Café-Besitzerin schließt FPÖ-Wähler aus: Bitte draußen bleiben!
Eine Wiener Kaffeehausbesitzerin will keine Rechtspopulisten in ihrem Lokal. Dafür wird sie von FPÖ-Sympathisanten bedroht.
Eva Trimmel hatte sogar „BITTE“ und „DANKE“ auf ihr Schild geschrieben. In Versalien. „Wenn du bei diesen 35% dabei bist, geh doch BITTE einfach weiter. DANKE.“ So stand es vor ihrem Wiener Café „Fett und Zucker“. Darunter der Hashtag: #rightwingNOTwelcome.
Mit den 35 Prozent sind die vielen österreichischen WählerInnen gemeint, die am Sonntag ihre Stimme Norbert Hofer, dem Präsidentschaftskandidaten der rechtspopulistischen FPÖ gegeben hatten. Trimmel hat ein Foto ihres Schildes auch bei Facebook hochgeladen. Es war eine Bitte – und Trimmel bedankte sich sogar im voraus dafür, wenn ihr Folge geleistet würde.
Doch sowas macht man nicht mit rechten Schreihälsen. Schließlich haben die das Patent auf Ausgrenzung und Diskriminierung. Also wurde Trimmel beschimpft und bedroht – und immer wieder holten die FPÖ-Sympathisanten die gleiche Analogie aus der Schublade: Alles sei wie damals, als die Juden verfolgt wurden, nur heute würden sie, die anständigen rechten Wähler, verfolgt.
Im O-Ton liest sich das dann so: „Erinnert mich an Nazi-Propaganda. ‚Wenn du Jude bist, geh weiter, wir wollen dich hier nicht‘“, zitiert der Kurier einen Nutzer. Oder: „Wie vor 70 Jahren! Da durften Juden nicht hinein, und jetzt halt Blau-Wähler!“, hat die Krone einen anderen Beitrag festgehalten.
Die armen verfolgten FPÖ-Wählerinnen und -Wähler. Da kommen einem fast die Tränen. Der Landesparteisekretär Toni Mahdalik hat gar einen Strafantrag gegen Trimmel gestellt. Begründung: „Es besteht nun der Verdacht, dass Eva Trimmler [sic] u.a. in der Absicht, die Menschenwürde anderer zu verletzen, eine Wählergruppe aufgrund ihrer Weltanschauung in einer Weise beschimpft haben, die geeignet ist, dass diese Gruppe in der Öffentlichkeit verächtlich gemacht bzw. herabgesetzt wird.“
Lokalverbote für Asylbewerber findet FPÖ okay
Die Facebookseite vom „Fett und Zucker“ ist mittlerweile nicht mehr zugänglich. Die Tafel hat Trimmel gelöscht. Zu viel Ärger.
Nur zur Erinnerung: Die FPÖ findet Lokalverbote für Asylbewerber selbstverständlich völlig in Ordnung. Nachdem im Januar eine Bar aus Bad Ischl bei Facebook verkündet hatte, dass ihr Laden „ab jetzt wieder asylantenfrei“ sei, hatte der Wiener Vize-Bürgermeister Johann Gudenus von der FPÖ das so kommentiert: „Ischler Bar: Lokalverbot für ,Asylwerber'. Ein guter, notwendiger Schritt. Es braucht ein Österreich-Verbot für diese illegalen Zuwanderer!“
Und noch viel schlimmer: Die Verrohung der Sitten durch jene, die die Bräuche des Abendlands doch beschützen wollen. Weder FPÖ-Gudenus noch all die Krakeeler bei Facebook oder der Typ, der in Trimmels Lokal etwas bestellte, nicht bezahlte und dann die Toilette verstopfte, haben „Bitte“ oder „Danke“ gesagt. So liegen sie Manieren danieder. Wie damals.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Nach dem Anschlag von Magdeburg
Wenn Warnungen verhallen
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Kaputte Untersee-Datenkabel in Ostsee
Marineaufgebot gegen Saboteure
Psychiater über Kinder und Mediennutzung
„Die Dinos bleiben schon lange im Schrank“
HTS als Terrorvereinigung
Verhaftung von Abu Mohammad al-Jolani?