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Busse und Bahnen bewegen Bezirke

■ PVG-Projekt Flamenco wird Dauereinrichtung. Altona fordert Zuschüsse. Wandsbek für Verbesserung der U1 zwischen Wandsbek Markt und Volksdorf

Sammeltaxen für alte und behinderte Menschen soll es im ganzen Stadtgebiet geben. Die PVG will das Modellprojekt „Flamenco“ (taz hamburg berichtete) dauerhaft in ganz Hamburg etablieren. Allerdings ist damit eine Preiserhöhung verbunden. Um das zu verhindern, sucht die Bezirksversammlung Altona jetzt öffentliche Geldgeber. Die Bezirksversammlung Wandsbek hat sich unterdessen für mehr Züge auf der U1 nach Volksdorf stark gemacht.

Im Rahmen des vom Bundesverkehrsministerium geförderten Modellversuchs Flamenco brachten kleine Busse alte und gehbehinderte Menschen von Haustür zu Haustür, etwa von zu Hause zum Supermarkt und wieder zurück. Unterwegs holte der Fahrer weitere Passagiere ab. Das Angebot galt bisher nur in den westlichen Stadtbezirken und konnte mit einem Tag Vorlauf unter der Nummer 83 99 44 55 angefordert werden. Für InhaberInnen einer HVV-Monatskarte kostete eine Fahrt fünf Mark, für alle anderen sieben.

Jetzt betreibt die PVG das Projekt zusammen mit dem Taxi-Unternehmen Hansafunk auf eigene Rechnung. Dabei lässt sich aus Sicht des Pinneberger Verkehrunternehmens der bisherige Preis nicht halten: Die Fahrgäste müssen jetzt fünf Mark pro Bezirk bezahlen, in dem sie unterwegs sind. „Wenn sie durch zwei Stadtteile fahren, egal wie lange, zahlen Sie zehn Mark“, sagt Projektleiterin Anja Sylvester. Jeder zusätzlich zusteigende Fahrgast bezahlt nur 2,50 Mark pro Bezirk. Rollstuhlfahrer kostet eine Fahrt durch ganz Hamburg 50 Mark.

Sylvester begründet die höheren Fahrpreise damit, dass die Fahrgast-Zahlen sich nicht so entwi-ckelt hätten, wie erhofft. Statt durchschnittlich sechs hätten statistisch nur anderthalb Passagiere in dem Bus gesessen. „Wir haben gemerkt, wir haben einen hohen Aufwand für Marketing“, so Sylvester. Einige Kunden hätten das Angebot offenbar wieder vergessen. Dennoch wolle die PVG das Projekt unbedingt fortführen, weil sie damit ein Grundbedürfnis befriedige.

Die Bezirksversammlung Altona bewertete das ähnlich, findet den Service aber zu teuer. Einstimmig folgte sie einem Antrag des Regenbogens, nach dem Möglichkeiten gesucht werden sollen, das Angebot zu subventionieren.

Der Regenbogen konnte auch in der Bezirksversammlung Wandsbek mit einem verkehrspolitischen Anliegen punkten. Die Abgeordneten bekundeten ihren Wunsch, alle Züge der U1 sollten künftig bis Volksdorf, mindestens jedoch bis Farmsen durchfahren. Zurzeit rollt zwischen 9 und 15 Uhr jeder zweite Zug nur bis zum Bahnhof Wandsbek Markt. Die Fahrgäste müssen aussteigen und auf die oft sehr volle nächste Bahn warten.

„Wer möchte, dass mehr Menschen den öffentlichen Nahverkehr nutzen, der muss attraktive Angebote machen“, findet Andreas Bokowski vom Regenbogen. In Farmsen und in den Walddörfern seien viele Neubaugebiete mit Menschen entstanden, die der HVV in seine Busse und Bahnen locken könnte.

HVV-Sprecherin Gisela Becker verweist auf die Takt-Verdichtung beim 268er Bus zwischen dem neuen Wohngebiet Rahlstedter Höhe und dem U-Bahnhof Farmsen. Die Nachfrage sei jedoch nicht so stark gestiegen, dass mehr U-Bahn-Züge nötig wären. „Auf der U1 ist noch Luft“, behauptet Becker. Das hätten die laufenden Fahrgastzählungen gezeigt, die für die Verkehrsunternehmen besonders wichtig sind, seitdem sie für die Zahl der tatsächlich beförderten Passagiere bezahlt werden. Die Hochbahn hat deshalb damit begonnen, automatische Zählgeräte in ihren Wagen zu installieren. Gernot Knödler

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