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Bundesliga-NordderbySchon wieder ein Punkt für Kind

Aufsteiger Hannover 96 bleibt auch in Wolfsburg ungeschlagen. Die Hausherren verlieren mit Mario Gomez den Torgaranten der Vorrunde.

Abnutzungskampf: Wolfsburgs Josuha Guilavogui hechtet vor Hannovers Felix Klaus zum Ball Foto: Peter Steffen/dpa

Wolfsburg taz | Es ist nicht mal zu erahnen, ob der Weg des VfL Wolfsburg in der Fußball-Bundesliga den nächsten Monaten nach oben oder nach unten führen wird. Alle Gegner sagen ja rituell, der VW-Club sei „individuell sehr stark“ besetzt. Aber ob er in diesem Jahr tatsächlich wieder entsprechende stilistische, strategische und mentale Strukturen entwickelt, ist völlig offen. Das 1:1 gegen Aufsteiger Hannover 96 war eine jener nicht schön anzusehenden Abnutzungs-Partien, nach der alle Beteiligten erzählen, wie und warum sie auch gewinnen hätten können und dann am Ende das Remis als „verdient“ erklären.

Sagen kann man, dass die Wolfsburger nach Daniel Didavis Freistoßtreffer zum 1:0 (52.) zunächst druckvollen Kombinationsfußball spielten und einen Matchball hatten, den derselbe Didavi freistehend aus kurzer Distanz vergab. Was der auch gar nicht leugnete. „Ich hätte das 2:0 machen müssen“, sagte er später. Der kurz vor Transfer­ende vom FC Liverpool ausgeliehene belgische Nationalstürmer Divock Origi hatte sich mit Körper und Speed eindrucksvoll durchgesetzt und aufgelegt. Statt der Entscheidung erzielte Hannover durch Martin Harniks Hackentor noch den Ausgleich (75.), weil sich in Wolfsburgs Defensive ausnahmsweise mehrere individuelle Fehler aneinanderreihten.

Grundlage dieses Spiels war, dass Hannover mit dem Defensivstil seines Trainers André Breitenreiter auf Fehler der Wolfsburger wartete, und die prioritär darauf bedacht waren, diese Fehler zu vermeiden. Wie die Wölfe überhaupt mit Trainer Andries Joncker stärkere Akzente auf eine sortierte Defensive legen, was mit der neuen Fünfer-Kette noch mal weitergetrieben wurde. Man habe schon vorher gewusst, sagte VfL-Sportchef Olaf Rebbe, dass das „fürs Auge nicht so schön“ würde. Aber das ist ja nicht die Ausnahme, sondern die Regel, es wird nur noch so getan, als wäre es anders. Wolfsburgs letzte vier Siege gelangen mit 1:0, die beiden Auftaktsiege von 96 auch. Da steckt also System dahinter.

Vor dem Auswärtsspiel in Stuttgart am kommenden Samstag sorgen sich die Wolfsburger um ihren Kapitän und Ankerspieler Mario Gomez. Wolfsburgs Torversicherung der letzten Runde wartet auf den ersten Saisontreffer und musste nach einer verpassten Großchance ausgewechselt werden (39.). Sein Trainer Joncker ist der Meinung, dass Gomez den Ball reingeschossen hätte, wenn er sich nicht verletzt hätte. Es war andersherum: Gomez beschädigte sein Sprunggelenk, weil er freistehend den Ball nicht traf.

Bei Hannover 96 ist die Stimmung derweil rundum prächtig. Das Team ist ungeschlagen, seit im Frühjahr Trainer Breitenreiter sein Amt angetreten hat. Nun ist man mit sieben Punkten aus drei Spielen in die Saison gestartet, in der man als Aufsteiger nur den Klassenerhalt anpeilen muss und kann. Obwohl: „Wir sind kein klassischer Aufsteiger, sondern eine Mannschaft, die in die Erste Liga gehört, mit entsprechendem Etat“, sagte Torschütze Harnik. Er selbst hob das „Glück“ heraus, das man für einen Hackentreffer braucht, bei dem zwei Gegenspieler getunnelt werden, aber sein Präsident Martin Kind sagte, Harnik sei „in jeder Situation abgezockt“.

Kind, 73, lehnte in blauer Freizeitkleidung an einer Balustrade der Mixed-Zone. Braun gebrannt und für seine Verhältnisse richtig entspannt und zufrieden aussehend erklärte er, was alles gut läuft bei Hannover 96. Der teure Abstieg soll sich auf keinen Fall so bald wiederholen. Bis Ende des Jahres erwartet der Hörgeräte-Unternehmer, vom DFB die Ausnahmegenehmigung um die „Hannover 96 Management GmbH“ als Mehrheitseigner zu übernehmen. In der 96er-Kurve protestierten Fans mit einem „Kind muss weg“-Plakat dagegen. „Die sollen die Mannschaft unterstützen, das ist ihr Job“, sagte Kind lapidar. „Wenn sie Politik machen wollen, sollen sie das außerhalb des Platzes machen.“

Am Freitag erwartet man zu Hause den HSV, da wird man sehen, wie es weitergeht – sportlich und in dieser Kontroverse. Wie das im Fußball so ist: Jeder Sieg hilft Kind.

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1 Kommentar

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  • Mein Senf hat nicht unbedigt etwas mit diesem Spiel zu tun. Ich finde die Bundesliga mit der Dreiteilung des Spieltages ziemlich langweilig. Es fällt mir schwer meine innere Anspannung auf 3 Tage zu verteilen... Das Freitagsspiel war ein relativ einschläferndes Spektakel..... Der Samstag hatte seine Überaschung als ich schon auf Zwutsch war und die beiden Sonntagsspiele zogen in der Zusammenfassung auf den Dritten Programmen auch nicht die Wurst vom Teller, sind aber wie ich finde am besten , da kurz, invormativ und zu einer guten Zeit ! Och wie schön wäre doch das alte Sportschauformat mit 8 oder allen 9 Spielen am Samstag um halb vier...