: Cappuccino auf dem Schulter-Platz
Gegenüber der Roten Flora sollen die Autos einer Piazza weichen ■ Von Gernot Knödler
Die Tage der Cappuccino-Tassen auf den Kühlerhauben der Autos vor dem Transmontana sind gezählt. Im Frühling soll das Ergebnis eines Beteiligungsverfahrens vorliegen, mit dem die Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg) das Schulterblatt per Umgestaltung ein Stück verbürgerlichen will. Kernstück: ein öffentlicher Platz gegenüber der Roten Flora, dort wo heute Autos parken.
Seit dem Sommer diskutieren BewohnerInnen unter Leitung der Steg darüber, wie das Schulterblatt so umzugestalten wäre, dass es wieder zu einem Boulevard des kleinen Mannes werden kann. Zu den Terminen lädt die Steg jedes Mal neu ein, jedeR darf mitdiskutieren. Das nächste Treffen wird übermorgen ab 19 Uhr im Stadtteilbüro der Steg, Ecke Stresemannstraße und Juliusstraße stattfinden.
Bei den bisherigen Debatten einigten sich die BewohnerInnen darauf, dass die Fahrbahn des Schulterblatts vom Neuen Pferdemarkt bis zur S-Bahn-Brücke gleichmäßig breit sein soll. Ein nach Norden breiter werdender Gehsteig soll die Fahrbahn beschneiden. Zugunsten der RadfahrerInnen könnte das heutige Kopfsteinpflaster durch ein Pflaster aus Schlackensteinen mit ebener Oberfläche ersetzt werden.
Übermorgen abend steht der künftige „Schulter-Platz“ zur Diskussion. Wichtigster Streitpunkt dabei ist die Frage, wieviele der Parkplätze erhalten werden sollen. Die Geschäftsleute fürchten, unterstützt von der CDU-Mitte, um ihre automobile „Laufkundschaft“. Dagegen steht, dass ein Platz Platz braucht. „Wir wollen die Verschönerung des Platzes so hinkriegen, dass man möglichst viele Parkplätze erhält“, sagt Markus Schreiber von der SPD-Fraktion in Mitte.
Aufgelöst werden wohl auf jeden Fall die Parkplätze vor den Kneipen an der kleinen Parallelstraße zum Schulterblatt. Lediglich eine Ladezone soll dort bleiben. Die gegenüberliegenden Parkplätze sollen AutofahrerInnen künftig von der Hauptfahrbahn aus erreichen können, so dass die Parallelstraße von Fuß- und KneipengängerInnen erobert werden kann. Offen ist, ob diese Parkplätze weiterhin schräg gestellt oder längs der Fahrbahn ausgerichtet werden. Im Gespräch ist auch die Idee, nur einen Teil der Fläche in den „Schulter-Platz“ zu verwandeln.
Ob es dazu kommt, würde die CDU freilich gerne davon abhängig machen, dass sich die Flora per Schank-Konzession und Vertrag in „rechtsstaatliche Bahnen“ lenken lässt. Hartwig Kühlhorn, der Fraktionsvorsitzende der CDU in Mitte, fürchtet andernfalls, dass der Platz von den FloristInnen okkupiert wird. „Die nehmen sich, was sie kriegen“, glaubt Kühlhorn.
Nach dem Zeitplan der Steg sollen die AnwohnerInnen bis zum Frühjahr einen Vorschlag austüfteln. „Uns ist wichtig, dass die Politik den Vorschlag, der dort erarbeitet wird, abwartet“, sagt Norbert Nähr, der Pressesprecher der Steg. Andernfalls fühlten sich die BürgerInnen veräppelt.
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