piwik no script img

Call a ReporterKinderreicher Knotenpunkt

Eine Fußgängerampel in Prenzlauer Berg schaltet zu schnell auf Rot, um die Straße in einem Rutsch überqueren zu können. Dagegen lässt sich wenig machen.

Und schwupps ist die Ampel wieder auf rot gesprungen. Bild: dpa

Sechs Fahrbahnen und zwei Straßenbahngleise führen über die Danziger Straße. Wer sie an den Ecken zur Wins- und der Ella-Kay-Straße überqueren möchte, braucht Geduld. Zu kurze Ampelphasen machen das Queren in einem Zug unmöglich.

Die Kreuzung liegt mitten im kinderreichen Prenzlauer Berg, auf der einen Seite gibt es einen Kindergarten, eine Grundschule und noch einen kleinen Kinderladen, und auch auf der anderen Seite befinden sich einige Kindereinrichtungen. Ein großer Abenteuerspielplatz ist nicht weit – ein Knotenpunkt für Eltern, die ihre Sprösslinge in die Kita oder zur Schule bringen.

Tobias Schietzelt, Sprecher des Bezirksamts Pankow, verweist auf die Zuständigkeit des Landes. Trotzdem fordere die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) regelmäßig den Senat auf, Schaltungen der „Lichtsignalanlagen“, wie die Ampel bürokratisch heißt, zu verändern. Bürger müssten sich in diesem Fall aber an einen Bezirksverordneten oder an eine Fraktion wenden, die das Anliegen dann in die BVV trägt.

Verantwortlich für alle Berliner Ampeln ist die Verkehrslenkungsbehörde der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Dorthin könne man bei Problemen eine E-Mail schreiben, sagt Sprecherin Petra Roland. Es herrsche allerdings der in der Berliner Verwaltung chronische Personalmangel. „Die sind nicht glücklich darüber, wenn Sie die E-Mail-Adresse veröffentlichen“, prophezeit sie. Bei Ampelärger könne man sich aber auch an die Bezirksstellen wenden, sagt Roland. Wie bitte? Das Bezirksamt Pankow verweist auf die Landesbehörde, die Landesbehörde wiederum auf die Bezirksebene.

Was ist aus der Hierarchie Fußgänger – Fahrrad und ÖPNV – Auto geworden? Man könne an einer Kreuzung nicht die Fußgängerampel umschalten und die Auswirkungen auf den Autoverkehr ignorieren, sagt Petra Roland. Es handele sich immer um ein komplexes System: „Wenn Sie eine Phase verlängern, verkürzen Sie eine andere.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • W
    wauz

    Der Grüne-Männchen-Irrtum

     

    Weit verbreitet ist die Meinung, man müsse "bei grün" die gesamte Straße überqueren. Das stimmt nicht. Nach der Grünphase kommt die Räumzeit. Die ist so berechnet, dass man noch Zeit hat, über die Straße zu gehen, wenn man im letzten Moment der Grünphase die Straße betreten hat. In vielen Städten gibt es noch den "Blindenschalter", der eben jene Räumzeit verlängert. (Und meist von jenen Eiligen benutzt wird, die wie ein Hirsch in zwei Sätzen über die Fahrbahn springen...)

    Wenn allerdings der Überweg mit einer Insel in zwei Teile gegliedert ist, kann es durchaus vorkommen, dass man zwei Grünphasen braucht, um über die gesamte Breite zu kommen. In solch komplizierten Kreuzungen braucht ein linksabbiegender Autofahrer meist auch zwei Phasen, wenn er nicht ganz vorne steht.

    Die "holländische Lösung", nämlich die gesamte Kreuzung zum Fußgängerüberweg in alle Richtungen zu machen, und der eine einzige Grünphase zu geben, funktioniert bei Großkreuzungen leider auch nicht. Wenn vier Verkehrsmittel (Schiene, Auto, Fahrrad, Fußgänger) zusammenkommen, wird es wirklich komplex.

    Das einzige, was dann noch hilft, ist den Autoverkehr einzuschränken, bzw. Autos und Fahrräder auf eine Fahrbahn zu schicken.

  • UP
    Unterm Plaster liegt der Strand

    Bagger klauen, Barrikaden quer über die Dimitroff aufschütten und singen: "Stadtringlücke - Nur ein totes ist ein gutes Auto".

  • U
    ulf

    ...

    Es handele sich immer um ein komplexes System: „Wenn Sie eine Phase verlängern, verkürzen Sie eine andere.“ Es handele sich immer um ein komplexes System: „Wenn Sie eine Phase verlängern, verkürzen Sie eine andere.“ ....

     

    Das würde jedoch voraussetzen das es eine "Grüne Welle" oder etwas in der Art auf der Danziger Straße gibt.

    Davon kann keine Rede sein, fährt man ab Schönhauser die Danziger Richtung Petersburger, steht man an JEDER Ampel.

    Also ist es Quatsch das es sich bei der Ampelschaltung um ein komplexes System handelt.

  • S
    schwippschwapp

    Oh nein, jetzt müssen Torben-Malte und Jolanda-Leonie mitten in der Stadt an der Ampel stehen und werden durch den Anblick ihrer immer trockener werdenden Wecken so stark traumatisiert, daß auch das Kinderyoga nach dem Harfenunterricht keine Entspannung mehr bringt.

     

    Mach mich echt betroffen.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Nicht nur im Szenebezirk Prenzlauer Berg schalten die Verkehrsampeln schnell auf Rot.Überall i Land Berlin sllten die Verkehrsampeln sch mal einer Kontrolle unterziehen.