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BunkeraufbauHotel mit grüner Mütze

Unter dem grünen Dachaufbau auf dem Feldstraßen-Bunker will ein Investor ein umfangreiches Hotelprojekt realisieren. Kritiker fühlen sich bestätigt

Simulation oder Illusion: begrüntes Modell des Feldstraße-Bunkers Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Hamburg taz | Für die Planung des Dachaufbaus auf dem Feldstraßen-Bunker hat ein Stündchen der Wahrheit geschlagen. Weil sich im April sogar die Bezirksfraktionen von Grünen und SPD schlecht informiert fühlten, stellten sie eine bezirkliche Anfrage, nun offenbart die Antwort des Senats konkrete Details und Unverschämtheiten: Während in der Vergangenheit lediglich von Gästewohnungen für Künstler die Rede war, lassen die nun vorgelegten Zahlen die alten Versprechen wie ein Alibi aussehen. Denn jetzt soll sich eine Hotelnutzung mit insgesamt 154 Zimmern über fünf Geschosse erstrecken. Nur sechs Zimmer sind für Künstler vorgesehen.

Geht es nach dem Willen von Erbpächter Thomas Matzen soll der Flakbunker auf dem Heiligengeistfeld, 1942 im Zuge der Verteidigungsstrategie des NS-Regimes im Zweiten Weltkrieg von Zwangsarbeitern erbaut, massiv aufgestockt und oben rum begrünt werden. Für den Innenbereich sehen die Planer eine kommerzielle Nutzung vor. Neben dem Hotel soll es eine Sporthalle, mehrere Gastro­nomiebetriebe sowie ein Bonbon für den Stadtteil geben: eine nun auf 475 Quadratmeter bezifferte Fläche, die für stadtteilbezogene Nutzungen mietfrei zur Verfügung stehen soll.

Außen soll das Dach begrünt und zu einem Gemeinschaftsgarten umfunktioniert werden. Damit der Fluchtweg über eine Rampe gewährleistet ist, dürfen gleichzeitig höchstens 5.000 Leute auf das Dach. Geben die Bezirkspolitiker grünes Licht, die Beschränkungen des derzeitigen Bebauungsplan über den Haufen zu werfen, soll sich das ohnehin schon massive Gebäude nochmal um mehr als die Hälfte erhöhen.

Bemerkenswert ungenau

Um das Vorhaben profitabel zu machen, will der Senat den Pachtvertrag mit Investor Matzen auf 99 Jahre verlängern und auf eine Nutzungsgebühr von rund 2,5 Millionen Euro verzichten.

Bemerkenswert ungenau bleibt die Finanzbehörde in der Frage, unter welchen Konditionen der Pachtvertrag verlängert wird: „Die Konditionen stehen noch unter dem Vorbehalt des Vertragsabschlusses sowie der Zustimmung der zu beteiligenden Gremien und insoweit noch nicht endgültig fest“, heißt es in der Stellungnahme. Die Finanzierung des Stadteilgartens erfolge aber durch den Erbpächter.

„Werbegag und Lüge“

Bis es dazu kommt, müssen aber erst einmal Bezirkspolitiker entscheiden. Einige Abgeordnete hätten noch Probleme mit dem Verkehrskonzept, denn es sei unklar, welche Auswirkungen es auf das benachbarte Wohngebiet gebe, sagt Mittes SPD-Fraktionschef Arik Willner. „Die Antworten und Gespräche ergeben ein komplettes Bild, nun können sich die Abgeordneten ein Urteil bilden“, sagt er.

Eine Entscheidungsfindung ist bei der Linksfraktion nicht nötig: Die Partei lehnt die Aufstockung sowieso ab. „Es war von vornherein klar, dass es sich bei der sogenannten Grünbepflanzung um eine Lüge und einen Werbegag handelt“, sagt die Fraktionsvorsitzende Christine Detamble-Voss.

Der Bezirk will über die Zukunft des Bunkeraufbaus noch vor der Sommerpause entscheiden.

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2 Kommentare

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  • Die letzen Wirbelstürme in Hamburg haben gezeigt, dass das Bauvorhaben, auf dem Bunker Bäume zu pflanzen, der größte Irrsinn ist. Wer zahlt für die Schäden, wenn Bäume aus der Höhe auf Personen oder Fahrzeuge knallen?

    Die Gartenbauämter der Bezirke sollten nicht auf die Pacht verzichten, sondern von den Einahmen die Bäume zurückschneiden. Das Baumkataster ist eine Lachnummer. In Hamm kommen bei WINDSTILLE Äste runter, die ein Durchmesser von mehr als 4cm und eine Länge von 2 m. haben.

  • Wenn die Entscheidung zugunsten des grünummäntelten Geldgiertraums ausfällt, dann ist es ganz gewiss:

     

    Wer gut schmiert, der nicht verliert!

     

    Dann hat sich wohl auch die Frage des Verkehrskonzeptes in Wohlgefallen aufgelöst!