CSU und Merkels Flüchtlingspolitik: Bayern wittert Kurswechsel
In der CSU wird davor gewarnt, es mit der Kritik an der Flüchtlingspolitik der Kanzlerin zu übertreiben. Das richtet sich besonders an Generalsekretär Scheuer.
Im Streit um diesen Punkt mahnte die Chefin der CSU-Bundestagsgruppe, Gerda Hasselfeldt, beide Parteien zur Einigung. „In dem einem Punkt, wo CDU und CSU nicht beisammen sind, müssen wir jetzt zügig eine gemeinsame Sprachregelung finden“, sagte sie der Rheinischen Post. „Ob Obergrenze, Richtwert oder Orientierungsgröße – CDU und CSU haben das gleiche Ziel: die Zahl der Flüchtlinge zu reduzieren und zu begrenzen.“
Schmidt hält in den nächsten Wochen noch große Anstrengungen für nötig, um gemeinsame Grundlagen herauszuarbeiten. „Die sind da, die sind machbar. Aber sie sind noch nicht auf der Zielgeraden“, sagte der Minister. „Setzen wir uns hin.“
Ex-Innenminister Hans-Peter Friedrich sagte Focus Online, es genüge nicht, nur die Rhetorik zu ändern. Merkel müsse die Frage beantworten, wie sie etwas ändern wolle.
Merkel hatte unter dem Druck der schweren CDU-Niederlagen in Berlin und zuvor in Mecklenburg-Vorpommern Fehler eingestanden. So sei der Flüchtlingszuzug 2015 vorübergehend außer Kontrolle geraten.
Manche Dinge sind kein „Missverständnis“
In der CSU wird unterdessen davor gewarnt, es mit der Kritik an der Flüchtlingspolitik verbal zu übertreiben. Namentlich Generalsekretär Andreas Scheuer steht wegen einer Äußerung über abgelehnte Asylbewerber in der Kritik.
„Wir müssen Obacht geben, dass wir, wenn wir konservative Wähler wollen, nicht die kirchlichen Wähler verprellen“, sagte der CSU-Ehrenvorsitzende Theo Waigel der Augsburger Allgemeinen. Der langjährige Landtagsfraktionschef Alois Glück berichtete von in der Flüchtlingshilfe engagierten Katholiken, die nicht mehr wüssten, wem sie bei der nächsten Bayern-Wahl ihre Stimme geben sollten. „Die Gesamtpartei leidet immer wieder unter der Sprache einiger ihrer Akteure“, erklärte Glück.
Scheuer hatte gesagt, „das Schlimmste“ sei „ein fußballspielender, ministrierender Senegalese. Der ist drei Jahre hier – als Wirtschaftsflüchtling. Den kriegen wir nie wieder los.“ Dafür war er bereits in Kirchenkreisen heftig kritisiert worden.
CSU-Chef Horst Seehofer bezeichnete die Debatte über Scheuers Aussage als „Missverständnis“. „Ich kann aus den Äußerungen des Generalsekretärs nicht entnehmen, dass er sich gegen die Kirchen oder Sportvereine gewandt hat und deren Arbeit oder auch nicht gegen die Arbeit der ehrenamtlichen Bevölkerung“, sagte er im oberfränkischen Kloster Banz.
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