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■ Cash & CrashBowie an der Börse

Berlin (taz) – Auf den nackten Parkettboden der New Yorker Börse ist David Bowie gefallen. Fans und renditefreudige Anleger können ihr Geld in Bowie-Anleihen anlegen. Wenige Tage nachdem Bowie seine jüngste Platte „Earthling“ herausbrachte, hat der Rockstar eine Anleihe auf sich und seine zu erwartenden Gewinne aus Tantiemen herausgegeben. Sie beziehen sich auf alle Platten vor 1993.

55 Millionen Dollar wanderten von den Anlegern in die Taschen von Bowies Maßanzügen. Die Bowie-Papiere haben – wie bei Anleihen üblich – eine Laufzeit von 10 Jahren und werden mit 7,9 Prozent fest verzinst. Das ist deutlich mehr als US- amerikanische Schatzbriefe mit 6,4 Prozent.

Das Gesamtkunstwerk David Bowie ist der erste Künstler weltweit, der sich in tutto verkauft. Allerdings ist die Idee nicht von ihm selbst, sondern von seinem Manager Bill Zysblatt. Als der Geschäftsmann Bowie die Kapitalisierung vorschlug, habe Bowie mit einem ungläubigen „What?“ geantwortet, weiß die Washington Post zu berichten.

Bowie ist immer noch einer der umsatzstärksten Musiker der Popgeschichte, und Gewinne auf längst abgeschriebene Plattenprojekte fließen. Rund eine Million Platten verkauft Bowie Jahr für Jahr auf der ganzen Welt. Darunter die Altheuler „Space Oddity“ (1972), „Let's Dance“ (1983) oder die vergleichsweise junge LP „Absolute Beginners“ von 1986. Aktuelle Rock- und Popgrößen haben Bowie zwar längst überrundet und verkaufen weit mehr CDs und Platten. Aber Bowie bleibt eine reelle Größe. Rund 250 seiner Melodien und Songs sind in die Muzak der Fahrstühle, Kaufhäuser und Anrufbeantworter eingegangen. „Major Tom“ berieselt kontinuierlich weltweit, und jeder Verschnitt läßt die Kassen bei Bowies Manager Zysblatt auf Jahre hinaus klingeln.

Das Unternehmen Bowie scheint der Rating-Agentur Moody's so sicher, daß sie die Bowie-Anleihe mit ihrer höchsten Note, dem dreifachen A, bewertete. Bis es soweit war, haben Zysblatt und Investment- Banker David Pullman über ein Jahr gerechnet. Pullman, ständig auf der Suche nach neuen Anlagemöglichkeiten, kam schon vor zehn Jahren auf die Idee, Altkünstler an die Börse zu bringen. Und Bill Zysblatt könnte nach dem Bowie-Deal auf den Geschmack gekommen sein. Als mögliche Bowie-Nachzügler an der New Yorker Börse wurden schon Pete Townsend, Sting und Elton John genannt, die Zysblatts Agentur vertritt.

Für Bowie ist der jetzige Börsengang wie geschaffen, laufen doch im Juni die Verträge über seine Platten aus. Was Bowie mit den 55 Millionen Dollar anfangen will, ist noch nicht bekannt. Als Millionär lebt er im Steuersparerparadies Schweiz seit Jahren recht kommod. Zum erarbeiteten Luxus aus über 30 Jahren Kunstgeschichte bekommt Bowie 30 Millionen Dollar aus einem Plattenvertrag mit EMI, den er wohl in Kürze unterschreiben wird. Die Gewinne daraus fließen nicht in die Bowie-Anleihe ein. ufo

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