Bundesverfassungsrichterin. 27. März 1934 – 10. September 2016: Jutta Limbach
Von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
1992 bin ich auf der Konferenz der Justizministerinnen und Justizminister der Länder Jutta Limbach zum ersten Mal begegnet. Sie, die damals schon erfahrene Justizsenatorin Berlins, war es, die mir als Konferenznovizin und frisch ernannte Bundesministerin der Justiz mit ihrer juristisch-fachlichen Kompetenz und wohlmeinenden Offenheit den Start erleichterte und über die Skepsis meiner Amtskollegen hinwegzuhelfen suchte. Meine Gewissheit hat mich nicht mehr verlassen, in Jutta Limbach einen außergewöhnlichen, vertrauenswürdigen Menschen kennengelernt zu haben.
Jutta Limbach war eine herausragende Juristin, der man anmerkte, dass sie sich nicht nur mit den rechtsdogmatischen und handwerklichen, sondern auch den philosophischen Voraussetzungen ihres Faches intensiv beschäftigt hatte. Sie verstand es, die ihre Reden prägenden Gedanken und sie begründenden Argumente verstehbar und deshalb überzeugend zu machen. Sie könne, so ein früherer Gerichtskollege Jutta Limbachs, ohne „Überlegenheitsgestus Autorität vermitteln“.
Es war für sie selbstverständlich, dass man enorm lernbereit sein muss, wenn man unter lauter Eggheads bestehen will. Man muss eine Haltung haben und wissen, dass es die Vernunft auch mal auf der anderen Seite geben kann. Und doch konnte Jutta Limbach auch zornig sein. Im Gegensatz zur Wut, der blinden Wut mit ihrer zerstörerischen Wirkung, sagte sie, sei gerechter Zorn motivierend, kraftspendend – und habe ein Ziel vor Augen.
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, 65, FDP-Politikerin und ehemalige Bundesjustizministerin
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