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CDU-Politiker bei Hamburg-WahlDietrich Wersich plant Comeback

Der Theatermanager Dietrich Wersich will zurück in die Politik. 2015 war er als Herausforderer des damaligen Bürgermeisters Olaf Scholz gescheitert.

Bekam 2020 keinen Sitz: Dietrich Wersich (CDU) spricht Landesausschuss der Hamburg CDU über das damalige Wahlergebnis Foto: Axel Heimken/dpa

Dass in Hamburg in sechs Monaten Wahlen stattfinden, merkt man bislang eigentlich nur an den Aktivitäten der oppositionellen CDU. Vor ein paar Wochen schlug Parteichef Dennis Thering die frisch von der FDP gewechselte Anna von Treuenfels-Frohwein für Platz zwei der Landesliste vor. Nun wurde via Hamburger Abendblatt bekannt, dass er auch den früheren CDU-Sozialsenator Dietrich Wersich in sein „Team für die Bürgerschaftswahl 2025“ holt. Der habe die „soziale Handschrift der CDU in der Stadt durchgesetzt und das Leben für viele Menschen in Hamburg besser gemacht“.

Die Personalie überrascht etwas. Denn erst vor wenigen Tagen hatte Wersichs früherer Mitstreiter, der ehemalige CDU-Landeschef Marcus Weinberg, die Partei verlassen und der CDU Populismus und Polarisierung vorgeworfen. Der Arzt und Theatermanager Wersich zählt wie Weinberg zum liberalen Flügel der Partei, teilt dessen Einschätzung aber nicht. Es gehöre zur Rolle der Opposition, zuzuspitzen, „um überhaupt durchzudringen“, sagt er zur taz. Er halte CDU wie SPD als Volksparteien weiter für sehr wichtig, weil sie eine Vielfalt von Strömungen vereinten.

Aktuell arbeitet Wersich wieder als Geschäftsführer der „Stäitsch Theaterbetriebs GmbH“, die in Hamburg ein Privattheater an vier Standorten betreibt. Die hatte sich aus seiner studentischen Theatergruppe gebildet. Wersich arbeitete nach seinem Medizinstudium zehn Jahre im Krankenhaus und gründete 1995 nebenher jene Firma, um klamme Spielstätten wie das Altonaer Theater zu retten.

In die Hamburgische Bürgerschaft kam der heute 60-Jährige 1997, wo er am Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu SPD-Filz-Vorwürfen beteiligt war. 2006 wurde er Staatsrat der Gesundheitsbehörde, 2008, mit Beginn der ersten schwarz-grünen Regierung, Senator für Soziales und Gesundheit. Er hält sich unter anderem ein Integrationskonzept mit Einbürgerungsfeiern zugute und ein Kita-System, das schon früh Berufstätigen den Rechtsanspruch gewährte. Bei Eltern kam nicht gut an, als er ob knapper Kassen Kita-Gebühren erhöhte.

Nach dem Ende der CDU-Regierungsära 2011 steckte Wersich gleich mehrere Niederlagen ein. Bei der Hamburg-Wahl 2015 fuhr er als CDU-Spitzenkandidat und Herausforderer vom damaligen Bürgermeister Olaf Scholz nur 15,9 Prozent ein. Das bis dahin schlechteste Ergebnis der Hamburger CDU. Der Satz eines Parteifreunds, wäre Wersich erst mal Bürgermeister, „die Menschen würden ihn nach kurzer Zeit lieben“, hatte nicht geholfen.

Comeback nach 5 Jahren

2020 holte Marcus Weinberg als CDU-Spitzenkandidat nur 11,2 Prozent, so wenig, dass nur über ihren Wahlkreis abgesicherte Bewerber zum Zuge kamen und alle Kandidaten der Landesliste leer ausgingen – so auch Wersich. Da hatte er wieder Zeit fürs Theater.

Trotzdem möchte er es nun zur Wahl am 2. März 2025 noch einmal auf der Landesliste versuchen. Er sehe sich als jemanden, der aus einer Oppositionskraft wieder eine Regierungsmacht machen könne. Zwar prognostizieren die letzten Umfragen eine Mehrheit für Rot-Grün. Wersich verweist aber darauf, dass die CDU bei der Bezirkswahl im bevölkerungsreichen Bezirk Wandsbek vorn lag. „Es könnte schon sein, dass im März die Wähler meinen, im Senat ist frischer Wind nötig.“

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1 Kommentar

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  • Es ist für CDU-Verhältnisse kein schlechter Politiker, aber die CDU hat in Hamburg so viel Mist gemacht und dies sehr nachhaltig, dass er wenig Chancen haben dürfte, zu regieren. Überhaupt ist die CDU in Hamburg für mich inakzeptabel, die Privatisierung der Krankenhäuser, das verscherbeln von Immobilien u.a. Bezirksämter oder die Elbphilharmonie oder die Schulreform zeigen eine aggressive Haltung gegen Durchschnittshamburger auf, die ich erklärungsbedürftig finde. Keine andere Hamburger Partei hat die Stadt und ihre Bürger so gebeutelt wie die CDU und sie würden genau dort weitermachen, weil sie nichts dazulernen können. 11 Prozent ist noch viel und guter Stimmung sind sie gerade, weil Friedrich Merz bei ihnen gut ankommt, wahrscheinlich verkauft der dann Hamburg an ein internationales Konsortium ...