■ Cash & Crash: Dolly goes Wall Street
Berlin (dpa/taz) – Das Interesse der Börsianer der Wall Street an der US-Biotechnikbanche hat sich nach den Berichten vom geklonten Lamm „Dolly“ in Schottland deutlich verstärkt. Kräftige Umsatzsteigerungen und hohe Gewinne in der Branche für 1996 hatten schon vorher die Anleger aufhorchen lassen. Die branchenführenden Unternehmen machten gemeinsam mehr als 850 Millionen Dollar Gewinn.
Dagegen wiesen Dutzende kleinerer Biotechnologieanbieter aufgrund extrem hoher Forschungs- und Entwicklungsausgaben und bisher fehlender vermarktbarer Produkte tiefrote Zahlen aus. Darunter findet sich unter anderem auch die britische PPL Therapeutics, die das Klonexperiment mitfinanziert hat.
Die 16 wichtigsten US-Biotechfirmen, die den Löwenanteil der Branchenumsätze stellen, haben 1996 nach einer Erhebung der amerikanischen Fachzeitschrift Chemical & Engineering News insgesamt 5,9 Milliarden Dollar (zehn Milliarden Mark) umgesetzt. Sie haben damit ihren Umsatz um 22 Prozent erhöht. Die Firmen gaben im Schnitt 23 Prozent ihrer Umsätze für Forschung und Entwicklung aus. Dagegen haben die zehn größten US-Pharmakonzerne im vergangenen Jahr insgesamt rund 119 Milliarden Dollar umgesetzt und fast 20 Milliarden Dollar verdient. Die Pharmariesen haben 1996 nicht weniger als zehn Prozent ihres Gesamtumsatzes für die Entwicklung neuer Medikamente ausgegeben. Ein erheblicher Anteil dieser Mittel fließt in die Biotechnologie, von der sich die Pharmaindustrie in den kommenden zehn Jahren neue Medikamente verspricht.
Ein großer Teil der Pharmariesen stellt auch Forschungsmittel für verschiedene US-Universitäten bereit. Zusätzlich sponsern sie kleinere hoffnungsvolle Unternehmen. Werden die kleinen Partnerfirmen einmal fündig, werden sie aber auch meist rasch geschluckt.
Neben der Gentechnik-Ausbeute für die Pharmaindustrie erhofft sich die Agrarbranche neue Entwicklungen: Pflanzenschutzmittel, gentechnisch veränderter Mais, Weizen, Reis, Sojabohnen, Raps und Gengemüse sind die Hoffnungsträger. Auch in diesem Bereich sollen in den kommenden Jahren Milliardenumsätze und hohe Gewinne erzielt werden. os
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