Bushs Schuhattacke als Online-Spiel: "Mitten ins Gesicht!"
Bush bewerfen! Daneben im Irak, Volltreffer in Norwegen - in Deutschland dominiert vorsichtige Zurückhaltung.
Nun kommt auch in Norwegen ein Treter geflogen. Nachdem das Schuhwerk des irakischen Journalisten Muntadar al-Zaidi am Sonntag nur knapp den Kopf des noch amtierenden US-Präsidenten verfehlt hat, gibt die Zeitung Verdens Gang den Besuchern ihrer Webseite nun den Auftrag, das Attentat doch noch zum Erfolg zu bringen. In einem Online-Game fordert das größte norwegische Tagesblatt: "Wirf einen Schuh nach Bush!" Für einen Treffer gibt es kein Gefängnis, sondern nur ein fröhliches "Mitten ins Gesicht!".
Die Internetgemeinde sympathisiert mit der Aktion, freut sich über den Mut der Norweger - und des Fernsehredakteurs al-Zaidi - und verbreitet das Spiel fleißig über Foren und Blogs. Dort tauschen sich die Nachahmungstäter dann über die beste Wurftechnik aus: In welchem Winkel und mit welcher Geschwindigkeit der Spieler die größte Beule an der Stirn von George W. Bush verursacht. Selbst die progressiven Demokraten, eine unabhängige Vereinigung von Anhängern der Demokratischen Partei und politischen Aktivisten in den USA, haben das Spiel bereits auf ihrer Startseite verlinkt.
Unterdessen halten sich deutsche Verfechter der Pressefreiheit mit ihren Einschätzungen des Pantoffelwurfes zurück. Bei Amnesty International möchte sich niemand zu der Attacke äußern. Bei den "Reportern ohne Grenzen" (ROG) findet sich al-Zaidi noch nicht einmal auf der Liste der weltweit inhaftierten Journalisten. Ob er die Aufnahme überhaupt verdient, ist bei der Menschenrechtsorganisation gar nicht so klar. "Wir haben uns noch nicht dazu geäußert. Wir müssen erst mit Paris telefonieren", gibt Sprecherin Anja Viohl zu. Im französischen Hauptquartier laufen die Recherchen vermutlich auf Hochtouren. Bevor die ROG für die Freilassung des Schuhschmeißers plädieren, müssen die Umstände nämlich erst genau analysiert werden. "Das hängt davon ab, wie lange er in Haft bleibt und ob die Pressefreiheit beschnitten wird", sagt Viohl.
Wie die amerikanischen Sicherheitsbehörden künftig mit der Presse umgehen werden, ist ebenfalls unbekannt. So oder so, der geflügelte Schuh ist bereits zum geflügelten Wort für eine neue Art des Protests geworden - eine gewalttätige, aber gleichsam sanfte Art. Dieser Gegenwehr ließe sich vermutlich nur mit einem Schlappenverbot begegnen. Aber wenn sich Journalisten künftig vor Konferenzen ausziehen müssen, bringt das ganz sicher die ROG und Amnesty auf den Plan.
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