CDU-Politikerin über East Side Gallery: „Am besten gar keine Bebauung“
Am besten wäre gar keine Bebauung des Mauerstreifens, sagt Monika Grütters, Vorsitzende des Bundestagskulturausschusses.
![](https://taz.de/picture/166836/14/28032013_Mauer_Extra_3_dpa.jpg)
taz: Frau Grütters, Hunderte Polizisten, Demonstrationen, weltweite Aufmerksamkeit – ist die ganze Aufregung um ein paar bunt bemalte Mauerplatten nicht übertrieben?
Monika Grütters: Nein, die ist überhaupt nicht übertrieben.
Warum nicht?
Ich finde es doch erstaunlich, dass 24 Jahre nach dem Mauerfall wieder die ganze Welt auf uns guckt – und einmal mehr wegen der Mauer. Das zeigt, dass die letzten Reste dieser Mauer nicht ohne Not zerstört werden dürfen
Was macht denn die East Side Gallery für Sie so besonders?
Dass sie ein Originalstück Mauer am authentischen Ort ist, das wegen seiner Länge eine ganz anderer Wirkung als andere Stücke hat. Und während die Gedenkstätte an der Bernauer Straße für Leid, Trennung und Tod durch die Mauer steht, symbolisiert die East Side Gallery deren Überwindung, weil Künstler sie sich angeeignet haben. Und das ist in seiner Form einzigartig.
Jetzt ist viel von Pietät die Rede und dass man dort, auf dem früheren Todesstreifen, nicht bauen sollte. Aber über laute Sommerpartys an gleicher Stelle hat sich keiner aufgeregt.
Ich glaube nicht, dass man den 28 Kilometer langen Mauerstreifen für jegliche Bebauung sperren kann. Und das nur auf die paar hundert Meter an dieser Stelle zu beschränken, geht auch nicht.
Was nun konkret diesen Ort angeht: Sind Sie da für oder gegen eine Bebauung?
Es geht ja um geltendes Recht. Da ist nun einmal in der Vergangenheit die Genehmigungssünde begangen worden, und da kann man dem Investor nicht vorwerfen, dass er sein Recht wahrnehmen möchte. Also muss es jetzt um einen Ausgleich berechtigter Interessen gehen.
Dieser Investor wäre angeblich zu einem Grundstückstausch bereit. Sollte sich das Land Berlin darauf einlassen?
Ich finde, wenn es eine Möglichkeit dazu gäbe, also ein adäquates Spreegrundstück da wäre, dann hielte ich das für die beste Lösung. Am besten wäre gar keine Bebauung. Denn eine Mauer, die immer löchriger wird, verliert als Denkmal ihre Botschaft.
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit und der Investor schieben sich nun gegenseitig die Schuld zu. Wer hat recht?
Ich glaube, dass im Moment Investorenschelte fehl am Platze ist. Es geht ja nicht darum, dass sich die eine oder andere Seite durchsetzt, sondern dass man zu einer gemeinsamen Lösung kommt. Bei der Gedenkstätte Bernauer Straße gab es vor Jahren eine vergleichbare Situation, und da haben wir das Baurecht verändern können.
Wowereit hatte die Angelegenheit zur Chefsache erklärt. Wird er diesem Anspruch gerecht?
Im Moment noch nicht. Aber ich hoffe, dass der Senat und der Investor jetzt konstruktiv aufeinander zugehen, im Interesse der East Side Gallery.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Trump und Putin
Bei Anruf Frieden
80 Jahre nach der Bombardierung
Neonazidemo läuft durch Dresden
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen