandsviertel Burbach); auch dort wurde jetzt Polizei gesichtet. Bei der Aktionsgruppe Südblockade hält man es aber immer noch für möglich, dass das Ganze ein Ablenkungsmanöver ist und der Castorzug doch noch bei Lauterbourg/Berg über die Grenze fährt. Kommt er tatsächlich über Saaarbrücken, sind Neunkirchen und Kaiserslautern die darauffolgenden Stationen.
9.03 Uhr: Umweltorganisation prüft Klage gegen Castor-Stopp
Paris. Die französische Anti-Atom-Organisation "Sortir du nucléaire" prüft, juristisch gegen den rund einen Tag dauernden Stopp des Castorzuges im Bahnhof von Rémilly zu klagen. "Dieser unnötig lange Halt einer radioaktiv strahlenden Fracht hat die Bevölkerung in Gefahr versetzt", erklärte die Aktivistin Laura Hameaux. Der Castorzug auf dem Weg nach Gorleben war am Donnerstagvormittag in Rémilly eingetroffen.
Nach dem Paragraphen L 1333 im französischen Gesetzbuch zur öffentlichen Gesundheit müsse jede Aktion, die Personen ionisierender Strahlung aussetzt, einzeln genehmigt werden. "Das haben die Atomkonzerne und EDF versäumt und ihr rollendes Tschernobyl mitten in der Zivilisation stehen lassen", erklärte Hameaux. Juristen des Netzwerkes prüften bereits eine offizielle Klage.
Ursprünglich sollte der Zug am Donnerstag in La Hague los fahren und an diesem Freitag über die deutsche Grenze fahren. Offenbar um größere Proteste zu verhindern haben die französischen Behörden den Transport vor wenigen Tagen überraschend auf Mittwoch vorgezogen. Möglicherweise wollte oder konnte die deutsche Seite ihre Planungen aber nicht mehr ändern und so musste der Zug nahe der deutschen Grenze in Rémilly pausieren. (dapd)
8.50 Uhr: Polizeiaufgebot in Rémilly verstärkt
Rémilly. Am Morgen haben hier die Vorbereitungen für die Abfahrt des Castor-Transports nach Deutschland begonnen. Das Polizeiaufgebot werde rund um den kleinen Bahnhof verstärkt. Nach Angaben aus französischen Sicherheitskreisen solle der Zug bei Saarbrücken die Grenze überqueren. Der Konvoi werde gegen zehn Uhr in Forbach erwartet, wenige Kilometer vor der Grenze. (afp)
8.40 Uhr: Castor-Transport steht vor Weiterfahrt
Rémilly. Der Castor-Transport soll sich nach dem Stopp in Frankreich wieder in Bewegung in Richtung Deutschland setzen. "Er ist dabei, loszufahren", berichtete Francois Mativet vom französischen Netzwerk Atomausstieg "Sortie du nucleaire" am Morgen. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür jedoch nicht. (dpa)
8.33 Uhr: Castortransport über Forbach
Forbach.Wie Greenpeace twitterte, soll die Französische Polizei bestätigt haben, dass der Castortransport bei Forbach über die Grenze fährt.
8.15 Uhr: Piraten wollen Proteste unterstützen
Berlin. Die Berliner Piratenfraktion will den Protest gegen den Castor-Transport mit einer öffentlichen Fraktionssitzung am Sonntag im Wendland unterstützen. Dazu reisen 7 der 15 Abgeordneten nach Dannenberg. Wie bei den Piraten üblich soll die Sitzung im Internet übertragen werden. Auf dem Gelände und in den Räumen einer Autowerkstatt gibt es von Freitag an eine Mahnwache der Piratenpartei Niedersachsen gegen die Transporte von hoch radioaktivem Atommüll. Dort findet auch die Fraktionssitzung der Berliner Piraten statt. (dpa)
7.55 Uhr: Die Bilanz der ersten Nacht
Metzingen. Die Bilanz von Polizei und Atomkraftgegnern zu den Auseinandersetzungen in Metzingen ist weiterhin unterschiedlich. Ein Polizeisprecher sagte am Morgen der taz, es seien acht Beamte verletzt worden. Zudem habe eine Demonstrantin Verletzungen durch einen Steinwurf aus den eigenen Reihen erlitten. Castorgegner sprechen dagegen von rund einem Dutzend verletzter Demonstranten. Radio Freies Wendland nannte sogar 20 Verletzte durch Pfefferspray.
7.50 Uhr: Zusammenstöße zwischen Polizei und AktivistInnen
Berlin. Nach den gewaltsamen Zusammenstößen bei Protesten gegen den Castor-Transport im Wendland ist es der Polizei zufolge in der Nacht ruhig geblieben. Dies teilte ein Sprecher der zuständigen Pressestelle Lüneburg am Freitagmorgen mit. In dem niedersächsischen Ort Metzingen hatten am Abend rund 800 Menschen gegen den vorerst letzten Castor-Transport aus Frankreich nach Gorleben protestiert.
500 bis 600 hätten die Bundesstraße versperrt. Die Polizei habe Wasserwerfer und Tränengas eingesetzt, um diese Blockade aufzulösen. Acht Beamte seien durch Steinwürfe der Atomkraftgegner verletzt worden. Zudem habe eine Demonstrantin Verletzungen davongetragen, höchstwahrscheinlich ebenfalls durch Steinwürfe.
Es wird erwartet, dass der Zug mit den elf Castor-Behältern im Laufe des Freitags die deutsch-französische Grenze passiert. Der Atommülltransport ist der erste nach dem von der schwarz-gelben Bundesregierung beschlossenen Atomausstieg. Der insgesamt 13. Castor-Transport soll vorerst der letzte ins Zwischenlager in Gorleben sein. Im Wendland befürchten viele Menschen, dass mit den Atommülltransporten ins Zwischenlager, wo bereits über 100 Atommüllbehälter stehen, auch eine Entscheidung für ein Endlager zementiert wird. (reuters)
***
Taz-Autoren vor Ort: Rudolf Balmer, Sebastian Fischer, Klaus-Peter Klingelschmitt, Martin Kaul, Reimar Paul, Annika Stenzel, Benjamin Laufer, Teresa Havlicek, Ingo Arzt, Malte Kreutzfeldt, Jörn Alexander, Felix Dachsel, Julia Seeliger, Christian Jakob
In der Berliner Redaktion: Carl Ziegner, Marie-Claude Bianco, Jannis Hagmann, Corinna Klingler, Matthias Urbach, Thomas Schmid, Paul Wrusch
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