■ Cash & Crash: Versicherte Telekom
Berlin (taz) – Im November sollen für 15 Milliarden Mark Aktien der Deutschen Telekom an die Börsen. Obwohl die Republik auf Kosten des Telefonriesen mit T-Figuren bekleistert wird, treibt die Deutschen nach einer Studie der Commerzbank immer noch die „Sorge vor Kurseinbußen“ um. Sie zögern nach wie vor, massiv in Aktien einzusteigen.
Deshalb geht die Commerzbank nun eigenartige Wege: Mit dem Paket „Safe-T“ soll eine Aktie ohne Risiko geschaffen werden. Bis zum Jahr 2002 bekommen die Anleger ihr eingesetztes Geld zurück, falls die Telekom-Aktie unter den Ausgabewert fällt. Als Ausgleich müssen die Kunden die Dividende für diese Zeit an die Bank abtreten.
Wer ohne diese Kursversicherung Telekom-Aktien kaufen will, kann versuchen, das Risiko anhand des „vorläufigen Verkaufsprospekts“ einzuschätzen. Dieser mehrere hundert Seiten dicke Wälzer liegt ab dem 4. Oktober bei den Banken aus und soll sowohl Fakten über die Telekom wie auch über den Kommunikationsmarkt liefern. Ab Mitte Oktober können dann Interessierte bei ihrem Geldhaus die Fünf-Mark-Aktien ordern. Spätestens am 18. November wird die Telekom dann erstmals an den Börsen notiert.
Maßgeblich für die Rendite ist dabei der Ausgabekurs. Der aber wird erst kurz vorher je nach den eingegangenen Angeboten festgelegt, ist also beim Ordern noch nicht bekannt. Trotzdem wird wahrscheinlich ein Mehrfaches der vorhandenen Anteilsscheine bestellt. Privatleute bekommen für 300 Aktien einen kleinen Preisnachlaß beim Kauf. Darüber hinaus schenkt ihnen die Telekom Treueaktien, wenn sie ihre Anteile mindestens bis 1999 behalten. Wer die 300 Bonusaktien beziehen will, muß wegen der Überzeichnung mehr ordern – mit dem kleinen Risiko, daß er auch mehr kaufen muß, wenn das Interesse unerwartet gering bleibt. Spielernaturen mit dem nötigen Kleingeld kommen also auf ihre Kosten.
Die Entwicklung des Börsenkurses der Telekom in den nächsten Jahren läßt sich kaum abschätzen, weil niemand weiß, wie stark sich Konkurrenten mit dem Fall des Telefonmonopols 1997 in den Markt des deutschen Riesen drängeln können. Eine Kursrakete à la Microsoft oder SAP wird der Staatsriese nach den Erfahrungen der letzten Jahre nicht werden: Effas, ein Zusammenschluß der Finanzanalysten in Europa, fand die Käufer ehemaliger Staatskonzerne nicht übermäßig gut bedient: Die Kurssteigerungen dieser Aktien lagen meist unter denen der durchschnittlichen Aktienindizes.
Auf lange Sicht wurde das Sparbuch aber allemal ausgestochen. Keinesfalls sollten jedoch Kredite aufgenommen werden, um Aktien zu kaufen, warnt auch die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre in Esslingen: Bei einer langfristigen Anlage schmälern sonst die Zinsen die Rendite entscheidend. Und kurzfristige Spekulationsgewinne fressen bei kleinen Anlagesummen die relativ hohen Bankgebühren für Kauf und Verkauf. Reiner Metzger
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