Carl von Siemens über sein Familienerbe: „Schamanismus kann politisch sein“
Carl von Siemens kämpft für indigene Völker und gegen Projekte des Konzerns seiner Vorfahren. Seine Begegnung mit Schamanen hat er in einem Buch festgehalten.
taz am wochenende: Herr von Siemens, Sie haben gegen die Beteiligung des Siemens-Konzerns an umstrittenen Staudammprojekten in Amazonien gekämpft. Warum?
Carl von Siemens: Gekämpft? Da muss ich ein wenig ausholen. Der technische Fortschritt zerfrisst den Planeten und ich wollte einen Blick auf andere Lebensformen werfen. Deswegen habe ich vor einigen Jahren auf der Suche nach dem Ursprünglichen Kontakt zu Naturvölkern gefunden. Ich saß mit den Pitjantjatjara, einem Stamm der australischen Aborigines, am Lagerfeuer und habe ihre Geschichten gehört. Ich habe einen Spuk im Pazifik erlebt und Schamanen vom Stamm der Shipibo in Amazonien. Dabei bin ich ihrer Spiritualität begegnet, der unsichtbaren Welt, der Welt der Geister.
Was haben Geister mit dem Siemens-Konzern zu tun?
Auf den Reisen habe ich in schamanischen Zeremonien eine Art Schule durchlaufen. Das Schwierigste an dieser Schule ist die Rückkehr, das Gelernte in den Kontext zu integrieren, aus dem man stammt. Nach meiner Rückkehr wurde ich in den Familienrat berufen, der die Geschicke meiner Großfamilie lenkt …
… das sind die Nachkommen von Werner und Carl von Siemens, die vor 170 Jahren die Firma Siemens gegründet haben.
Ich habe nicht das Gen eines Ingenieurs und lange nicht gewusst, wie ich mit diesem Familienerbe umgehen sollte. Dann, auf meinen Reisen, habe ich die Energie indigener Völker aufgenommen. So fasste ich den Entschluss, dem Ruf zu folgen, dem Familienrat beizutreten und das, was ich aufgenommen hatte, in das Umfeld eines der größten Infrastrukturdienstleisters der Welt zu tragen, in das Herz des Systems. Das war zuerst als reine Energiearbeit geplant, als eher symbolische Geste.
Und wie wurde daraus ein Kampf?
Ich habe die Münchner Siemens-Hauptversammlung besucht und gehört, wie eine Aktivistin erzählte, Siemens sei über ein Joint Venture an Belo Monte beteiligt, ein Staudammprojekt in Amazonien, das den Regenwald und seine Völker bedroht! Das war für mich ein existenzieller Schock. In dem Moment haben sich drei Dinge wie in einer Kernschmelze vereinigt: Meine spirituelle Arbeit, die vor fast einem Vierteljahrhundert mit Yoga begonnen hat. Meine literarische Identität, denn ich schrieb an einem Buch über die Reisen. Und meine Identität als Kind einer bestimmten Familie.
Klingt wie Fügung.
Es ist verführerisch, in diesen Synchronizitäten eine Absicht am Werk zu sehen. Mir wurde in diesem Moment auf jeden Fall klar, dass es meine Aufgabe sein würde, meine Stimme für den Regenwald und seine Völker zu erheben. So habe ich mit Umweltschutzorganisationen Kontakt aufgenommen und über Belo Monte geschrieben sowie über die anderen Staudammprojekte, die in Amazonien im Bau oder in Planung sind. Die Kritik an Belo Monte war ein Tabubruch. Ich bin in patriarchalen Strukturen groß geworden, in der Väter, Ahnen und die von ihnen gegründete Firma zu einem Überich verschmolzen sind, das man nicht in Frage stellen durfte. Auf eine Weise bin ich in den Krieg gezogen. Das war für mich ein psychomagischer Akt.
Ein was?
Der psychomagische Akt wurde von dem großen frankochilenischen Filmemacher, Dramatiker und Comicbuchautor Alejandro Jodorowsky erfunden. Es ist eine schamanische Heilmethode, die aus zum Teil sehr grotesken, surrealen, operettenhaften Akten besteht.
Was sind das für Akte?
Nehmen wir den Fall einer Frau, die Probleme mit Männern hatte. In einer Sitzung mit Jodorowsky stellte sich heraus, dass ihr verstorbener Vater sie ignoriert hatte, seit sie zu menstruieren begann. Offenbar akzeptierte er den Übergang des kleinen Kindes zur erwachsenen Frau nicht. Jodorowsky riet ihr, am Grab ihres Vaters einen mit ihrem Blut getränkten Tampon zu platzieren und ein Glas Honig daneben zu stellen. So sollte die Vaterfigur versöhnt werden mit der erwachsenen Frau und mit ihrer Weiblichkeit, die die Süße des Lebens bedeuten kann.
Himmel! Aber das passiert doch alles nur in der Vorstellung der Tochter, oder?
Diese Handlungen wendeten sich direkt an das Unterbewusste der Person und haben anscheinend funktioniert.
Hat Ihr psychomagischer Akt auch funktioniert?
In Amazonien wurde mir klar: Dein Familienerbe spielt für dich eine Rolle. Aber wie damit umgehen? Nach meiner Rückkehr dachte ich: Mach genau das, was Jodorowsky sagt: Beantworte diese Frage nicht durch Grübelei – sondern durch eine Tat! Stell dich deinen Schatten. Konfrontiere das, wovor du dich immer gefürchtet hast. Und so habe ich mir selber einen psychomagischen Akt verschrieben. Allerdings war ich dafür nicht qualifiziert. Was für eine Hybris!
Daraus entstehen manchmal die besten Situationen.
Emotional ist mir die Situation erst einmal um die Ohren geflogen. Doch was ist daraus nicht alles entstanden! Der psychomagische, also schamanische Akt entpuppte sich als künstlerischer Akt. Aus ihm ist ein Buch entstanden. Er wurde politisch, als ich Position bezogen habe. Wenn man die Reichweite sämtlicher Medien addiert, in denen ich dazu geschrieben oder gesprochen habe, müsste ich über eine Million Menschen mit dem Thema erreicht haben. Und er hat mir geholfen, in der Welt meiner Ahnen meine eigene, ephemere Stimme zu finden.
geboren 1967, studierte Philosophie, Politologie, Volks- und Betriebswirtschaftslehre in Oxford, London und München. Er reiste von Helsinki nach Bombay, war Unternehmensberater, Gründer einer Webagentur und ist Publizist sowie Autor des Romans „Kleine Herren. Ein Deutscher in Oxford“.
Sein Buch: In „Der Tempel der magischen Tiere“ (Malik 2018) beschreibt von Siemens seine Reisen zu den australischen Ureinwohnern, auf die Cook-Inseln und in den Urwald Perus. Der Reisebericht schildert Krise und Aufbruch, Prüfungen und die Rückkehr nach Deutschland in einer neuen Rolle.
Ein psychomagischer Akt nur für Sie, oder auch für Amazonien?
Zumindest ein großes Staudamm-Projekt am Tapajós wurde tatsächlich auf Eis gelegt – aber natürlich nicht wegen meines Engagements. Hinter vielen Großprojekten steht Korruption, die Vertreter der dafür verantwortlichen brasilianischen Bauunternehmen sitzen zum Teil im Knast. Die Staudämme sind als Einnahmequelle für die Parteien im Augenblick nicht relevant. Doch der Wahlsieg von Jair Bolsonaro, ironischerweise ein selbsternannter Korruptionsgegner, verheißt für Amazonien nichts Gutes. Auch er möchte Schutzgebiete abschaffen und die wirtschaftliche Erschließung der Region vorantreiben, wie seine Vorgänger. Eine Lockerung der Waffengesetze wie sie ihm vorschwebt, würde bedeuten, dass Holzfäller im Wilden Westen Brasiliens die Dinge selber in die Hand nehmen könnten.
Hat diese Reise Sie eher mit Ihren Wurzeln verbunden – oder haben Sie sich weiter vom Familienclan entfernt?
Ich halte den Gedanken des totalen Bruchs für Emanzipationsromantik. Denn selbst in einer Hütte im Regenwald trage ich meine Herkunft mit mir. Ich bin der erste Erstgeborene seit sechs Generationen in meiner direkten Linie, der nicht für Siemens gearbeitet hat. Diese Entscheidung hat auf mich manchmal wie ein Sakrileg gewirkt.
Warum?
Meine Familie ist sich ihrer historischen Identität stark bewusst. Die Rolle der Vorfahren wird sehr betont. Es gibt Patriarchen und alte Damen, die über die Einhaltung der Etikette wachen. Das sind Menschen, die in der Regel wollen, dass die Dinge so bleiben, wie sie sind – in einer sich verändernden Welt. Sie erinnern mich an die indigenen Völker, die ich besucht habe: Bis vor Kurzem haben auch diese orthodox gedacht und wollten ihre Kultur unverändert an die nächste Generation weitergeben. Das Wertesystem meiner Familie ist dem der Indigenen viel näher, als das moderne, wurzellose Selbsterfahrungsmilieu. Ich saß neulich neben einer strengen alten Tante zu Tisch, von der ich vermutete, dass sie Ureinwohner für primitiv hielt. Ich habe sie den ganzen Abend damit gequält, dass ich ihr erzählte, sie erinnere mich an eine Gesetzeshüterin der australischen Aborigines!
Sie beschreiben in Ihrem Tatsachenroman Schamanismus und Magie. Ist das im aufgeklärten Spätkapitalismus so etwas wie die letztmögliche Provokation?
Ich würde Schamanismus nicht ansatzweise als Provokation verstehen. Warum wir schamanisches Denken als Aberglaube bezeichnen, liegt daran, dass wir ihn zu transzendental sehen. Dabei haben wir Menschen selbst die Transzendenz erschaffen, indem wir Geist und Materie voneinander getrennt haben. Versteht man Schamanismus nicht transzendental, dann lässt er sich als eine Form der Kommunikation mit den Kräften um uns herum betrachten. Er beruht auf dem Gedanken, dass der Mensch Teil eines Systems interagierender Subjekte ist. Aus schamanischer Sicht sind auch Tiere und Pflanzen Subjekte, die miteinander in Verbindung stehen. Jeder Förster und jeder Kleingärtner wird mir zustimmen.
Spiritualität wird aber trotzdem als esoterisch belächelt.
Wir haben Schwierigkeiten, Dinge zu akzeptieren, die man wissenschaftlich nicht beweisen kann. Aber man kann durch einen Garten gehen und sich als Teil dieses Gartens verstehen, ohne dass man esoterisch ist. Vielleicht sind Naturgeister nichts anderes als ein Känguru oder ein Pandanus-Baum. Wir denken, Spiritualität sei ein Wohlfühlprogramm für den Mittelstand. Dabei ist der Großteil der Welt spirituell, in Südamerika, Afrika, Asien. Die eigentlichen Sonderlinge sind wir.
Jana Petersen, 40, ist freie Autorin und hat sich gerade in Chile in einen Berg verliebt.
Valerie Stahl von Stromberg, 40, fotografiert am liebsten Eisenerzminen in China.
Sie haben Wirtschaft, Politik und Philosophie studiert. Wie passt Schamanismus mit Aufklärung zusammen?
Man kann sich Dingen mit dem Verstand nähern, dem Wort, der wissenschaftlichen Methode. Oder mit dem Herzen: Wenn man verliebt ist, spielt der Verstand keine Rolle. Man kann einer Sache aber auch mit dem Körper begegnen: Wenn wir ins Wasser springen, sendet der Körper ein Signal, ob es heiß oder kalt ist. Dazu müssen wir kein Buch lesen oder unser Herz befragen. Der vierte Aspekt ist spirit, Geist, was in unserer säkularen Welt ein Waisenkind ist. Wir betrachten diese Aspekte fälschlicherweise als Gegensätze. Schamanische Praktiken manifestieren sich nicht im kognitiven Bereich, es ist schwer, sie mit dem Verstand zu erfassen. Deshalb lehnen viele kopfgesteuerte Menschen diese Praktiken ab.
Können schamanische Rituale gefährlich sein? Sie haben auf Ihren Reisen auch mit Drogen experimentiert …
Schamanismus ist kein Drogenkult. Viele Leute, gerade in Großstädten, verwechseln Schamanismus mit der Einnahme von Halluzinogenen. Aber 90 Prozent der Schamanen verwenden keine Substanzen, sondern versetzen sich beispielsweise durch Trommeln oder Rasseln in eine Trance. In ihr begegnen sie dem, was sie die unsichtbare Welt nennen. Ich möchte außerdem die Wortwahl korrigieren: Ich experimentiere nicht mit Drogen. Ich arbeite mit den südamerikanischen Medizinen, die teilweise psychoaktiv sind: mit Ayahuasca, dem Froschgift Kambo und dem San-Pedro-Kaktus. Diese Stoffe gehören in Amazonien seit Jahrtausenden zur Kultur. Die Arbeit mit ihnen verfolgt keinen hedonistischen Zweck, sondern ist meistens sehr unangenehm. Wenn man Indianern erzählt, dass ihr Sakrament, la medicina, in denselben Topf geworfen wird wie Kokain oder Amphetamine, deren Schmuggel ihre Existenz direkt bedroht, dann ist das ein Zeichen von westlicher Unkenntnis und Arroganz. Eine tiefe Beleidigung.
Was haben Sie mit dieser Medizin erfahren?
Vor allem eine Zeremonie in Amazonien hat mich sehr verändert: Alles, was mich ausmachte und alles, was um mich herum geschah, verband sich miteinander und toste wie in einer Windhose zum Himmel. Es war für mich wie eine kosmische Verschmelzung mit dem Geist des Waldes. C. G. Jung nennt das hierós gámos, die heilige Hochzeit. Ich habe mich als Teil der Schöpfung erlebt und die Schöpfung als Teil von mir. In einer Intensität wie niemals vorher oder danach.
Man kommt aus Zeremonien als besserer und erleuchteter Mensch heraus. Das klingt nach Selbstoptimierung.
Es ist gefährlich, das zu glauben, denn dann möchte man immer mehr. Man kommt nicht als besserer Mensch raus. Der Begriff des Heilens, in diesem furchtbaren Denglisch healing genannt, kann implizieren, man sei krank, der eigene Zustand sei nicht in Ordnung und es gäbe einen Zustand, der viel besser sei. Ich halte das Streben nach healing für egozentrisch. Es geht nicht um einen selber, sondern um die Welt um uns herum.
Könnte Schamanismus auch gegen andere Herausforderungen helfen? Kurz gesagt: Nazis wegzaubern?
Wenn alle Nazis, alle Diktatoren und alle Schufte dieser Welt nur einmal Ayahuasca trinken würden, wäre die Welt ein besserer Ort. Schamanismus kann tatsächlich politisch sein, denn er liefert eine Blaupause für eine spirituelle Ökologie. In ihr ist der Mensch nicht mehr der einzige Herr einer Schöpfung, über die er verfügt, sondern Teil eines Netzwerks interagierender Subjekte. Die vorherrschenden materialistischen Ideologien – Kapitalismus und Liberalismus, aber auch Kommunismus und Sozialismus – sind allesamt anthropozentrische Vorstellungen, in denen es nur um den Menschen geht und in denen der Betrieb Mittelpunkt des Diskurses ist. Die Frage ist lediglich, wem der Betrieb gehört und wie Gewinne verteilt werden. Durch den schamanischen Blick erkennen wir, dass wir nicht alleine sind. Wir betrachten Natur nicht mehr nur als Ressource oder Naherholungsraum, sondern als Wert an sich. Und er erlaubt uns, das zu sehen, was wir zerstören.
Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.
Klingt nach einer ganz neuen Art Aktivismus.
Viel von dem heutigen politischen Aktivismus scheitert an dem konfrontativen Ansatz: hier die guten Aktivisten, dort die bösen Konzerne. Das führt dazu, dass die Leute sich bekriegen. Schamanismus kann insofern ein Leitbild für Aktivismus liefern, weil es sowohl die Aktivisten als auch die, gegen die sie kämpfen, als Teil derselben Welt betrachtet. Es ginge eher darum, die Vorstellungen der Aktivisten in die Vorstellung der Konzerne zu integrieren – und die Tatsache, dass Konzerne da sind und unseren Wohlstand sichern, in die Vorstellung der Aktivisten. Auch Konzerne sind Teil der Schöpfung.
Befördert Spiritualität eher Reichtum oder eher Armut?
Es gibt den berühmten Satz, dass eher ein Kamel durchs Nadelöhr geht, als dass ein Reicher in den Himmel kommt. Dahinter steckt die Vorstellung der Mystiker, dass der Geist leer sein muss, um sich mit dem großen Universum zu vermählen. Und Reiche sind vielleicht zu beschäftigt dafür. Vielleicht geht es aber nicht um Reichtum und Armut, sondern um Verzicht. Der Mensch verbraucht mehr Ressourcen, als nachwachsen können. Er zerstört Tiere und Pflanzen. Das können wir nur retten, wenn unsere westliche Welt verzichtet. Nicht nur die Reichen, sondern ganze Kulturkreise, Wirtschaftsräume, Systeme.
Gut, aber keiner will verzichten. Und nun?
Unsere Gesellschaft belohnt keinen Verzicht. Deswegen könnten wir zugrunde gehen, das ist nicht unwahrscheinlich. Doch Spiritualität liefert die Möglichkeit, uns mit Verzicht zu versöhnen, wenn wir in dem materiellen Verlust einen spirituellen Gewinn erkennen. Wenn man in der Tatsache, dass man drei Wochen kein Steak gegessen hat, einen wichtigen Beitrag erkennt, dann kann das erhebend sein.
Ist Verzicht realistisch?
Es gibt in der Tat Umfragen, die besagen, dass die Mehrheit der Deutschen wegen des Klimawandels bereit ist, ihre Lebensgewohnheiten zu ändern. Fragt sich nur, wie weit.
Im Silicon Valley wird viel mit Ayahuasca gearbeitet.
Ja, mir hat neulich wieder jemand erzählt, dass viele, die mit künstlicher Intelligenz arbeiten, Ayahuasca trinken. Dadurch breitet sich diese Medizin wie eine Liane über die ganze Erde aus.
Klingt nach Science-Fiction.
Es klingt vor allem danach, dass künstliche Intelligenz eine Lösung sein könnte. Ein Sozialpunkte-System mag herauskommen, ähnlich wie in China – so was hat man nach dem Krieg Rationierung genannt. Du hast einen bestimmten carbon footprint, und wenn du einen von der Intelligenz immer wieder neu angepassten Grenzwert überschreitest, gibt dir die Intelligenz keinen Pass mehr und kein Steak. Mit dem autoritären chinesischen System kann ich mich nicht anfreunden. Wenn die liberale westliche Demokratie Freiheit vor allem als Konsumfreiheit versteht, wird sie bald ein massives Problem haben.
Brauchen wir neue Utopien?
Ich mag keine Utopien. Denn eine Utopie hat keinen Ort: ou tópos. Sie ist eine menschengemachte Fantasie, so irreal, dass man sie in einem nicht existierenden Raum ansiedeln muss. Und gerade wegen dieser Irrealität ist sie schädlich genug, dass sich Leute wegen ihr umbringen. Schamanismus ist keine Utopie, sondern eine Pantopie, die nicht im Nirgendwo, sondern in der Schöpfung um uns herum konkret verortet ist. In der auch die Umwelt Dinge vorschreibt. In der auch der Baum, der Fluss und der Käfer mitentscheiden dürfen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Künstler Mike Spike Froidl über Punk
„Das Ziellose, das ist doch Punk“
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour