Bundesweiter Bildungsstreik: Studis wollen Banken stürmen
Schüler- und Studentengruppen rufen zu einem bundesweiten Bildungsstreik auf. Auch Banküberfälle haben sie geplant. Gewerkschaften unterstützen den Protest.
Deutschland steht vor dem größten Bildungsstreik seit einem halben Jahrzehnt. SchülerInnen und StudentInnen in mehr als 80 Städten haben angekündigt, dass sie ab Montag für fünf Tage in einen "Bildungsstreik" treten wollen. Unterstützung für ihren Protest erhalten sie von zahlreichen HochschulleherInnen und dem universitären Mittelbau. Attac, und die Gewerkschaften Erziehung und Wissenschaft (GEW) sowie Ver.di wollen sich ebenfalls beteiligen. Die Organisatoren rechnen mit mindestens 150.000 Teilnehmern.
Ihr Unmut richtet sich vor allem gegen Studiengebühren, die Verschulung des Studiums und das mehrgliedrige Schulsystem. Schüler-Vertreter Kaspaer Metzkow forderte zudem kleinere Klassen und mehr Mitbestimmung in den Schulen. Den Studierenden sind vor allem die Bachelorstudiengänge ein Dorn im Auge. Der Promotionsstudent Florian Wilde von der Uni Hamburg nannte diese Studiengänge, die im Zuge des Bologna-Prozess gegründet wurden, ein "völlig verschultes, durchmoduliertes Schmalspurstudium". Sie würden nur bedingt qualifizieren. Zudem beklagte er den zunehmenden Zwang der Unis zur Eintreibung von Drittmitteln. Damit würde die Wirtschaft immer mehr Einfluss auf die Wissenschaft ausüben. Der inzwischen emeritierte Politikprofessor der Freien Universität (FU) in Berlin, Peter Grottian, sprach von einer "McDonaldisierung" der Unis. Er rechnete vor, dass aus dem Bund-Länder-Pakt für Hochschule und Forschung zwar 18 Milliarden kämen. Der Großteil käme jedoch der Exzellenzinitiative und außeruniversitären Forschung zugute. Grottian kritisierte die Elitisierung der Wissenschaft.
Auch Ver.di-Chef Frank Bsirske unterstützt im Namen des Deutschen Gewerkschaftsbundes den Protest. Deutschland rangiere mit seinen Bildungsausgaben im Vergleich mit anderen OECD- und EU-Ländern inzwischen auf den hinteren Plätzen. Bsirske bezeichnete den Vorstoß der Studierenden als "gut und überfällig". Die Schüler- und Studentenvertreter kritisierten, dass Politiker für die kriselnden Banken innerhalb weniger Tage Milliarden auftreiben könnten. Kindergärten, Schulen und Hochschulen hingegen blieben chronisch unterfinanziert. Sie begrüßten zwar, dass aus dem Konjunkturpaket II auch Geld für die Sanierung von Gebäuden fließen. Man müsse jedoch nicht nur in Beton investieren, sondern auch in Köpfe.
Geplant haben sie neben alternativen Vorlesungen, Demonstrationen und Hörsaalbesetzungen auch symbolische Banküberfälle. So wollen sie am Mittwoch in Berlin eine Filiale der Hypo Real Estate (HRE) "stürmen", um vorübergehend den laufenden Betrieb zu stören.
Auf die Frage, warum die Protestwoche erst auf die Zeit kurz vor den Sommer- und Semesterferien gelegt wurde, nannte Studierendentenvertreter Michael Kolain Abstimmungsprobleme zwischen den vielen Unis. Der Unmut sei aber groß - der Protest würde auch im nächsten Semester noch andauern, ist sich Kolain sicher. Vergangene Studierendenproteste fanden stets mit Beginn der Semesterferien ein jähes Ende.
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