Bundesliga-Nordderby: HSV geht in Wolfsburg unter
Der schon wieder neu formierte HSV geht in Wolfsburg mit 0:3 unter. Die Wolfsburger nutzen Abstimmungsfehler der durchheinander gerüttelten Hamburger Abwehr eiskalt aus
Der Hamburger SV brachte aus Wolfsburg kein Auto, aber ein dickes Paket mit. Vor 30.000 Zuschauern in der ausverkauften Volkswagen-Arena gewann der VfL gegen den chancenlosen Tabellenführer aus Hamburg auch in dieser Höhe verdient mit 3:0 (3:0) nach Treffern von Dejagah, Madlung und Grafite.
Beide Trainer rotierten. Der eine, Felix Magath vom VfL Wolfsburg, ein wenig: Im Unterschied zum 1:0-Uefa-Pokalsieg gegen Rapid Bukarest begann Ashkan Dejagah für Edin Dzeko. Der andere, Martin Jol vom HSV, rotierte heftig: Drei Änderungen im Vergleich zum 0:0 im Uefa-Pokalspiel gegen Unirea Urziceni. In der Innenverteidigung begann Joris Mathijsen statt Bastian Reinhardt, für Marcell Jansen startete Thimothee Atouba als linker Verteidiger und für Thiago Neves stand Jerôme Boateng in der Anfangsformation. Der HSV spielte ohne Neves nicht mit einer Raute, sondern mit den defensiven Mittelfeldspielern David Jarolim und Nigel de Jong.
Jol versuchte aus der Not, dass er Spieler während der Saison integrieren muss, eine Tugend zu machen. Er probiert aus, er testet, er verschafft Spielern eine Verschnaufpause. Die Zeit der Stammformation, die nur bei Verletzungen geändert wird, ist vorbei. In diesem Spiel endete der Versuch mit Not und Tugend in blankem Entsetzen.
Mathijsen hatte in der 8. Minute die erste HSV-Chance, köpfte aber den Eckball von Piotr Trochowski knapp neben das VfL-Tor. Das erste Tor machte der VfL: Außenverteidiger Marcel Schäfer setzte sich auf der linken Seite durch, Guy Demel kam zu spät, die Hereingabe verwandelte Dejagah, Atouba war nicht nahe genug an ihm dran. Das zweite Wolfsburger Tor fiel von der anderen Seite. Freistoß VfL: Innenverteidiger Alexander Madlung hinaus auf Sascha Riether, der flankt und diesmal verwandelt Madlung (22.).
Der vierte 0 : 2-Rückstand für den HSV in dieser Saison. Bislang gelang es immer, trotzdem noch zu punkten. Doch das kann nicht immer klappen. Als Alex da Silva in seinem zweiten Saisonspiel den Ball nicht bekommt, und dann auch noch strauchelt, ist Grafite mit einem Pass von Zvjezdan Misimovic auf und davon, auch der verzweifelte Rettungsversuch von Mathijsen nützt nichts mehr (28.). Vor allem in der ersten Halbzeit erwiesen sich da Silva, und die HSV-Innenverteidigung insgesamt, als Unsicherheitsfaktor.
Beim Stand von 0:3 reagiert Jol: Er nimmt Boateng heraus, lässt Demel rechten Verteidiger spielen, Jonathan Pitroipa, Neuverpflichtung aus Freiburg, kommt ins rechte Mittelfeld.
Der VfL Wolfsburg spielte eine fehlerfreie erste Halbzeit, der HSV, der fast jeden Angriff über die rechte Seite vortrug, fand kein Rezept. "Das ist eine starke Mannschaft, fit und gut", hatte Jol vor der Partie gewarnt. Und so war es auch in der zweiten Halbzeit: Der HSV versuchte sich aufzubäumen, kämpfte, ging engagierter in die Zweikämpfe, doch die Wolfsburger wirkten fitter und frischer. Stets hatten sie einen Mann mehr in Ballnähe. Atouba, Guerrero und Pitroipa versuchten alles, die Mannschaft krempelte die Ärmel hoch, doch Wolfsburg spielte die Partie sicher und souverän zu Ende.
Die erste große Torchance hatte der HSV nach 75 Minuten. Eingeleitet von einem Fehler des ansonsten großartigen Andrea Barzagli, der die VfL-Abwehr dirigierte, stürmte Guerrero allein aufs VfL-Tor zu, doch Diego Benaglio im Wolfsburger Tor hielt.
Nun ist der HSV Vierter und Wolfsburg Sechster hinter den punktgleichen Leverkusenern. Die Nummer eins im Norden war - zumindest bei diesem Spiel - der VfL Wolfsburg. Die Wolfsburger Fans feierten das mit "so ein Tag", was deutsche Fußballfans nur im Zustand größten Glücks tun.
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