Campact-Aktivist über Onlinepetitionen: "Aktionen bewirken mehr als Appelle"
Felix Kolb vom Onlinenetzwerk Campact teilt die Begeisterung über Onlinepetitionen nicht. Die Stärke seiner Organisation liege in der Verbindung mit der realen Welt.
taz: Herr Kolb, Sie arbeiten für das Onlinenetzwerk Campact und initiieren Internetappelle. Ist der Erfolg der Onlinepetitionen für Sie eine Konkurrenz?
Felix Kolb: Nein, überhaupt nicht. Wir finden es gut, dass über die Onlinepetitionen so viel berichtet wird. Das zeigt, dass solche Appelle wichtig sind und Themen setzen können.
Felix Kolb, 36, ist Geschäftsführer des linksalternativen Onlinenetzwerks Campact (www.campact.de). Zuvor arbeitete er für die
Bewegungsstiftung.
Kann Campact überhaupt noch mithalten, wenn mehr als 130.000 Menschen eine Petition gegen Internetsperren unterzeichnen?
Von dieser Mobilisierung waren wir natürlich sehr beeindruckt. Unser meistunterzeichneter Appell, "Atomkraft jetzt abschalten", hat jetzt rund 86.000 Unterstützer - nach einem Jahr. Die Stärke von Campact ist aber die Verbindung mit Aktionen in der realen Welt, die bei Politikern mehr bewirken als eine bloße Petition.
Wie sieht das aus?
Während unserer Kampagne gegen Genmais haben wir zum Beispiel Agrarministerin Ilse Aigner bei einigen Veranstaltungen besucht. Mehr als die 50.000 Unterschriften hat sie wohl beeindruckt, dass wir es auch in kleinen bayerischen Dörfern geschafft haben, 100 bis 150 Leute auf die Straße zu bringen.
Fehlt Ihnen an den Onlinepetitionen die Nachhaltigkeit?
Ja. Der Petitionsserver des Bundestags erlaubt es den Bewegungen nicht, auf ihren Erfolgen aufzubauen. Die Initiatoren einer Petition bekommen am Ende leider keine E-Mail-Liste aller Unterstützer. Sie können also nicht mit diesen Personen in Kontakt bleiben und die Aktivitäten fortführen. Dagegen sind 70 Prozent der Personen, die einen Campact-Appell unterzeichnen, daran interessiert, mit uns weiter zusammenzuarbeiten.
Wie groß ist das Campact-Netzwerk inzwischen?
Wir sind mittlerweile schon fast 140.000 Aktive.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!