piwik no script img

CDU: Mit dem Charme der Krise

Nur noch der Form halber ruft die CDU Angela Merkel noch nicht als Vorsitzende aus.In ihrem Leitantrag für den Parteitag entsorgt die CDU ihre Spendenaffäre in drei Sätzen

BERLIN taz ■ Die neue CDU wird die CDU der Angela Merkel sein – und mit der Spendenaffäre will die Partei künftig nichts mehr zu tun haben. So stellt sich die Lage der Christdemokraten nach ihren jüngsten Sitzungen von Präsidium und Vorstand dar.

Eine Woche bevor am kommenden Montag offiziell über die Vakanz an der Parteispitze entschieden werden soll, wird nur noch der Form halber auf die Ausrufung von Angela Merkel als neue Vorsitzende verzichtet. Gleichzeitig erwähnt der gestern verabschiedete 15-seitige Leitantrag des Bundesvorstandes zum Parteitag im April die Verfehlungen der Partei und einzelner Personen in der Spendenaffäre lediglich mit drei Sätzen.

Merkels Amtsvorgänger als CDU-Generalsekretär, Peter Hintze, äußerte sich am deutlichsten zum Parteivorsitz. „Es wird nur einen Kandidaten geben“, sagte er nach der Bundesvorstandssitzung, „und wahrscheinlich wird das eine Kandidatin sein.“

Der scheidende Parteichef Wolfgang Schäuble kündigte unter Hinweis auf die breite Beteiligung der Basis in den Regionalkonferenzen an, die Führungsgremien würden nächste Woche „weniger Entscheidungen treffen als zur Kenntnis nehmen, was der Diskussionsprozess ergeben hat“. Nach der oft enthusiastischen Zustimmung der Funktionäre auf Orts- und Kreisebene scheint ein Votum gegen Merkel schwer vorstellbar. Schäuble pries die Regionalkonferenzen als Instrument, das oft besser geeignet sei, die innerparteiliche Meinungsbildung zu befördern, als Mitgliederentscheide. Daher könne es durchaus auch bei Sachfragen wie der Wehrpflicht eingesetzt werden. Schäuble stellte klar, eine Urwahl des Parteivorsitzenden werde nur diskutiert werden, falls doch mehrere Kandidaten anträten.

Der Leitantrag für den Essener Parteitag präsentiert derweil die CDU als Opfer fremder Machenschaften. „Seit einigen Monaten hat sich die CDU mit Vorgängen auseinanderzusetzen, die wir noch vor kurzem nicht für möglich gehalten hätten“, heißt es dort, ohne eigenes Verschulden beim Namen zu nennen. Die Verstöße gegen das Parteiengesetz „haben unsere Partei, für die die Einhaltung von Recht und Gesetz zu ihrer Identität gehört, ins Mark getroffen“. In weiteren Abschnitten wird die Krise als Chance dargestellt. „Denn wir wissen: Erneuerung schafft Mehrheiten.“ PATRIK SCHWARZ

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen