Bundesliga: Magaths Teeglas ist noch halb voll
Der VfL Wolfsburg holt gegen Greuther Fürth ein eher glückliches 1:1 - zu wenig für die Ambitionen der VW-Tochterfirma. Aber Trainer und Geschäftsführer Felix Magath nimmts gelassen.
WOLFSBURG taz | Der neue Slogan des Bundesligisten VfL Wolfsburg lautet: „Fußball ist alles“. Aber längst nicht alles ist Fußball, kann man da nur sagen. Speziell, wenn man an das 1:1 gegen Aufsteiger Greuther Fürth vom Samstag denkt.
Seit Beginn der zweiten Arbeitsphase von Felix Magath vor anderthalb Jahren rätselt man, was das wohl werden wird beim VfL, und noch immer muss man sich von Indiz zu Indiz hangeln. Es brauche eben seine Zeit, sagt Magath, wenn schon wieder so viel Veränderung sei. In der Regel rührt er dazu in seinem Tee.
Nachdem er im Sommer den Weltklassestürmer Mario Mandźukić an die Bayern abgegeben hat und der wiedererstarkte Patrick Helmes sich verletzte, versucht er es jetzt mit eher unsubtilem Flugballspiel auf den niederländischen Zielstürmer Bas Dost und der Hoffnung auf den zweiten Ball. Bei den Fürthern war nach dem Spiel deutlich rauszuhören, dass ihnen dieser Stil prächtig in ihre Pläne gepasst hatte.
„Wir wussten, dass sie lange Bälle auf Dost spielen, insofern war das einfach für uns“, sagte Torhüter Max Grün. Nun ja, einmal nicht, da war ausnahmsweise Dynamik entstanden, weil Innenverteidiger Naldo nach vorn zog, der lange Dost das Luftduell gegen Thomas Kleine gewann und einen Flugball auf Kahlenberg zurücklegte, und Ivica Olić den Abpraller zum 1:1 (42.) verwertete. „Zu naiv, zu unclever“, sei man da gewesen, sagte Trainer Mike Büskens.
Ansonsten gehörte die Halbzeit dem Aufsteiger, der den VfL mit ordentlich organisiertem Gegen-den-Ball-Spiel dominierte und sogar in Führung ging, als Innenverteidiger Emanuel Pogatetz, von Gegenspieler Ilir Azemi bedrängt und von seinem Keeper Diego Benaglio allein gelassen, einen Abstoß des Fürther Keepers Grün ins eigene Tor lenkte (28.). Es war Grüns erster Assist überhaupt, jedenfalls sagte er das, und sah aus Wolfsburger Sicht ein bisschen dilettantisch aus.
Nicht mehr so einfach hatten es die Fürther, als der VfL nach einer Stunde mit Diego, Thomas Kahlenberg und den eingewechselten Robin Knoche und Vieirinha auf Tempokombinationsfußball umschaltete und der brasilianische Rechtsverteidiger Fágner mit gelungenen Flankenläufen andeutete, was er drauf hat. Fürth verlor etwas die Ordnung und Wolfsburg spielte mehrere Torschüsse heraus, aber letztlich keine echten Großchancen.
Und nun? Hat der VfL aus vier Spielen fünf Punkte geholt und ist damit – Mittelmaß. Also im Grunde ganz bei sich. Naja, sagt Magath, vier Auswärtspunkte seien in Ordnung, ein Heimpunkt aus zwei Spielen sei „zu dünn“. Sicherheitshalber sagte er dann gleich selbst, dass die Volkswagen-Tochter ja „hohe Ansprüche“ habe und „unter die Besten der Liga“ wolle und somit „zulegen“ müsse, ansonsten werde man diesen Ansprüchen „nicht gerecht“. Aber das versteht sich im Grunde von selbst.
Aus Magaths Sicht ist es legitim und auch notwendig, zu so einem frühen Zeitpunkt das Teeglas halb voll und nicht halb leer zu sehen. Im Gegensatz zur vergangenen Saison scheint jetzt ein Teamgerüst zu stehen – und die Abwehr personell auch. Defensiv funktionierte sie, abgesehen vom Slapstick-Eigentor, relativ gut. Eine interessante Frage aber ist, ob Magaths Team mit einer Sturmspitze und einer offensiven Dreierreihe dahinter einen konsistenten Fußballstil entwickelt, mit dem es in der Lage ist, Heimspiele zu kontrollieren und Tore zu erzielen, ohne sich zu entblößen.
Bisher hat man in vier Spielen erst zwei geschossen. Im ersten Heimspiel war Magaths Entwurf beim 0:4 gegen Hannover 96 gegen Mirko Slomkas Tempokonterfußball komplett chancenlos. Und gegen Fürth brauchte man am Ende sogar Glück, als der dribbelstarke Konterspieler Sercan Sararer aus dem Blauen heraus einen satten Schuss an den Pfosten knallte (83.).
Immerhin kommt jetzt ein „einfaches Spiel“, wie Torschütze Olić sagt. Am morgigen Dienstag tritt man beim Tabellenführer FC Bayern an, und da stehe man „nicht so unter Druck“. Stimmt: In der Regel kommt man ohne Punkte aus München zurück. Aber „wenn wir nicht dran glauben würden, da was zu holen, bräuchten wir nicht hinfahren“, sagte Kapitän Diego Benaglio nach dem Spiel in der Mixed Zone. Neben ihm stand das Maskottchen Wölfi und wedelte nachdenklich mit seinem grauen Schwanz.
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