Bundesliga Niederrhein-Derby: Im Tiefschlaf

Nach dem 1:3 in Düsseldorf will sich Gladbach-Coach Hecking auf intensive Fehlersuche in seinem kriselnden Ensemble begeben.

Zwei Männer machen Sport

Derbes Derby: Der Düssel­dorfer Rouwen Hennings (l.) erzielt das 3:0, und der Gladbacher Matthias Ginter kann nicht klären Foto: dpa

DÜSSELDORF taz | Der Gladbacher Mannschaftsbus, der im Erdgeschoss der Düsseldorfer Arena hinter der Glasfront parkte, erinnerte an einen gestrandeten Wal. „Unzähmbar seit 1900“, hat der fünfmalige Deutsche Meister der 1970er Jahre dem Vehikel auf die Flanken drucken lassen. Im Februar und März 2019 geisterten die Niederrheinischen allerdings überwiegend extrem handzahm durch die Liga. Mit dem 1:3 bei Nachbar Fortuna war nun der bisherige Tiefpunkt erreicht – und für Trainer Dieter Hecking der Punkt, an dem er genug hatte von diplomatischen Verrenkungen.

Grund genug hatte er für seinen geballten Groll, schließlich war die Partie nach den Düsseldorfer Treffern durch Mittelstürmer Rouwen Hennings (2) und Mittelfeldmann Kevin Stöger bereits nach 16 Minuten gelaufen. „Die Anfangsviertelstunde kann ich nicht erklären. Da waren wir im Tiefschlaf“, rügte Hecking sein unkonzentriertes, ängstliches Ensemble, dem Doppeltorschütze Hennings mit dem Hinweis dankte: „Wir wollten Nadelstiche setzen. Dass es gleich drei Keulenschläge wurden, ist super.“

Als „nachlässig hoch drei“ kanzelte Hecking das Defensivverhalten seines Teams bei den drei simplen Gegentreffern ab. Ihre zehn Punkte Vorsprung auf die Plätze jenseits der Cham­pions-­League-­Zulassung haben die Borussen längst verschleudert. Stattdessen beträgt selbst das Plus gegenüber den deutlich auflebenden Hoffenheimern auf Rang neun nur noch sechs Zähler. Während Fortunas vor Stolz bebender Trainer Friedhelm Funkel von einem „Meilenstein“ auf dem Weg zum Klassenerhalt sprach, droht diese zwischenzeitlich so verheißungsvolle Saison für die Gladbacher wieder dort zu enden: fern der internationalen Ränge, im grauen Mittelmaß.

„Ich muss aufpassen in meinen Emotionen, was ich sage. Aber heute sind einige Dinge ganz falsch gelaufen“, kommentierte Kapitän Lars Stindl den Schreckensnachmittag am Rhein. Im Gegensatz zu Übungsleiter Hecking, den auch die etwas bessere zweite Halbzeit seines Teams und das späte 1:3 durch den in der Pause eingewechselten Denis Zakaria nicht besänftigte, denn nun gehe es um Grundsätzliches: „Das war ein sehr, sehr schlechtes Auswärtsspiel von uns. Wir haben sehr viel von dem vermissen lassen, was Fußball ausmacht. Eine Kehrtwende um 180 Grad werden wir jetzt nicht hinlegen, aber wir machen auch kein Bu­siness as usual“, kündigte Sportdirektor Max Eberl einen raueren Wind an, der nach Heckings Geschmack richtig eisig ausfallen soll.

Dieter Hecking will alles hinterfragen

„In der ersten Halbzeit hätte ich jeden Spieler auswechseln können“, fauchte der 54-Jährige. Dass es nach 41 Minuten als Erstes Angreifer Thorgan Ha­zard erwischte, habe mit einer bestimmten „Sache“ zu tun gehabt. „Die hat mich geärgert, das muss ich auch noch mit ihm persönlich besprechen. Die Auswechslung war zwingend notwendig“, zürnte Hecking. Ihn hatte vermutlich ein Ballverlust von Hazard, nach dem der Belgier seinem Gegenspieler mehr hinterhergetrabt als gelaufen war, empört. Jedenfalls steht Borussias Bankvorsteher der Sinn für die nächsten Tage nach Durchgreifen.

Dieter Hecking, Gladbachs Trainer

„Hätte jeden auswechseln können“

„Wir müssen uns hinterfragen, ob es richtig ist, wie wir mit den Jungs umgehen. Wir müssen alles umdrehen, ich kann das so nicht hinnehmen“, machte Hecking deutlich und nahm sich auch selbst in die Verantwortung: „Wenn man gesehen hat, wie die Düsseldorfer das Derby im Vergleich zu uns angenommen haben, muss man sagen, dass es bei uns vorher vielleicht nicht so wichtig war.“ Klare Erkenntnis: „Diese Spiele müssen wir in Zukunft anders angehen.“

Empfehlenswert wäre eine komplett überarbeitete Grundhaltung. Am Sonntag gastieren die immer gefräßiger und selbstbewusster werdenden Bremer im Borussia-Park.

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