: Buren verhandeln
■ Gestern begannen historische Gespräche zwischen der südafrikanischen Regierung und dem ANC
Kapstadt (afp) -Sowohl die südafrikanische weiße Regierung als auch der Afrikanische National-Kongreß (ANC) sind am Mittwoch in Kapstadt unter Bekräftigung ihrer bekannten Positionen in die Gespräche über die Zukunft des Landes gegangen.
Elf Vertreter des ANC und neun Regierungsvertreter begannen ihre Verhandlungen im Groot Schuur, der früheren Residenz des Ministerpräsidenten und des Staatspräsidenten. Die Regierungsdelegation wird von Präsident Frederik de Klerk angeführt, an seiner Seite sind acht Minister vorgesehen. Die andere Gruppe steht unter Führung des stellvertretenden ANC-Chefs Nelson Mandela, der am 11. Februar, nach mehr als 27 Jahren Haft entlassen worden war. Auch der Generalsekretär der Südafrikanischen Kommunistischen Partei (SACP), der Weiße Joe Slovo, ist Mitglied der ANC -Verhandlungskommission.
ANC-Generalsekretär Alfred Nzo, der auch Delegationsmitglied ist, machte am Dienstag abend noch einmal deutlich, seine Seite habe keine Zugeständnisse zu machen. „Was sollten wir für Konzessionen machen? Nicht wir haben den Ausnahmezustand verhängt. Nicht wir haben die Leute ins Exil getrieben.“ Damit sind auch schon Hauptbedingungen des ANC genannt, von denen vier besonders zu erwähnen sind: Die Freilassung der politischen Häftlinge (von denen es nach ANC-Schätzungen etwa 3.000 gibt), eine Generalamnestie für die ins Exil Gezwungen (wohl etwa 20.000), die Aufhebung des am 12. Juni 1986 verhängten Ausnahmezustandes sowie anderer repressiver Gesetze und schließlich das Ende von politisch begründeten Gerichts -Prozessen und Exekutionen.
Die Regierungsseite betonte noch einmal vor Gesprächsbeginn, sie sei bereit über die Abschaffung von Maßnahmen zu reden, die das „normale Funktionieren des politischen Lebens beeinträchtigten.“ Verfassungsentwicklungs-Minister Gerrit Viljoen, der als „rechte Hand“ von de Klerk gilt, hielt es allerdings für unmöglich, daß echte Verhandlungen begonnen werden könnten, wenn nicht zuvor die „Gewalt und Einschüchterung aufgegeben“ werde und die andere Seite aufhöre, zum bewaffneten Kampf als Mittel der Auseinandersetzung zu greifen. Seit 1961 führt der bewaffnete Arm des ANC, der „Umkhonto we Sizwe“ (Speerspitze der Nation) den Kampf gegen die Regierung.
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