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Bushido-ProzessGeldstrafe für Abou-Chaker

Das Landgericht Berlin hat den Ex-Manager von Bushido von den Hauptvorwürfen gegen ihn freigesprochen. Eine Erpressung des Rappers sei nicht erwiesen.

Der Hauptangeklagte Arafat Abou-Chaker vor der Urteilsverkündung im Landgericht Berlin Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Berlin dpa | Das Landgericht Berlin hat den Ex-Manager von Rapper Bushido von den Hauptvorwürfen freigesprochen. Nach rund dreieinhalb Jahren Verhandlung sahen es die Richter am Montag nicht als erwiesen an, dass der 47-Jährige den Musiker zur Zahlung von Millionenbeträgen erpressen wollte. Sie verurteilten Arafat Abou-Chaker, der als Berliner Clan-Chef gilt, lediglich wegen 13 Fällen von unerlaubten Tonbandaufnahmen zu einer Geldstrafe von 81 000 Euro (90 Tagessätze à 900 Euro.

Bushido (45), mit bürgerlichem Namen Anis Mohamed Ferchichi, war in dem Strafverfahren Zeuge und Nebenkläger. Ein Großteil der Vorwürfe basierte auf seinen Aussagen. Zur Urteilsverkündung kam der Rapper nicht. Er lebt inzwischen mit seiner Familie in Dubai.

Die Anklage hatte Arafat Abou-Chaker unter anderem versuchte schwere räuberische Erpressung, Freiheitsberaubung, Nötigung sowie gefährliche Körperverletzung und schwere Untreue vorgeworfen. Mitangeklagt waren drei Brüder von Arafat Abou-Chaker im Alter von 42, 46 und 53 Jahren. Auch diese wurden von den Vorwürfen zulasten des Musikers freigesprochen. Der Hauptangeklagte und einer seiner Brüder erhalten nach dem Urteil Haftentschädigung für eine kurze Zeit, die sie in Untersuchungshaft saßen.

Stuhl und Plastikflasche

Die Staatsanwaltschaft hatte für den Hauptangeklagten eine Gesamtstrafe von vier Jahren, drei Monaten und einer Woche Haft gefordert. Für dessen Brüder beantragte sie Gesamtstrafen von sieben Monaten auf Bewährung bis zwei Jahren und einem Monat Haft. Die Verteidigung hatte Freisprüche gefordert. Keine der angeblichen Straftaten seien erwiesen, die dem Rapper widerfahren sein sollten.

Im Zentrum des Verfahrens stand ein Vorfall am 18. Januar 2018, bei dem Bushido gegen seinen Willen festgehalten worden sein sollte. Dabei sollte er beleidigt, bedroht und auch mit einer Plastikflasche und einem Stuhl attackiert worden sein. Zu den mutmaßlichen Taten sollte es gekommen sein, nachdem der Musiker die Beziehungen zu seinem Ex-Manager 2017 aufgelöst hatte. Dieser habe die Trennung nicht akzeptieren wollen und von dem Rapper eine Millionenzahlung sowie die Beteiligung an dessen Geschäften für 15 Jahre gefordert, so der Vorwurf.

An 113 Verhandlungstagen hat das Gericht seit August 2020 versucht, den Fall aufzuklären. Der Prozess erfolgte unter strengen Sicherheitsvorkehrungen. Manch einer sah darin wohl die Möglichkeit für einen Schlag gegen die sogenannte Clankriminalität, weil Bushido keine Angst zeigte. Das ist bei vielen Prozessen gegen mutmaßliche Mitglieder der organisierten Kriminalität anders. Der Begriff Clankriminalität ist umstritten, weil er nach Ansicht von Kritikern Menschen mit Migrationshintergrund alleine aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit und Herkunft stigmatisiert und diskriminiert.

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3 Kommentare

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  • Gestern kam eine schöne Doku über Berlin in den 1920ern, hieß Sündenbabel Berlin. Schon damals gab es die Organisierte Kriminalität, nannten sich Ringvereine. Auch dort verlor die Bevölkerung das Vertrauen in die Justiz und die Politik. Folge war das erstarken der Nazis.

  • Was die ganze Clan-Problematik angeht, hierzu war in der Jungle World ein lesenswertes Interview mit dem Kriminologen Klaus von Lampe.

    Er bringt ausgewogenes Lichts ins Dunkel des Diskurses:

    "Wie kommt es dann zum weitverbreiteten Gebrauch des Begriffs Clankriminalität?

    Es gibt verschiedene Leute, die ein Interesse daran haben, dass die Clans in der Wahrnehmung existieren und immer größer und gefährlicher werden. Zunächst sind das die kriminellen ­Teile der Clans selbst. Die profitieren davon, wenn sie als Angehörige eines möglichst großen Clans wahrgenommen werden, weil die Probleme mit anderen Kriminellen kleiner werden und keiner sich traut, sie herauszufordern. Auch für die Presse ist das interessant. Und natürlich kommt es auch Leuten, die etwas gegen Migration haben, sehr gelegen, das Problem aufzubauschen.



    Als Wissenschaftler darf man das Thema aber nicht aussparen, weil es instrumentalisiert wird. Die empi­rischen Realitäten gibt es, sie sind nur etwas anders und auch komplizierter, als es im Diskurs erscheint."

    jungle.world/artik...te-machtstrukturen

    • @Jim Hawkins:

      Danke für den Link.

      Das ist mal ein wirklich überzeugender Artikel zu dem Thema.